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ster des Königs, einer jungen Dame, die vielleicht schon damals, als sie noch Madame d'Alençon hieß, anfing, durch ihré poetischen Talente Aufsehen zu er regen, ehe sie noch als Königin von Navarra eis ne berühmte Dichterin wurde. Indessen scheint sie bei dieser ersten Bekanntschaft mit ihrem Kammer: diener Marot noch in keiner Art von vertrautem Verhältnisse gestanden zu seyn. Marot verließ ihs ren Hof nach einigen Jahren, um den König Franz, der sich für ihn zu interessiren anfing, auf dem Felda: zuge in die Niederlande zu begleiten. Sein unruhi. ger Geist führte ihn nach Paris zurück. Bald nachher entspann sich die galante Verbindung zwischen ihm und der schönen Gråfin Diane von Poitiers, um deren Gunst Prinzen und Herren vom ersten Range, den König selbst nicht ausgenommen, sich bewarben, und die in der Folge als erklärte Günft: lingin des Königs Heinrich II. auch in der politis schen Geschichte von Frankreich eine Rolle gespielt hat. Wenn irgend eine in der Geschichte der Lits teratur merkwürdig gewordene Liebschaft für hinläng lich beglaubigt gelten kann, so ist es diese. Aber Marot bewies auch durch sein Betragen in dieser Liebschaft, die der. Gegenstand eines beträchtlichen Theils seiner Gedichte ist, zuerst dem ganzen Pus blicum, daß er mit allen seinen Talenten ein Mensch von gemeiner Seele war. Er pries mit fecker In discretion, ohne Gefühl wahrer Zärtlichkeit, sein Glück und die Reize der schönen Frau, so lange sie ihn leiden mochte; und nachdem er sich mit ihr entzweit hatte, war er unerschöpflich in Pasquillen gegen sie. Daß sie nun auch, durch die schmählichsten Sport: gedichte von ihm unaufhörlich zerrissen, seine erklårs te Feindin wurde, und in der Folge das Unglück

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beförderte, das ihn traf, hatte er um sie verdient. Als er noch im besten Vernehmen mit ihr stand, mußte er sich auf einige Zeit von ihr trennen, um den König auf dem unglücklichen Feldzuge im Jahr 1525 nach Italien zu begleiten. Durch den Aus: gang der großen Schlacht bei Pavia gerieth er mit seinem Könige in spanische Gefangenschaft. Set

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ne Freiheit erhielt er zwar wieder, als der König
Franz noch zu Madrid seufzte. Marot eilte nach
Paris zu seiner Geliebten zurück. Er schwelgte im
Genusse seines Glücks. Aber ehe noch der König
aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, batte
Marot's Glück bei der Gräfin von Poitiers sein En
de erreicht; und um dieselbe Zeit brach der Sturm
von einer andern Seite gegen ihn aus.
Er war
längst durch seine keßerischen Aeußerungen in den
Ruf eines geheimen Lutheraners gekommen. Jekt
überfiel ihn die Kirchenpolizei, bemächtigte sich seis
ner Papiere, und sehte ihn vorläufig in Arrest.
Die Papiere, die man bet ihm fand, reichten zue
Begründung eines Verdammungsurtheils nicht hin.
Aber aus dem Gefängniß wurde Marot nicht ents
lassen. Auch in dieser Noth verlor er seine gute Laus
ne nicht, scherzte und lachte in Versen, interessirte
dadurch immer mehr Personen für sich, und bewirks
te endlich durch eine komische Epistel, die er an den
König selbst richtete, daß er auf ausdrückliches Vers
langen desselben, da der Monarch wieder helfen
fonnte, seine Freiheit wieder erhielt. Vorher hats

te er noch seine Muße im Gefängnisse benußt, den
alten Roman von der Rose durch Moderni
firung der Sprache lesbarer für das größere Publis
cum zu machen ). Nach seiner Befreiung kam et

z) Vergl. oben .40.

