schwärmerische Rittergefühl des Königs theilte sich feinen poetischen Ansichten mit "). Merkwürdiger aber ist in der französischen Lits teratur des sechzehnten Jahrhunderts die Schwester des Königs Franz, Marot's Gönnerin, die Königin Margarethe von Navarra, deren schon oben eis nige Mal gedacht worden. Eine so berühmte Dich terin von diesem Range in der großen Welt hat es seitdem nicht wieder gegeben. Die schöne, lebhafs te und galante Königin Margarethe wußte den ros mantischen Leichtsinn ihres Charakters mit einer Res ligiosität zu vereinigen, die sich in ihren poetischen Bers y) Man lese zur Probe den Anfang der folgenden Bals lade (im französischen Sinne des Worts), die dem König Franz zugeschrieben wird. In den übrigen Stans: zen ist der Refrein noch poetischer ausgeführt. Eftant feullet auprès d'une feneftre Comme Phébé, quand ce bas lieu terreftre Car fa fplendeur toutes autres mynoit. Werken abwechselnd mit jenem Leichtsinne darstels len mußte. Keines ihrer Werke ist bekannter als ihre hundert Novellen in der Manier des Bocs caz 2). Man hat es kaum glauben wollen, daß eine Frau der weiblichen Delicatesse in diesem Gras de entsagt habe, solche Novellen zu schreiben. Man hat lieber vermuthet, daß ein munterer Kopf den Einfall gehabt habe, der Königin, deren Sitten nicht die strengsten waren, durch die Novellen, die er für ihr Werk ausgegeben, einen Streich zu spies len. Aber das ausdrückliche Zeugniß des Bran tome, der Margarethe'n von Navarra genau ges kannt hat, und mit einer Berehrung von ihr spricht, als ob sie ein Muster weiblicher Vortrefflichkeit ges wesen wäre, schlägt allen Zweifel nieder *). Man darf auch nur durch denselben Schriftsteller den Ton des französischen Hofes und der galanten Damen unter den Regierungen Franz I. und Heinrich's II. näher kennen lernen, um gar nicht unwahrscheinlich zu finden, daß eine Königin von Navarra - und Schwester eines Königs von Frankreich damals in heiteren Stunden auf eine Art zu scherzen sich ers laubs 2) Der alte und echte Titel dieser Nouvelles de la Reine de Navarre ift: L'Heptameron, ou l'Hiftoire des Amans fortunès de très - illuftre et très - excellente princeffe Marguerite de Valois, Reine de Navarre. Die älteste Ausgabe ist vom J. 1559. Darauf folgten bald mehrere Ausgaben; aber in den späteren ist die Spras che von den Herausgebern modernisirt. a) Man sehe unter den Dames galantes von Brantome den Artikel Marguerite de Valois. Unter den Dames illuftres desselben Schriftstellers kommt die Königin von Navarra noch ein Mol vor. Da heißt sie in der Ues berschrift Marguerite de France. laubte, die zu einer andern Zeit auch wohl Måns ner am Hofe selbst erröthen gemacht hätte. Wenn dafür die Königin Margarethe ernsthaft zu dichs ten anfing, übertraf sie an moralischer Feierlichkeit und religiösem Enthusiasmus alle französischen Dichs ter ihrer Zeit. Der größte Theil ihrer versificirten Werke besteht aus geistlichen Gedichten ). Auf eine Reihe christlich: poetischer Gebete (Oraisons) nach dem katholischen Glaubenssystem folgen mehs rere geistliche Comédien und ein langes geists liches Lehrgedicht. Die poetischen Gebete der Königin von Navarra sind nicht ohne schöne Stels len ), aber im Ganzen declamatorisch, und bis zur b) Die ganze Sammlung der Gedichte der Königin von Navarra hat den zierlichen Titel: Marguerites de la Marguerite des Princeffes, très - illuftre Royne de Navarre. Ich kenne nur die alte Ausgabe: Lyon, 1549, ein Duodezband von 914 Seiten. Die dramatischen Ars beiten der Königin finden sich auch in dieser Sammlung. •) 3. B. diese Stelle, die aber doch auch durch declamas torische Wiederhohlungen ganz entstellt wird: Seigneur, duquel le Siege, font les Cieux: Plus qu'un efclair ton oeil eft importable, Plus Erschöpfung der Andacht gedehnt. Die geistlichen. Comödien dieser Fürstin folgen in der Composition und Ausführung ganz dem Geist und Style der alten französischen Mysterien. Nur die Spras che ist eleganter. Auch das geistliche Lehrgedicht Der Triumph des Lammes (Le triomphe de l'Agneau) ist nicht ganz verwerflich. In allen dies fen geistlichen Gedichten der galanten Königin ers kennt man leicht eine warme, oft glühende, aber wenig cultivirte Phantasie; eine besondre Neigung zum Råsonniren über Empfindungen; einen ernste haften Wiß, der jeden Gedanken so lange verarbeis tet, als er eine neue Form annehmen will; einen ziemlich rohen Geschmack in jeder Beziehung; aber auch eine strömende und nicht gemeine Beredsams keit, in der sich der Charakter der späteren Poesie der Franzosen schon auf das bestimmteste anküns digt d). Die Episteln der Königin an ihren Plus de nul feu ton courroux peine donne: Brus Eft, en ta main, dont l'oeuvre est tousjours bonne: d) 3. B. O bienheureux qui en aura dispenfe. Son veftement de Sang tout coloré, Le bort partout très richement doré, L'homme eft maudit, qui franchement ne fuis Au 1 Bruder, den König Franz, sind auch mehr geistlis chen, als weltlichen Inhalts. Eine allegorisch: mys thische Erzählung Die Satyrn und Ny me phen der Diane. (Hiftoire des Satyres et Nymphes de Diane) gehört zu den vorzüglicheren unter den weltlichen Gedichten der Königin von Navars ra *). Acht poetische Charakterstücke, in denen sie vier Damen und vier Herren redend eins führt, um die romantischen Launen des Herzens dars zustellen, sind langweilig. Auch Lustspiele oder. Farcen schrieb diese Königin, aber ganz im Geist Aupres duquel tout ne poife un feftu, De fes fervans, tous plus fors que Lions e) Das Gedicht fångt ans Un jour tres cler, que le Soleil luysoit, 1 Chercher les boyx, haults, feuilluz, et efpais, und |