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Leben, an Adel der Schönheit. Ohne Gefühl für die Würde der Kunst, folgte er dem Stro me seiner vorüberwallenden Launen. Das Vortreffs. liche an sich reizte ihn wenig; er verfolgte nie die begeisternde Idee einer neuen Schöpfung in der poetischen Welt; er wollte nur die Ereignisse seines Lebens durch Phantasie und Wih interessanter mas chen, und die Geburten des Augenblicks verewigen: durch geistreiche Gestaltung. Das wirklich Poetis sche in seinen Werken interessirt zwiefach durch det Widerschein eines ungewöhnlichen, voll genialischen Leichtsinnes mit sich selbst spielenden Charakters. Aber von dem höheren Dichtergenie, das sich durch neue Ansichten der Natur und seiner selbst, durch überraschende Formen, und durch Tiefe des poetis schen Blicks ankündigt und bewährt," har Marot's Poesie keinen Zug. Marot hatte mehr Geschmack, als alle französischen Dichter vor ihm. Aber so sehr er seine Vorgänger in einigen Dichtungsarten an Cultur übertrifft, so ähnlich ist er ihnen, wo er, wie sie, wikelnde Prose mit prosaischer Geschwät. zigkeit in Versen vorträgt. Auch seine besseren Gedichte sind nicht sämmtlich von gemeinen Auss wüchsen frei. Eine ganz neue Bahn hat er in feis ner Hinsicht gebrochen. Aber er hat das große Verdienst, der erste französische Dichter zu seyn, der nach classischen Mustern des Alterthums und der italienischen Poesie seine poetische Diction bils dete, ohne weder den Geist und Styl der franzo: fisch: romantischen Poesie zu entstellen, noch seiner individuellen Sinnesart durch pedantische Nachah, mung der Alten Gewalt anzuthun. Aus diesem Gesichtspunkte beurtheilt, verdient er ganz den Plak, auf den ihn die Litterargeschichte längst gestellt hat. ́Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek, V. B.・M Wie

Wie er das Studium der alten Litteratur und eis niger italienischen Dichter mit seiner eigenen Art, zu dichten, in Uebereinstimmung zu bringen gesucht hat, beweisen vorzüglich seine metrischen Uebers sehungen aus dem Lateinischen und Italienischen. Der Marotismus, den man seinen Nachahmern mit Recht vorwirft, ist bei ihm selbst die gedies genste Natur. Nur wenn er die Manier, die ihm Die einzig natürliche war, in Dichtungsarten übers trug, in die sie nicht gehört, verkannte er selbst die Schranken seiner Talente.

Die Anzahl der Gedichte Maror's steht mit ihrem inneren Werth in sehr ungleichem Verhälts nisse. Aber man kann sie auch nicht wohl nach eis ner Auswahl schäßen, weil in der ganzen Sammlung oft unter den langweiligsten Gaukeleien des tåndelns den Wißes die schönsten Funken glücklicher Gedans ken und poetischer Empfindungen hervorbliken "). Die Sprache Marot's hat selbst in der Geschwäßigs. keit eine Prácision, an der man den Schüler der alten Classiker erkennt. Mehrere der neuesten Ges sehe der französischen Versification, die von so vies len willkührlichen Bestimmungen abhängt, þat er, zur Verwunderung der späteren Kritiker, wenn auch nicht immer, doch oft sehr genau beobachtet, ohne es selbst zu wissen. Aber daß er den Alexandris

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Man darf also schon deßwegen nicht in Voltaire's schneidendes Urtheil einstimmen, daß sich das Lesenss werthe in Marot's Gedichten auf fünf bis sechs Blåts ter reduciren lasse. Aber das Urtheil ist nachgesprochen worden, weil es von Voltaire fam. Selbst der Hers ausgeber der Bibliothèque poëtique fragt sehr schüchs tern: Mais cet illustre poëte (nähmlich Voltaire) n'est». pas un peu trop févère à l'égard du nôtre?

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ner, von den neuesten französischen Kritikern der französische Hexameter genannt b), noch nicht vorzüglich cultivirte, und daß er in der Mischung männlicher und weiblicher Reime noch keiner bleis benden Regel folgte, wird ihm von jenen Kritikern als Mangel an Geschmack angerechnet.

