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Königs durch ein neues Trauerspiel zu verschönern, foll er geantwortet haben, daß es schon tragische Scenen genug im Lande gebe. Denn damals fing die eifrigere Verfolgung des Protestantismus in Frankreich an, und die Protestanten rächten sich nicht glimpflich. Um zur Verschönerung des bes stimmten Festes auf eine andere Art beizutragen, übernahm Jodelle die Anordnung von Triumphbó: gen und Decorationen, die er mit Versen und Des visen in französischer und lateinischer Sprache vers sah. Außerdem beschäftigte er sich mit andern poes tischen Arbeiten.

Jodelle mochte lieber von dem Hofe bewundert werden, als sich unter den Höflingen bücken. Er vers nachlässigte aber auch seine Wirthschaft, und bemühte fich wenig um Unterstüßung. Die französischen Lite teratoren nennen dieß seinen Cynismus. Unter den französischen Dichtern seiner Zeit bildete er mit sechs andern, deren bald weiter gedacht werden soll, Das poetische Siebengestirn, das sich unter diesem Nahmen als eine Art von Verbrüderung gels tend machte. Er starb arm, im Jahre 1573, ein und vierzig Jahr alt, von mehreren strenggläubigen Katholiken ein Atheist gescholten ").

Jobelle's poetische Werke würden von den frans zösischen Litteratoren und Kritikern mit weniger Ges rings

h) Diese biographischen Notizen sind zum Theil aus der Bibliothèque françoife, zum Theil aus der Vorrede zu den Oeuvres et Mélanges poëtiques d'Etienne Jodelle, (nach der mir bekannten Ausgabe, Paris, 1574, in 4to) gezogen.

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ringschäßung behandelt werden, wenn sie elegans ter wären 1), Und wenn man mit den französ sischen Kritikern das Wesen der Poesie in delis cate Auswahl der Gedanken und Bilder, Fein heit der Wendungen, ftrenge Beobachtung des Schicklichen in jedem Ausdrucke, und in eine durchs aus correcte, prácise und gut versificirte Sprache sekt, kann Jodelle allerdings mit Corneille und Ras cine faum verglichen werden. Auch würde man das höhere Verdienst, das sich Corneille durch wahre Poes fie erworben hat, sehr unbillig herabwürdigen, wenn man den Mangel an tragischer Würde in Jos delle's Trauerspielen außer Acht ließe. Aber man vergleiche Jodelle mit seinen Vorgängern in der dramatischen Kunft der Franzosen; man fasse den neuen Gattungscharakter der Trauerspiele dies ses Dichters auf; und man kann den Schöpfer des französischen Trauerspiels und echten Nationallusts spiels in Jodelle nicht verkennen, wenn er sich gleich zu Corneille und Moliere verhält, wie ein roher Anfänger zu einem Meister. Jodelle führte an die Stelle der regellosen, aber durch romantische Kühns heit interessanten Schauspiele des alten französischen Theaters regelmäßige Stücke nach antikem Zuschnitt ein; und die Art, wie Jodelle den antiken Styl

mit

i) La Harpe wirft Jodelle's Werte weit weg. Suard läßt ihnen (in den oben angeführten Mélanges dé litté rature, Tom. IV.) etwas mehr Gerechtigkeit widerfahs ren. Ein älterer französischer Kritiker, Colletet, fügte dem wegwerfenden Urtheile, das er über Jodelle fällt, die charakteristische Erklärung bei, daß er um der schlechten Sprache willen diesen Dichter_nicht leiden könne; denn, seßt er, sehr natv! hinzu: L'élocution compofe, fans doûte, la plus noble partie de notre poefie.

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mit dem romantischen zu verschmelzen suchte, hat sich seitdem im französischen Trauer: und Lustspiele nur verfeinert und veredelt. Jodelle hat die strenge Bes obachtung der drei aristotelischen Einheiten auf dem französischen Theater eingeführt. Jodelle überging, als Nachahmer der griechischen Tragiker, Den mythischen und national religiösen Charakter des griechischen Trauerspiels. Anstatt eis nes mythischen Stoffs wählte er einen rein histos rischen, der alles Wunderbare und alle sichtbare Einwirkung höherer Mächte ausschließt. Gerade so verfuhren die folgenden Trauerspieldichter der Franzosen. Die mythische Maschinerie wurde der Oper überlassen. Jodelle schöpfte aus der griechis schen und römischen Geschichte, nicht aus der romantischen. Die folgenden Trauerspieldichter der Franzosen machten es in der Regel eben so, und behaupteten dadurch die gelehrte Miene, die Dem französischen Trauerspiele von seiner Entstehung an eigen gewesen ist. Jodelle fand aber für gut, die Empfindungen und Charaktere seiner antiken Personen nach französischer Sinnesart ju romantisiren, und Römer und Römerinnen, Griechen und Griechinnen, wie französische Ritter und Das men reden und handeln, und besonders über ihre Em pfindungen råsonniren zu lassen. Auch diese Vers Kleidung des Modernen in ein antikes Costum wurde von Corneille, Racine, und den meisten französischen Trauerspieldichtern beibehalten. Jodelle ahmte ends lich den rhetorischen Charakter der antiken Tras gödie bis zur grellsten Uebertreibung nach. Eben diese Uebertreibung wurde, auf Kosten der tragis schen Handlung, in endlosen Reden, welche von einer Person an die andere feierlich gehalten werden,

