ÆäÀÌÁö À̹ÌÁö
PDF
ePub

wurden. Unter den Werken des Du Bellay kommt übrigens auch eine metrische Uebersehung der vier ersten Bücher der Aeneide vor.

Antoine de Baif, das vierte Mitglied des Siebengestirns, war der Sohn eines gelehrten Phis lologen, der auch französische Epigramme in der Mas nier des Martial gemacht und einige Trauerspiele des Sophokles überseht hatte. Der Sohn trat in die Fußstapfen des Vaters. Er machte Eflogen in der Manier Virgil's, übersehte die Antigone des Sophokles, bearbeitete den Thraso (Mi les gloriofus) des Plautus und den Eunuchen des Terenz für das französische Theater, übertrug einis ge Göttergespräche von Lucian in französische Verse, und ahmte in eigenen kleinen Gedichten besonders den Martial nach. Um sich ganz als 3dgling der Alten zu documentiren, ließ er es auch an unsaubern Spielen des epigrammatischen Wihes in der Mas nter der lateinischen Priapeja nicht fehlen. Aber in diesen, wie in seinen übrigen Arbeiten, zeigt er sich doch gewöhnlich nur als einen Gelehrten, det durch Fleiß dem Mangel des Genies abhelfen wollte. Einige poetische Beschreibungen im leichten Lieders styl sind ihm noch am besten gelungen). Seine Diction

h) 3. B.

La froidure pareffeufe

De l'yver a fait fon tems:
Voicy la faifon joyeuse
Du delicieux printems.

La Terre eft d'herbes ornée :
L'herbe de Aeuretes l'eft:
La feuillure retournée
Fait ombre dans la foreft.

Diction ist aber fast immer hart und gekünstelt. Seiner Bigotterie, die mit der gelehrten Frivolis tåt sich vertrug, hat er durch ein empörendes Sport: sonett auf den Leichnam des vortrefflichen Coligny, der in der Bartholomäusnacht mit so vielen andern Schlachtopfern ermordet wurde, ein widriges Denks mal gestiftet ). Er scheint von dem Publicum bald vergessen worden zu seyn *).

Die Werke der drei übrigen Mitglieder des französischen Dichter: Siebengestirns aus dem sechs zehnten Jahrhundert kommen noch weniger in Bes tracht, wenn man sich nach Fortschritten des Ges nies und Geschmacks umsieht.

Dieselbe Art von Nachahmung der Alten wurs de damals auch unter andern französischen Dichtern üblich, die nicht zu dem Siebengestirn gezählt wurs Unter den Versen eines gewissen Jacques

Den.

De grand matin la pucelle
Va devancer la chaleur,
Pour de la rofe nouvelle
Cueillir l'odorante fleur.
Pour avoir meilleure grace,
Soit qu'elle en pare fon fein,
Soit que prefent elle en face
A fon amy de fa main.

[ocr errors]

i) Da schämt er sich nicht, sogar die ewige Verdammniß für eine zu gelinde Strafe eines solchen Keßers zu ers flåren.

Mais quel digne tourment aux Enfers Rhadamante Pourroit bien ordonner pour ton ame mêchante? fragt er mit fanatischer Emphase.

k) Die Sammlung der Werke des Baif hat den Titel: Les Jeux de Jean Antoine de Baif. Paris, 1573, in 8vo.

Tohúreau 1) finden sich einige nicht verwerfliche Kleinigkeiten und üppige Tåndeleien in der Manier des Catull. Scevole de St. Marthe hatte unter andern Einfällen auch den, christliche Mes tamorphosen zu schreiben. Er ließ es aber bet einer Probe bewenden "). Die Nahmen und Wers) fe einer Menge andrer Verfasser unbedeutender fran zösischer Verse aus diesem Zeitraume findet man bei den Litteratoren "). Die Mode des Gråcisirens und Latinisirens veranlaßte auch mehrere Versuche, die griechischen Sylbenmaße in französischen Versen nachzuahmen. Aber diese, dem ganzen Gets ste der französischen Sprache widerstrebenden Bes mühungen scheinen selbst damals kein Glück gemacht zu haben. Die Nachahmer Ronsard's übertrafen ihren verehrten Lehrer noch in einer studirten Anhäus fung mahlerischer Epithete, oft in Wörtern von ihrer eigenen Erfindung °). Prunkende Knecht: schaft nach Gesetzen einer verkehrten Nachahmung der Alten und elegant seyn wollender Pedantismus waren zwei wesentliche Elemente der französischen Poesie um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts.