Nach der Ordnung, in welcher Marot's Ger dichte gesammelt sind, stehen die vermischten Berte (Opuscules), wie sie da genannt werden, voran. Eine allegorische Erzählung (denn was wås re ein französischer Dichter ohne allegorische Erfine dungen gewesen?): Der Tempel des Cupido (Le temple de Cupido )) ist als ein jugendlicher Ver such ganz gut ausgefallen. Marot war funfzehn Jahr alt, als er dieses Gedicht dem König Franz zueignete. Man kann es als den ersten der alles gorischen Tempel ansehen, an denen in der spås teren französischen Litteratur kein Mangel ist. Mas rot, der noch feinen Tempel des Geschmacks (temple du gout), wie Montesquieu, und keinen Tempel der Gratien (temple des Graces), wie Voltaire nach den späteren Geschmacksregeln bauen konnte, fand das Vorbild seiner Dichtung im als ten Roman von der Rose. Die beste unter den Jugendarbeiten Maror's ist ein naives Gespräch zweier Verliebten über die Kunst, den Damen zu gefallen. Dann folgen in der Sammlung einis ge Eflogen, die ersten unter diesem Nahmen in

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b) So nennt auch der elegante La Harpe den franzist schen Alexandriner.

e) Man sagte damals noch nicht Cupidon.

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der französischen Litteratur, und sogleich, durch fals sche Nachahmung einiger Eflogen Virgil's, nach der Sitte der Spanier und Portugiesen, als Ges Tegenheitsgedichte zur poetischen Einkleidung neuerer Staats: und Herzens: Ungelegenheiten auss geführt. Wåre Marot mit der wahren Idee der Schäferpoesie vertrauter geworden, so håtte er mit seiner Naivetät ein französischer Theokrit werden fónnen. Seine Manier paßt vortrefflich dazu d). Und doch ist die Sprache an einigen Stellen so nett, als ob man Verse aus dem Jahrhundert Luds wig's XIV. låse ). Aber geistreicher noch, und

́d) 3. V.

Sur le printemps de ma jeuneffe folle,
Je reffemblois l'arondelle qui vole,
Puis çà, puis là: l'aage me conduifoit
Sans peur, ne foin, où le coeur me difoit,
En la foreft (fans la crainte des loups)
Je m'en allois fouvent cueillir le houx,
Pour faire glus à prendre oyfeaux ramages
Tous differens de chantz, et de plumages;
Ou me fouloys pour les prendre entremettre
A faire bries, ou caiges pour les mettre.
Ou transnouoys les rivieres profondes,
Ou renforçoys fur le genouil les fondes.
Puis d'en tirer droict et loin j'apprenois
Pour chaffer loups, et abbatre des noix.

übera

e) 3. B. in der Anrede an den jungen Dauphin:
Commence, Enfant, d'entrer en ce bonheur:
Reçoy desjà et l'hommage et l'honneur
Du bien futur. Voy la ronde machine
Qui fous le poids de ta grandeur s'encline.
Voy comme tout ne fe peut contenir
De s'esgayer, pour le fiecle advenir.
O fi tant vivre en ce monde je peuffe,
Qu'avant mourir loifir de chanter j'eusse
Tes nobles faits:

überhaupt eins der vorzüglichsten unter Marot's komischen Gedichten ist Die Hölle (l'Enfer), eine satyrische Darstellung seiner Gefangenschaft und der Geschichte seiner Verhaftung. Die Hölle in diesem Gedichte ist das Gefängniß; den Cerberus stellt der Kerkermeister vor f); der Vorhof der Hölle ist die Gerichtsstube; und unter dem Bilde des Mis nos paradirt hier einer der Criminal; und Polizeis Richter, vor welchen Marot sich zum Verhör hats te führen lassen müssen. Der Ausfall gegen die Justiz in diesem satyrischen Ganzen ist treffend und kräftig genug ). Ein andrer Criminal: und Pos lizei: Richter ist als Rhadamant vortrefflich darges stellt ). Das Gedicht läßt überhaupt in seiner Art

f) Lequel dreffa fes trois têtes en haut,

Ou tout le moins une, qui trois en vaut.
g) Man lese z. B. die Beschreibung der Gerichtsstube:
Là les plus grands les plus petits destruisent:
Là les petits peu, ou point, aux grans nuifent:
Là trouve l'on façon de prolonger
Ce qui fe doit, et fe peut abreger:
Là fans argent povreté n'a raison:

Là fe deftruit mainte bonne maison:

Là biens fans caufe en caufes fe despendent:
Là les caufeurs les caufes s'entrevendent:
Là en public on manifefte, et dict
Là mauvaistié de ce monde maudit,
Qui ne fçauroit foubs bonne confcience
Vivre deux jours en paix, et patience:
h) Pour abreger: je trouve en une falle
Rhadamantus (Juge affis à fon aife)
Plus enflammé qu'une ardante fournaife,
Les yeux ouverts, les oreilles bien grandes,
Fier en parler, cauteleux en demandes,
Rebarbatif, quand fon coeur il descharge:
Bref, digne d'eftre aux Enfers en fa charge.

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