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chen nicht in der åfteren Litteratur der Franzosen. Und auf diesem von Marot zuerst gebahnten Wes ge der eleganten Präcision schritten in der Folge Die Ueberseker fort, die nicht wenig zur Bildung Des französischen Geschmacks beitrugen. Aus dent Griechischen, oder wahrscheinlicher nach einer lateis nischen Uebersehung aus dem Griechischen, hat Mas rot auch die Erzählung Hero und Leander, die nach dem Musäus benannt ist, und ein Todtens gespräch von Lucian in französische Verse übers tragen. Sechs Sonette des Petrarch, von Marot in der metrischen Form des Originals mit vieler Sorgfalt überseht, gehören nicht zu den uns bedeutenden Proben seines Geschmacks. Die Ma nier, in der er die Pfalme überseht hat, ist zwar nicht ohne marotische Tändelet, aber voll Feuer, und nichts weniger als gemein.

Einige Zeitgenossen Marot's.

Das Aufsehen, das Marot zu seiner Zeit durch sein wüstes und unruhiges Leben nicht weniger, als durch seine Verse, erregte, kommt dem Geschichts schreiber der Litteratur zu Statten. Denn Marot war von seiner ersten Celebritåt bis an seinen Tod der Mittelpunkt eines Kreises von Dichtern und Versificatoren, die entweder für, oder gegen ihn Partei nahmen, ihn also immer im Gesichte behiels ten, aber ihn weder in seiner lieblichen Tändelet zu erreichen, noch durch höhere Poesie zu übertref fen vermochten. Man wollte weiter; aber man wußte es nicht anzufangen. Es war ein Kampf

zwischen der alten Zeit und einer neuen, aber ein Kampf ohne Kraft und ohne Begeisterung. Spies le des Wikes in Versen galten, wie vorher, für Das Wesen der Poesie. Wo die Phantasie höher hinaus strebte, sank sie zurück in das scholastische Allegorienwesen und in die alte Rohheit.

Ein rustiger, aber gemeiner Gegner Marot's war François Sagon, ein Geistlicher aus Rouen. Er schrieb Anti: Marotische Ept fteln (Epitres Anti-Marotique). An ihm lag es nicht, wenn der König, an den er sich in diesen Epis steln wandte, den libertinischen Marot nicht als eis nen Keker verbrennen ließ, oder ihn wenigstens als einen schlechten Gesellen unwiderruflich aus dem Reiche verbannte. Nachrichten von den platten Satyren und versificirten Zankschriften, in denen Sagon den Marot verfolgte, findet man bei dent französischen Litteratoren °).

Ein gewisser Jean le Blond richtete ähn liche Episteln an den König, um zu bewirken, daß Marot wenigstens von Ferrara nicht wieder nach Hause kommen dürfe.

Ein gewisser Charles Fontaine vertheidigs te den Marot in Versen. Episteln mußten es wie der seyn, was der guten Sache frommen sollte. So gewann die Epistelreimeret schon im Anfange der neuen Periode der französischen Litteratur eine Art von Autoritat; und die prosaische Tendenz des frans zösischen Geistes zeigte sich deutlich auch von dieser Seite. Der Streit der marotischen und antimas

rotis

o) Man sehe den 4ten Band der großen Ausgabe der Oeuvres de Marot.

rotischen Partei wurde auch im Allegorienstyl forts gefekt. Bergebens sieht man sich in den Werken der Marotisten und Anti: Marotisten nach Aeuße rungen einer lyrischen Jugendkraft um, die man von dem Zeitalter erwarten sollte P).

Der bekannteste unter Maror's poetischen Freuns den, ein geistreicher Kopf, der mit ihm nach class fischer Correctheit in der eleganten Tåndelei strebte, war Mellin de St. Gelais. Er gab dem Pus blicum durch sein regelloses Leben und durch die Lis cenz seiner Einfälle noch mehr Aergerniß, als Mas rot selbst, weil er ein Geistlicher war. Auch stand er, wenn gleich ohne seine geistliche Pfründen zu verlieren, im Rufe eines geheimen Lutheraners. Er batte artige, auch boshafte Einfälle, machte satys rische Epigramme, Grabschriften, muntere Rons deaur, wikige Lieder. Episteln fehlen unter seinen poetischen Werken auch nicht. Er bereicherte die französische Litteratur durch Nachahmungen des Ovid, Catull, des Johannes Secundus, und einiger itas lienischen Dichter. Seine Epigramme betitelte er selbst Thorheiten (Follies). Immer lustig, wie Marot, nahm er es auch mit der ernsthaften Poes fie nie ernstlich. Am merkwürdigsten unter seinen Werken sind seine komischen Erzählungen (Contes) in Bersen. Er war der erste Franzose, der von der Manier der alten Fabliaur nur den naiven und jovialischen Ton in seinen komischen Ers zählungen beibehielt, übrigens aber seinen Erzäh lungsstyl nach Boccaz und Ariost und nach dem Phi, lologen