Und

1) Die Poefies de Jacques Tahureau de Mans, Paris, 1574, in 8vo, enthalten auch sonst noch manches Artige. m) Die Probe dieser Métamorphofes chrétiennes steht im 2ten Bande der Oeuvres de Scévole de Ste. Marthe, Poitiers, 1573, in 4to.

n). den wolften und dreizehnten Band der Bibl. françoife.

o) Vergl. La Harpe, Tom. IV. Da finden sich die Baifers turturins, die neigeufes montagnes und pou dreufes campagnes, und dergleichen Epithete mehr aus gehoben.

Und unter allen diesen Dichtern blieben Jodelle und Ronsard die einzigen, die etwas Großes auch nur in ihrer Einbildung zu unternehmen wagten.

Die Thorheit der verkehrten Nachahmung der Alten faßte besonders auf dem französischen The as ter. festen Fuß, seitdem Jodelle diesen Ton ange geben hatte. Aber es wird lehrreicher seyn, vor: her die Geschichte der übrigen Zweige der französiz schen Poesie bis auf das Jahrhundert Ludwig's XIV. zu erzählen, und dann die Geschichte des französi schen Theaters von Jodelle bis Corneille in unun, terbrochenem Zusammenhange nachfolgen zu lassen.

Es bedurfte nun schon wieder eines Reforma: tors, um die gråcisirende und latinisirende Poesie in der französischen Litteratur aus der Mode zu bringen, nachdem die Stifter dieser Modepoesie die ersten Versuche gewagt hatten, die alte Nationals poesie der Franzosen zu reformiren. Jest war der Augenblick da, wo vielleicht noch ein Mann von durchgreifendem Genie und richtigem Gefühle für das Wesen der Musenkunst den französischen Ges schmack auf den Weg der poetischen Vollkommens heit leiten, ihn von dem alten Hange, rhetorische Eleganz der Diction mit poetischer Schönheit zu verwechseln, und überhaupt von der Beschräns kung auf Nebensachen, treffende Ausdrücke, feine Wendungen, und wohllautende Verse håt. te entwöhnen können. Uber seitdem das Ritterthum erloschen, die altfranzösische Poesie auss gestorben, und eine modificirte Rückkehr zu dersels

ben

ben dem Geiste der Nation nicht mehr angemessent war, schien das französische Publicum nach einem wahren Dichter nicht einmal zu verlangen. Aber es verlangte nach Reinheit und Eleganz der Spras che. Es empfand das Unnatürliche der Schulpoes fie Ronsard's und seiner Nachahmer, selbst indem es sie bewunderte. Nicht ohne Ursache werden deßs wegen von den französischen Litteratoren zwei Dichs ter dieses Zeitraums, Bertaud und Despots tes, als Verbesserer des Geschmacks und als Vors gånger des hochgefeierten Malherbe gerühmit.

Seine

Jean Bertaud oder Bertaut war ein angesehener Prälat und Oberhofprediger (grand Aumonier) der Königin Maria von Medici, der zweiten Gemahlin Heinrich's IV. Er paraphrasir: te die Psalmen in französischen Versen. übrigen poetischen Werke sind geistliche Oden (Cantiques), ein langes Lob gedicht auf den König Ludwig den Heiligen, und vorzüglich eine Reihe von Trauerreden in Versen (Discours funèbres) P). Fast alle diese Werke sind in Alexandrinern versificirt. Bertaud vermied in seis ner Diction die ronsardische Phraseologie. Er bes fliß sich einer eleganten Natürlichkeit, die ihm auch nicht ganz mißlang. Er hatte wenig Phantasie; aber es fehlte ihm nicht an Gefühl. Er verstand, gewöhnliche Gedanken durch poetische Bilder aufs zuschmücken 9). Seine Trauerreden in Bersen sind freiz

p) Das Recueil des oeuvres poëtiques de Jean Bertaut Paris, 1601, in 8vo, ist noch immer des Durchblätterns werth.

9) 3. B. seine Expectoration über die Bekehrung des Königs Heinrich IV.

P 4

J'eftois

« ÀÌÀü°è¼Ó »