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nen Ehefrau eines einfältigen Mannes lebt, den Cas pellan als seinen Kuppler; geråth in Verzweiflung, als er erfährt, daß ein Gascogner, der von der Armee zurückgekommen, der zweite glückliche Liebs haber der schönen Frau ist; weiß aber am Ende die Umstände so schlau zu benußen, und die verschies denen Intriguen so geschickt zu leiten, daß seine Schwester in Ehren dem Gascogner zu Theil wird, er selbst aber mit Genehmigung des Eheherrn seiner Geliebten contractmäßig das Recht erhält, sich in Frieden und gleichsam ehelich zu ihr zu gesellen, so oft es ihm beliebt. Diese schaamlose Auflösung eines fehr muthwillig geschürzten Knotens beweiset zus gleich, wie wenig Jodelle bei seiner Reform des for mischen Theaters der Franzosen auf unmittelbar mos ralische Tendenz Rücksicht nahm. Die Charaktere find übrigens gut gezeichnet, nur überladen. Situationen find interessant und komisch. Sprache in kurzen Versen fehlt es nicht an leich: tigkeit. Aber der Wik, dem Jodelle in diesem Lufts spiele den Zügel schießen läßt, ist gewöhnlich roh und oft sehr ungezogen.

Die

Der

Unter den übrigen Gedichten des Jodelle sind besonders seine Sonette bemerkenswerth; denn mit ihm und seinen Freunden fångt die Schule der französischen Sonettisten an ). Auch Cas

pitel

r) um doch eine Probe von den ersten französischen Sos netten aus dem sechzehnten J. H. zu geben, mag das folgende hier stehen.

En mon coeur, en mon chef (l'un fource de la vie,
L'autre fiege de l'ame) un amour haut et fain&t
Voftre facré pourtraict a fi vivement peint,
Que par mort ne fera fa peinture ravic.

Car

pitel (Chapitres) nach italienischer Art, und in Terzinen gereimt, kommen unter seinen Werken vor. Oden zu machen, versuchte er in die Wette mit seinen Freunden. Sein långstes Gedicht, wenn man es so nennen will, ist, nächst den Schauspies len, ein didaktisches Werk (Discours), in der Form einer Epistel an den König, im Grunde ein ermüdendes Quodlibet von Betrachtungen, die zum Theil von der Art seyn sollen, wie sie Julius Casar vor dem Uebergange über den Rubikon angestellt haben soll. Diese Epistel füllt über siebenzig Sets ten. Sie ist ganz in Alexandrinern gèreimt, schon genau nach dem neuen Grundsake, regelmäßig zwet männliche und zwei weibliche Reime abwechseln zu laffen.

Jodelle's Freunde, die mit ihm das so genannte französische Siebengestirn (la Ple iade françoise) bildeten, hatten sämmtlich nichts Ges ringeres, als eine völlige Umschaffung der französ fischen Poesie nach denselben Grundsäßen im Sins ne, die Jodelle bei der Reform des Theaters ber

folgte.

Car l'une n'eftant point à la mort afservie,
Ce qui eft peint au vif dedans elle, et empreint
Au coeur dans le defir (qui ne peut eftre efteint
Sans l'ame) en l'ame vit, bien que le corps deviel
Mais, las! l'oeil de mon corps, qui ne fe peut paffer
De voir inceffament ce que voit fon penfer,
Fait qu'avec telle ardeur je vous requiers tel gage
Voftre image, de grace, au corps ne refufez,
Ou bientoft par langueur fi de refus ulez,
Il verra l'ame au ciel emporter vostre image.

folgte. Einige von ihnen waren zu ihrer Zeit und noch lange nachher so berühmt, wie Jodelle selbst. Keiner von ihnen wirkte in seiner Sphäre so auf die Dauer, wie Jodelle. Aber alle prophezeiheten einander und ihrer neuen Kunst die Ewigkeit. Es fehlte ihnen auch nicht an Schülern. Sie selbst arbeiteten fleißig und rustig einander in die Hånde. Und ihre Schule that sehr vornehm gegen Jeden, wer ihren Weg für einen Jrrweg zu halten wagte.

Die Schule des französischen Siebengestirns hat, so viel Uebles sie auch stiftete, unter andern Verdiensten dieses, der französischen Poesie, die bis dahin nur im Komischen und Naiven glänzte, die erste Richtung auf etwas Großes gegeben zu has ben. Der Geist ihrer Bestrebungen war männlich und fühn.

