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Ein Ueberfluß von Sonetten aller Art nimmt einen ansehnlichen Plaß auch unter den übrigen Ges dichten Ronsard's ein. Als prunkender Phrasens künstler aber erscheint dieser linkische Nachahmer der Alten besonders in seinen Oden Unter diesem Tis tel hat er fünf Bücher voll bombastischer Reimeret hinterlassen; denn er wollte auch ein französischer Pindar und Horaz seyu ). Auf die Deflos ration der Leda (Défloration de Lède) hat er ́ eine lange de gemacht, die in Pausen abges theilt ist, und sich mit einem Gemählde schließt, das Ronsard vermuthlich für sehr poetisch hielt; denn nachdem Jupiter der widerstrebenden Leda verkündige hat, daß sie zwei Eier legen wird, und was für bez rühmte Personen aus diesen Eiern hervorkommen wers den,

c) Das horazische Descende coelo, Calliope, ahmt Rons sard nach, wie folgt:

Defcen du Ciel, Calliope, et repouffe

Tous les ennuis de moy ton nourriffon,

Soit par ton Luth, ou foit par ta voix douce,
Et mes foucis charme de ta chanfon.

Par toy je refpire,

Par toy je defire
Plus que je ne puis:
C'eft toy, ma Princeffe
Qui me fais fans ceffe
Fol comme je fuis.

Dedans le ventre avant que né je fuffe,
Pour t honorer tu m'avois ordonné:
Le Ciel voulut que cette gloire j'euffe
D'eftre ton chantre avant que d'eftre né.
La bouche m'agrée

Que ta voix fucrée
De fon miel a peu,
Et qui fur Parnafe
De l'eau de Pegafe
Gloutement a beu.

den, läßt sie sich seine Umarmung gefallen, und “fühlt schon, wie sich nach und nach ihr Gürtel hebt” d).

Ronsard wollte auch der Homer seiner Nas tion werden. Mit seiner Franciade (la Fran ciade) fångt die Reihe der mißlungenen Versuche der Franzosen in der epischen Kunst an. So viel richtiges Gefühl für das Wesen eines Nationalhels dengedichts hatte Ronsard, daß er den Helden seis ner Franciade in dem fabelhaften Anfange der Geschichte von Frankreich aufsuchte, wo er kein his storisches Hinderniß fand, den epischen Stoff nach Gefallen durch freie Dichtung umzubilden und durch so genannte Maschinerie ohne trockene Allegorie zu ers höhen. Aber er vertiefte sich in die älteste Geschich: te von Frankreich so weit, daß ihn die historische Wahrheit ganz verließ, und der Stoff selbst alles wahre Nationalinteresse verlor. Nicht zufrieden damit, bis auf die fabelhaften Zeiten der Pharas monde zurückzugehen, griff er das alte Mährchen von einem gewissen Francus auf, der ein trojanis scher Prinz gewesen seyn und bald nach der Zerstörung von Troja das Königreich Frankreich gestiftet haben soll. Ohne Zweifel glaubte Ronsard, keine glücklichere Wahl treffen zu können, weil er auf diese Art die frans zösische Geschichte an die griechische knüpfen und seine mythologische Gelehrsamkeit geltend machen Fonnte. Wäre aber auch aus dem Stoffe etwas Besseres zu machen gewesen, so war Ronsard doch nicht der Mann dazu. Seine Phantasie war nue an Phrasen reich. Von der wahren Geschichte vers lassen, künftelte er durch mühsames Nachsinnen eis

d) Et déja peu à peu fent

Haut élever fa ceinture.

ne

ne epische Erfindung zusammen, die nicht frostiger ausfallen konnte ). Der Prinz Francus, ein Sohn Hektor's, wird von seinem Onkel Helenus oder Hes lenin, wie er hier heißt, aus Griechenland, wo er als vornehmer Gefangener einige Auszeichnung ges noß, auf Reisen geschickt, um die große Welt fens nen zu lernen, kommt mit Kenntnissen bereichert und als ein tapferer und gewandter Mann zurück, und wird dann von dem prophetischen Onkel, der in ihm den Stifter der französischen Monarchie erkennt, auf wohl ausgerüsteten Schiffen zu seiner Bestims mung abgesandt. Die Abfahrt wird von dem Dichs ter benüßt, ein Fest der Corybanten zu beschreiben. Neptun, seines alten Hasses gegen die Trojaner eins gedenk, erschwert die Expedition durch einen gewals tigen Sturm; und Ronsard ergreift die Gelegens heit, so viel Meergötter und Nymphen, als er aus seinen mythologischen Studien kannte, in Beschreis bungen figuriren zu lassen. Es lohnt sich nicht der Mühe, den Faden der Begebenheiten durch die vier Bücher der Franciade weiter zu verfolgen. Ron sard selbst scheint seine ermüdende Arbeit auf vier Bücher eingeschränkt zu haben, weil er mit aller Anstrengung nichts mehr ersinnen konnte. Die epis sche Manier, deren sich Ronsard befliß, sollte vors züglich nach dem Virgil gebildet seyn. Deßwegen hat er sich besonders um die Präcision der Sprache viele Mühe gegeben. Auch ist diese Sprache nicht ohne Würde und Eleganz, und weniger affectirt,

