Daß Jodelle nicht das ganze Stuck in Alexandris nern gereimt, und in seinen Alexandrinern noch nicht die nachher übliche regelmäßige Abwechselung månns licher und weiblicher Reime beobachtet hat, wird ihm von französischen Kritikern als ein Hauptfehler angerechnet. Die Scenen in fünffüßigen Reimzeis len erinnern auch mehr an die ältere Theatersprache der Franzosen. Die Steigerung des tragischen Ins teresse ist beobachtet, so gut es bei der beschränkten Handlung des Stücks möglich war. Der Dialog ist zuweilen sehr affectirt '), zuweilen aber auch nas türlich, und kräftig, besonders in der Sprache der Leidenschaft). Das tragische Pathos in den lans gen rakter des Alexandriners sey la noblesse, und deßwegen fange auch die Würde der französischen Poesie mit der Cultur dieses Hexamètre françois an. 1) Besonders in der mißlungenen Nachahmung des gries chischen Antithefens Dialogs, 3. B. wo Cleopatra mit ihrer Vertrauten sich unterhält: Cleopatre. Que gaignez-vous helas! en la parole vaine? Eras. Que gaignez- vouz helas! de vous eftre inhumaine? Cleop. Mais pourquoy perdez-vous vos peines ocieufes? Charmim. Mais pourquoy perdez-vous tant de lag mes piteufes? Cleop. Qu'est-ce qui adviendroit plus horrible à la veuë? Eras. Qu'est-ce qui pourroit voir une tant des Cleop. Permettez mes fanglots mesme aux fiers rendre. m) 3. B. in der Stelle, in der Cleopatra gegen einen Mera gen Vorträgen der Hauptpersonen würde gegen die åhnlichen Declamationen in den Werken der spätes ren französischen Tragiker weniger abstechen, wenn die robe Metaphernsprache Jodelle's nicht in das Groteske fiele "). Ueberhaupt fehlt es dem Pathos bet Verräther anstürmt. Es fehlt dieser Stelle nur an Cl. A faux meurtrier! a faux traiftre, arraché Que pleuft aux Dieux que ce fuft ta cervelle! Un ferf un ferf! Oct. Mais chofe émerveillable Puiffant Cefar, retiens la doncq. Cl. Voila Tous mes bienfaits. hou! le dueil qui m'efforce, Que je pourrois, ce me femble, froiffer Man lese z. B. die Declamation, mit welcher zu Ans Dans le val tenebreux, où les nuicts eternelles Mais en ma trifte fin cent fois miferable homine, Fuft bei Jodelle weniger an Feuer, als an Würde °). Ob der Chor seine Tiraden bei der Aufführung dies ser Trauerspiele gesungen, oder gesprochen, meldet die Geschichte des französischen Theaters nicht. Auf die Handlung des Stücks hat der Chor bei Jodelle nur einen sehr unbedeutenden Einfluß. 1 Fuft en peine et malheur ma pitoyable vie, Si la douleur en ce coeur prifonniere Qui pétillant m'ecorche le dedans, Das Mes pleurs, mes plaints, et mes fouspirs ardens. A fait ainfi mes forces retirer? Mais mais cent fois, cent cent fois malheureuse, Mon heur, mon tout, fe donner à la mort, Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek, V. B. Das Trauerspiel Dido von Jodelle, das mit weit weniger Beifall aufgenommen wurde, ist schon ganz in Alexandrinern versificirt, den Chor ausges Auch ist die Sprache etwas cultivirter, als in der Cleopatra, mit der es übrigens in dies selbe Classe gehört. nommen. Durch das Lustspiel Der Abt Eugen (Eugène, ou la Rencontre) hat Jodelle den französischen Dichtern zwar noch kein Muster, aber doch das ers ste Beispiel einer geistreichen, verständigen, und nationalen Nachbildung der regelmäßigen Charaks terstücke des Plautus und Tereng gegeben. Durch dieses Lustspiel hat er vorzüglich bewiesen, daß er höher, als sein Publicum, stand. Denn ein Chas rafterstück in diesem Styl war dem Publicum, das noch an den alten Farcen þing, zu fein; und doch ist es besonders der gänzliche Mangel an Feinheit, was Jodelle's Eugen von den Lustspielen des MoTiere am auffallendsten unterscheidet. Jodelle erntes te also durch dieses Theaterstück bei weitem nicht solchen Beifall ein, wie durch seine Trauerspiele; und doch verdient es den Preis vor den Trauerspielen. Es ist frei von aller pedantischen Nachahmung der Alten. Die Erfindung, sagte er selbst dem Pus blicum durch den Prolog, "sen nicht von einem alten Menander. Der Styl sey französisch, wie die Chas raktere und die Sprache, obgleich nicht im Geiste des Gemisches weltlicher Farcen und religiösen Erns stes, und nicht voll moralisirter abstracter Bes griffe" P). Man kann dieses Lustspiel zugleich als p) L'invention n'eft point d'un vieil Ménandre, Rien d'étranger on ne vous fait entendre. einen Le einen sehr lehrreichen Beitrag zur Sittengeschichte des Zeitalters ansehen. Denn ein verliebter und frecher Geistlicher, ein Abt, spielt die Hauptrolle, von der das Stück den Nahmen hat, und seine Frechs heit wird zum Beschlusse mit dem glücklichsten Ers folge gekrönt. Ein solches Gemählde nach dem Les ben (denn das soll es seyn) durfte Jodelle dem Pas riser Publicum zeigen, während die verfolgten Pros testanten dem katholischen Clerus laut die ärgerlich ste Lebensart vorwarfen. Der reiche und wohlges nährte Abt Eugen des Jodelle theilt seine Gedan ken über die Freuden des geistlichen Standes seis nem Capellan unverschleiert mit 9); gebraucht in dem Liebesverständnisse, in welchem er mit der schös Le ftyle eft nôtre, et chacun perfonage ner Un temps, un tout, une chair, un efprit, &c. Der Abt Eugen sagt z. B. sehr unbefangen: Les Nobles font fujets aux guerrest Mais la gorge des gens d'Eglife, |