nur

nur mit weit mehr rhetorischer Würde und mit der þöchsten Eleganz der Beredsamkeit, von Corneille und Racine fortgeseßt. Nur durch die Beibehals tung des antiken Chors unterscheidet sich die Coms position in den Trauerspielen des Jodelle wesentlich von der ähnlichen in den Werken des Corneille und Racine. Aber eben dadurch, daß Jodelle, da doch einmal seine Trauerspiele den griechischen ähnlich seyn sollten, den lyrischen Theil einer tragischen Coms position dieser Art nicht für unwesentlich ansah, hat er bewiesen, daß er, bet aller Rohheit seiner Nachbildungen, in den poetischen Geist der antiken Tragödie tiefer, als Corneille und Racine, eingedrungen ist; denn die Poesie der antiken Tras gödie verlangt unerlaßlich eine genialische Verschmels zũng der rhetorischen Partieen in die lyrischen, die der ganzen Composition eine poetische Haltung ges ben.

Als Lustspieldichter steht Jodelle freilich tief unter Moliere. Aber sein Eugen ist doch das erste regelmäßige französische Nationallustspiel mit modernen Charakteren ohne allegorische Personifis cation, also durchaus von den älteren französischen Lustspielen und Farcen verschieden; ein Charakters Stück nach denselben, nur noch nicht gehörig entwifs kelten Grundsäßen, die Moliere mit weit mehr Ges nie und Geschmack befolgte.

Die Cleopatra von Jodelle ist nach der Res gel der drei aristotelischen Einheiten ohne große Ers findungsgabe entstanden. Die Composition ist im s Ganzen sehr einfach, und die einzelnen Scenen ers geben sich wie mechanisch eine aus der andern. Zus erst tritt der Schatten des Antonius auf, erzählt in einer langen Rede seine Geschichte, spricht von seis ner Cleopatra wie ein verliebter Ritter, und mels

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det, daß er ihr so eben im Traume erschienen sey, und ihr ihren Tod prophezeihet habe. Dann ers scheint Cleopatra mit zwei Vertrauten, theilt dies fen ihren Traum mit, und unterhält sich mit ihnen über die traurige Zukunft. Die Handlung rückt nicht einen Schritt vor. Der Chor singt in kurzen Versen, die aber kein Ende nehmen wollen, Bes trachtungen über die Lage der Dinge. Das ist der erste Act. Der zweite enthält eine Berathschlagung des Octavian mit seinen Begleitern Agrippa und Proculejus über das Verfahren, das man gegen die Cleopatra beobachten wolle. Im dritten Acte kommt Cleopatra mit dem Octavian, dessen Begleis tern, und einem Seleucus, der an ihr zum Berrås ther geworden, zusammen, weigert sich, als Ges fangene dem Sieger nach Rom zu folgen, und läßt ihren Zorn an dem Verråther aus. Jm vierten Acte beschließt sie, freiwillig zu sterben, und im fünfs ten meldet Proculejus, daß sie gestorben sey. Jeden Act beschließt der Chor mit einem Gefange. In den `drei leßten Acten spricht er auch als Theilnehmer und Rathgeber mit. Jodelle hat also die Simplis cität der Composition einer antiken Tragödie so peins lich nachgeahmt, daß darüber die Handlung des Stücks beinahe zu Nichts geworden ist. Aber die Ausführung hat ein rhetorisches Feuer, das felbst durch den Dampf geschmackloser Phrasen und Bilder nicht erstickt wird. Der Versification fehlt es noch sehr an Correctheit und Harmonie. Aber der Alexandriner muß doch wenigstens schon in den stärksten Scenen feine Dienste thun, die theas tralische Beredsamkeit pomphafter zu machen *). Daß

k) La Harpe hat es ja noch neulich gesagt, der Chas

rafter

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