Sie fühlten, wo es der schönen Litteś ratur und der Sprache ihrer Nation fehlte. Nach antiken und tralienischen Mustern strebten sie, sich über die hergebrachte Reimerei zu erheben. Es war gerade die Zeit, da das Studium der alten Lite teratur, das unter der Regierung Franz 1. in Franks reich Wurzel gefaßt hatte, auffallend auf den lits terarischen Charakter der Franzosen zu wirken anz fing. Wer nun noch für einen Mann von gebildes tem Geist gelten wollte, mußte Griechisch und Las tein verstehen. Von den Italienern zu lernen, fühl: te man weniger Neigung. Aber nach denselben Grundsäßen, nach denen man die Alten verehrte, konnte man nicht umhin," der italienischen Poesie endlich auch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Der Zufall, der eine Mediceerin aus Florenz im Jahrs hundert Ariost's und Tasso's zur Regentin von Frankreich machte, begünstigte den Einfluß der itas

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lienischen Dichterwerke auf die neue Bildung der französischen Poesie. Die gelehrten und talentvols len Freunde Jodelle's wollten auch keinesweges die Alten und die Italiener unbedingt nachahmen. Aber eben durch den Antagonismus des antiken und italienischen Geistes von der einen Seite, und des nationalfranzösischen von der andern, wurden die unternehmenden Geschmacksreformatoren irre in sich selbst. Ihre Poesie voll Kühnheit ohne Originas lität wurde durch die unvollkommene Nachahmung der Alten und der Italiener ein seltsames Gemisch heterogener Bestandtheile, von allen Seiten übers laden mit studirtem Prunk und absichtlicher Manier. Die neue Schule irrte nicht, als sie der Meinung wurde, die französische Poesie bedürfe zu ihrer Vers edelung auch einer neuen Sprache. Aber sie vergaßen, daß, wenn eine Sprache so weit cultis virt ist und mit ihrer Cultur einen so bestimmten Charakter angenommen hat, wie die französische schon im sechzehnten Jahrhundert, der Dichter, der sie in wesentlichen Theilen umformen will, zu spår kommt. Umsonst erfanden die sieben Stifter der neuen Schus le Wörter und Phrasen nach dem Lateinischen und Griechischen für die Sprache der französischen Poes sie. Selbst dadurch gewannen sie wenig, daß es ihnen gelang, ihre unerhörten Neologismen ein Paar Decennien hindurch selbst bei Hofe geltend zu machen. Die natürliche Sprache der Frans zosen drang mit ihrer merkwürdigen Tendenz zur pros saischen Eleganz wieder durch. Nur die alte Nais vetät der echt französischen Sprache (selbst frans zösische Litteratoren beklagen es) ging unwiderbrings lich verloren.

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Keiner der sieben Stifter dieser neuen Dichter: schule hat so viel und mancherlei Verse hinterlassen und seinen Ruhm so lange gerettet, als Pierre de Ronsard, noch im folgenden Jahrhunderte von seinen Bewunderern der Fürst der franzdi sischen Dichter genannt ́). Er war geboren im Jahr 1525. Seine Familie gehörte zu dem ans gesehenen französischen Adel. Auch sein Vater soll Verse gemacht haben. Die Lebensgeschichte des Ronsard hat übrigens wenig Merkwürdiges. [Er erhielt eine litterarische Erziehung; faßte früh eine lebhafte Neigung zu der alten. Litteratur, dem Mos destudium seiner Zeit; wurde Page bei einem fran. zösischen Prinzen; hatte Gelegenheit, dritthalb Jahr in Schottland und England zuzubringen, dann die Niederlande, und nachher auch einen Theil von Jra: lien zu sehen. Nach seiner Zurückkunft in Franks reich gab er sich ganz seiner litterarischen Neigung hin. Im Griechischen hatte er bald solche Forts schritte gemacht, daß er von dem Plutus des Uris stophanes eine französische Uebersehung liefern konn te, die auf das Theater gebracht wurde. Daß er mit der italienischen Poesie ziemlich vertraut war, beweiset ein beträchtlicher Theil seiner Gedichte. Jezt bildete er sich kunstmäßig seine neue Manier in der Poesie, scharf getadelt von St. Gelais und Den Freunden Marot's, aber ermuntert und bewuns dert von dem Publicum, besonders dem gelehrten.

Was

1) So heißt er auch auf dem Titel der großen, mit Ans merkungen und Commentaren voll bunter Gelehrsamkeit von vielen Gelehrten jener Zeit versehenen Ausgabe seis ner Werke: Oeuvres de Pierre de Ronfard, Gentil homme Vendomois, Prince des poëtes françois, Paris, 1623, zwei ansehnliche Bände in Folio.

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