auf

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auf den Gedanken, sich zu verheirathen, und überhaupt ein regelmäßigeres Leben zu führen. Er schrieb nun auch geistliche Gedichte, Aber verwöhnt durch die galanten Intriguen des Hofes, und eitel, wie mehrere Dichter, sah er sich bald wieder nach einer vornehmen Liebschaft um. Er wagte es, feine Blicke mit den Ansprüchen eines Liebhabers, der nicht auf halbem Wege stehen bleibt, zu seiner ersten Gönnerin, der Schwester des Königs Franz zu erheben, die indessen an den König von Navars ra vermählt war. Die Königin Margarethe von Navarra, sehr unzufrieden mit ihrem Gemahle, mit poetischen Phantasien aller Art noch mehr, als Marot, beschäftigt, und an keckem Hinaussehen über die Geseke des strengeren Wohlstandes ihm ungefähr gleich, ließ sich eine Intrigue gefallen, Die nun ein neuer Gegenstand der Gedichte des das mals schon in ganz Frankreich bewunderten Ma rot wurde. Mit einer poetischen Correspondenz, in welcher Marot den unglücklichen und immer zárt: licheren Liebhaber vortrefflich spielte, fing diese Ins trigue an. Sie dauerte ziemlich lange; und Mas rot scheint am Ende Ursache gehabt zu haben, mit dem Ausgange völlig zufrieden zu seyn. · Auch war er in dieser etwas gefährlichen Situation weit diss creter, als vorher in seiner Verbindung mit Dias nen von Poitiers. Die Versuche, die gemacht wurden, ihn von der Königin zu entfernen, mißs Jangen; denn Margarethe hatte zu viel eigenen Wils len. Marot mußte eine kurze Zeit den französischen Hof meiden; aber er kam wieder. Dann folgte er ihr und ihrem Gemahle, der diesem Verhälts nisse mit vielem Gleichmuth zugesehen zu haben scheint, nach Navarra, wo Margarethe als Könis

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gin ungestörter nach ihrem Sinne leben konnte, als zu Paris. Unter diesen fortwährenden Zers Streuungen hörte der glückliche Dichter nicht auf, Verse zu machen. Aber zur ausführlichen Erzählung der ganzen Geschichte seines regeilosen Lebens ist hier kein Raum. Marot hatte nun zwar den Tis tel und die Besoldung eines Kammerdieners des Königs Franz, aber doch gewöhnlich kein Geld. Bald verschwendete er, was er hatte; bald ließ er sich bestehlen. Diese kleinen Umstände seines Lebens muß man auch wissen, um seine Gedichte zu verste hen. Mit den neuen Verfolgungen, die er sich durch seine gar nicht zu bezweifelnde Anhänglichkeit an den Protestantismus zuzog, fing der Ros man seines Lebens eine ernsthaftere Wendung zu nehmen an. Marot hatte, um zu zeigen, daß er auch ein frommer Dichter seyn könne, einen Theil der biblischen Pfalme in französische Verse übers fekt. Man las diese Uebersetzungen bei Hofe mit einem Entzücken, als ob es neue Rondeaur wåren. Aber die Geistlichkeit fand eine so profane Behands lung der heiligen Poesie höchst ärgerlich. Sie verbot den Verkauf dieser Uebersetzungen. Marot wurde von neuem wegen keßerischer Grundsäße zur Verantwortung gezogen. Eine Zeitlang schüßte ihn seine Gönnerin, die Königin von Navarra. Dann mußte er dennoch flüchten. Er verließ Frank: reich. In Italien am Hofe zu Ferrara, wo die Herzogin, von Geburt eine französische Prinzessin, fich für den Reformator Calvin zu erklären gewagt hatte, fand auch Marot ein Asyl. Calvin, dessen persönliche Bekanntschaft er machte, gewann an ihm einen erklärten Prosehten. Über Marot spielte mit seinem Glauben, wie mit seinem Leben. Nachdem

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er

er mehrere Verse zu Ehren der neuen Kirche gemacht hatte, sehnte er sich nach seinem Vaterlande zurück. Aus Genf, wo er sich einige Zeit aufhielt, wurde er wegen seines årgerlichen Lebenswandels verwiesen. Es gelang ihm, sich wieder an den König Franz zu schließen. Mit derselben Frivolität, wie er den Prote: stantismus angenommen, schwur er ihn nun wieder ab. Aber man trauete ihm nirgends mehr. Aller Ges fahr zu entgehen, flüchtete er wieder über die Alpen. Der lekte Ort seines Aufenthalts war Turin. Dort starb er im Jahre 1544, dem neun und viers zigsten seines Alters, nachdem er nie aufgehört hat: te, dem Publicum Aergerniß zu geben; bewundert von seiner Nation, als wäre er der größte Dichter seiner Zeit gewesen; um seiner Talente willen von Vielen geliebt; geachter vermuthlich von Keinem.

Es war keine Abschweifung vom geraden Wege einer Geschichte der schönen Litteratur, von dem Leben eines Marot etwas umständlichere Nachricht zu ge ben. Denn der Unterschied zwischen diesem Epos chenmanne und den Männern, denen die Poesie andes rer Nationen den Anfang einer classischen Bildung verdankt, ist zu merkwürdig. Die Stifter der classis schen Poesie der Italiener, Spanier und Portugies fen waren liebenswürdige Schwärmer; an der Spike der Reformatoren des altromantischen Styls in der französischen Poesie steht ein Wüßtling. Liebenswür, Dig im französischen Sinne darf auch er als Dichter genannt werden. Aber es ist eine sinnliche Zarts heit und Anmuth, die Maror's vorzüglicheren Ger dichte belebt. Es fehlt seiner Poesie, wie seinem

Leben,

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