als

e) Rien n'eft plus froid que fa Franciade, sagt auch La Harpe von Ronjaro. In der großen Ausgabe der Werke Ronsard's spricht der Herausgeber, um das Werk zu loben, von dem laborieux ouvrage de la Franciade.

als in den lyrischen Gedichten Ronsard's. Dent Alexandriner hielt er noch nicht für das epische Sylbenmaß nach den Gesehen der französischen Spras che; aber er läßt doch schon regelmäßig zwei månns liche und zwei weibliche Reimzeilen in fünffüßigen Jamben abwechseln £).

Von den übrigen poetischen Werken Ronsard's ausführlichere Nachricht zu geben, ist hier kein Raum. Es sind größten Theils Sonette and Gelegenheitsgedichte. Die oft wiederkehrenden Zueignungen an den König würden den Hofpoeten verrathen, wenn er sich auch sonst zu vera bergen wüßte.

Unter

f) Die folgende Stelle ist aus dem Anfange der Franciade. Einige Wörter hatten zu Ronsard's Zeit noch nicht die neuere Bedeutung. Perruque heißt z. B. bei allen französischen Dichtern dieses Zeitalters so viel als Che

velure überhaupt.

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Desja vingt ans avoient laiffé derriere

Le jour fatal que la Grece guerriere

Avoit brulé le mur Neptunien:

Quand du haut Ciel le grand Saturnien
Baiffa les yeux, et vid Troye deferte
Toute de fable et de tombes couverte,
Se courrouçant fa perruque esbranla,
Puis au confeil tous les Dieux appela-

Du Ciel d'airain les fondemens tremblerent
Deffous les pieds des Dieux qui s'affemblerent,
Tous marchans d'ordre en leur fiege apprefté:
Lors Jupiter pompeux de Majesté,

Les furmontant de puiffance et de gloire,
Se vint affeoir en fon throne d'yvoire

Le fceptre au poing, puis fronçant le fourci,
Renfrongné d'ire, aux Dieux parloit ainfi

Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek, V. B. P

Seia

Unter den übrigen Mitgliedern des bewunders ten "Siebengestirns” galt vorzüglich Joachim dů Bellay sehr viel. Das Ansehen, das er bei Hos fe genoß, wurde unterstüßt durch seinen Familiens rang und durch den Einfluß seines Vetters, des Cardinals Du Bellay, der in der politischen Ges schichte dieses Zeitraums ein bedeutender Mann ist. Joachim du Bellay, der Dichter, starb als designirs ter Erzbischof von Bordeaux im Jahr 1560. ne Zeitgenossen haben ihn den französischen Ovid genannt; denn er machte lateinische Verse in der Manier des Ovid, und suchte auch in seinen fran zösischen Gedichten die gefällige Leichtigkeit der ovia dischen Poesie nachzuahmen. Uebrigens haben dies se Gedichte wenig mit den Werken des Ovid ges mein. Die meisten sind Sonette, Oden, Lierder, und Gelegenheitsgedichte unter verschies denen Titeln gesammelt ). Sprache und Styl find bei Du Bellay weniger pomphaft und nicht ganz so verkünftelt, als bei Ronsard. Aber man erkennt doch in allen seinen Werken die studirte Manier der Partei, zu der er gehörte. Sein geistlicher Beruf hinderte ihn nicht, auch die üppigsten Tändeleien in der Ma nier des Catull unter seinen übrigen Gedichten dem Publicum vorzulegen. Solche Freiheiten verzieh das katholische Glaubensgericht dem Clerus sehr gern, wenn nur die Keger inbrünstig gehaßt und verfolgt

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wurs

g) 3. B. unter dem Titel Les regrets (Paris, 1558, 4to) eine Sammlung elegischer Sonette; eine ähnliche Sammlung unter dem Titel: Olive, Par. 1561, 4to. Es liegen in diesem Augenblicke noch mehrere Werte von Du Bellay neben mir. Aber nur den Bis bliographen könnte es interessiren, die Titel aufzus zeichnen.

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