p) Auch über Charles Fontaine und mehrere ähnliche Reis mer aus dem Zeitalter Marot's finden sich Notizen ges nug im 11ten Bande der Bibl. françoise.

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Iologen Poggi bildete 9). Weniger bekannt ist, daß er sich einfallen ließ, das italienische Trauers spiel Sophonisbe von Triffin '), für das fran: zösische Theater in Prose zu bearbeiten ). Er ers lebte nicht, daß seine Arbeit auf das Theater ges bracht wurde. Aber nachdem unter der Regierung Heinrich's II. die Trauerspiele von Jodelle mit Beis fall aufgeführt waren, gab man auch die Sophos nisbe von St. Gelais nicht ohne Beifall.

Etienne Dolet, ein Rechtsgelehrter, Phis lolog, und eine Zeitlang Buchdrucker, gehörte auch zu Maror's Freunden und Nachahmern, begrüßte in Marot's Manier den König Franz mit wikigen Episteln, und das Publicum mit Satyren und Epis grammen; nahm ohne Scheu die Partei der Pros testanten; wurde zwei Mal in das Gefängniß ges

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q) Dahin gehört die folgende Erzählung, die auch wegen ihrer Kürze hier stehen mag:

Certain Vicaire, un jour de Fefte,

Chantoit un Agnus gringotté,

Tant qu'il pouvoit à pleine teste,
Afin d'Annette eftre écouté.

Annette de l'autre côté,

Pleuroit, attentive à fon chant;

Dont le Vicaire en s'approchant,

Luy dit, pourquoy pleurez-vous, belle?
Ah! Meffire Jean repond-t'elle,
Je pleure un Asne qui m'eft mort:
Il avoit la voix toute telle

Que vous, quand vous criez fi fort.

r) Vergl. diese Gesch. der Poesie und Bereds. Band II. S. 81.

s) Die wenig bekannte Notiz findet sich in der Hift. du théatre françois der Brüder Parfait, Tom. III. P. 319.

sekt; schrieb, nachdem er ein Mal entwischt war, eine zweite Hölle (Second Enfer) nach Maror's erster; wurde ein Mal vom König Franz begnadigt; gerieth den katholischen Glaubensrichtern wieder in die Hände; und wurde endlich als Keher und Atheist förmlich verbrannt zu Paris im Jahr 1546 *).

Zu Marot's Freunden darf auch wohl sein Sohn Michel Marot gezählt werden, dessen poetische Versuche übrigens wenig bedeuten ").

Nicht zu vergessen ist unter den französischen Dichtern aus dem Zeitalter Maror's der König Franz selbst. Daß er Verse gemacht hat, ist ges wiß. Ob die Gedichte, die ihm zugeschrieben wers den, echt sind, läßt sich bezweifeln *). Wenn sie aber echt sind, so hatte der König, bei aller Bes schränktheit seines Geschmacks, mehr Gefühl für ' den wahren Reiz der romantischen Poesie, als die wikigeren Köpfe, die ihn umgaben, und die so gleich außer ihrer Sphäre waren, wenn sie mehr als tåndeln, scherzen und satyrisiren wollten. Das schwäre

1) Das unglückliche Schicksal des Mannes giebt seinen Ges dichten ein Interesse, das sie sonst nicht haben würden. In der Bibl. françoife Tom. XI. sind seine sämmtlis chen Schriften verzeichnet.

u) Sie stehen im 4ten Bande der großen Ausgabe der Oeu. vres de Marot.

x) Nach Gaillard (Hiftoire du Roi François I. Tom. VIII. p. 22.) findet sich auf der ehmals königl. Biblio thek zu Paris eine Sammlung von Gedichten des Kös nigs Franz I. in der Handschrift. Wie ist es getoms men, daß eine so merkwürdige Handschrift nicht voll. ständig zum Druck befördert worden?

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