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ses Kunstrichters wohl nichts anders, als ein fol. ches Feuer gemeint seyn, das auch auf dem Reds nerstuhle ähnliche Flammen schlägt, ohne den Geist, den es ergreift, zur poetischen Weltansicht zu erwärmen. Wenn Malherbe einen Gegenstand in einer Ode besingt, wie z. B. die Ankunft der Marie von Medici in Frankreich und mehrere Bes gebenheiten aus dem Leben und der Regierungsge schichte Heinrich's IV., und Ludwig's XIII., so stellt er entweder Betrachtungen an, die er geistreich, aber fast immer in der prosaischen Sphäre des Ges genstandes, ausführt, oder er declamirt. Horas zische, oder gar pindarische Sprünge in der Ges dankenverbindung waren ihm schon viel zu eccen trisch. Die Betrachtungen und die durch sie vers anlaßten Empfindungen, die ihm verständig scheinen sollten, mußten regelmäßig wie an einem Faden abs Laufen. Nur die Sprache, in der er sie vortrågt, die Bilder, in die er sie, aber mit großer Vorsicht, einkleidet, nehmen zuweilen einen poetischen Flug a). Defter sind aber diese Bilder in Malherbe's Oden so frostig, daß sie kaum den Werth von Zierras then haben, z. B. weng er Marie'n von Medici, die zu Schiffe nach Frankreich fam, mit der Ves nus vergleicht, und den Sturm, den sie unterwes ges ju bestehen hatte, aus der Leidenschaft erklärt, in welche Neptun für sie entbrannte ). Und in Ers

a) 3. B. in der leßten Strophe der oben angeführten Stels le, und in einigen folgenden Strophen.

b) Artig im Styl der Galanterie kann dieser Einfall heissen.

Quantesfois, lorsque fur les ondes

Ce nouveau miracle flottoit,

Neptu

Ermangelung solcher Bilder muß zuweilen die ge meinste Declamation dem Gedichte forthelfen, z. B. wenn er ausruft: “O ganz vollkommene Prinzessin! das Erstaunen der Welt" )! und dergleichen Phras sen mehr. Andere seiner Oden fangen durchaus oras torisch, selbst ohne den Schein poetischer Ideen, and). Wenn man aber, nach den Gesehen des französischen Geschmacks, keine Schönheit hös

Neptune en fe caves profondes
Plaignit-il le feu qu'il fentoit!
Et quantesfois en fa pensée,
De vives atteintes bleffée,
Sans l'honneur de la royautè
Qui lui fit celer fon martyre
Eût-il voulu de fon empire
Faire échange à cette beaute!

Dix jours ne pouvant fe diftraire
Du plaifir de la regarder,
Il a par un effort contraire
Effayè de la retarder.

c) O toute parfaite princeffe!

L'étonnement de l'univers!

1

ber

d) Die Ode Malherbe's auf die Ermordung Heinrich's IV. fängt sich an:

Que direz-vous, races futures,
Si quelquefois un vrai difcours
Vous récite les avantures

De nos abominables jours?

Lirez-vous, fans rougir de honte,
Que notre impiété furmonte
Les faits les plus audacieux,
Et les plus dignes du tonnerre
Qui firent jamais à la terre
Sentir la colere des cieux?

Wer getrauet sich, in diesen Versen auch nur eine
Spur von Poesie nachzuweisen?

her schäßt, als die rhetorische, wird man allerdings durch mehrere gelungene Stellen in Malherbe's Ges dichten völlig befriedigt werden ). Auch würde es unbillig seyn, einem Manne, der so viele Be weise eines seltenen Gefühls für poetische Diction gegeben hat, den Nahmen eines, Dichters abzuspres chen f). Die Sprache sanfterer Gefühle redet

er

Dahin gehört denn auch die Stelle, die La Harpe aus
einem Psalm nach der Paraphrase von Malherbe ans
führt.

En vain, pour fatisfaire à nos lâches envies,
Nous paffons près des Rois tout le temps de nos vies
A fouffrir des mépris et ployer les genoux:
Ce qu'ils peuvent n'eft rien; ils font, comme nous
fommes,

Véritablement hommes,

Et meurent comme nous.

Ont-ils rendu l'efprit, ce n'eft plus que pous

fiere,

Que cette majeftè fi pompeufe et fi fiere

Dont l'éclat orgueilleux étonnoit l'Univers;
Et dans ces grands tombeaux, où leurs ames hautaiñes
Font encore les vaines,

Ils font mangez des vers.

f) Aber nur ein französischer Kritiker wird mit La Harpe im Enthusiasmus ausrufen: Quel nombre! quelle cadence! quelle beauté d'expreflion!, wenn man die Verse lieset, die La Harpe so bewundert. Sie lauten: Les puiffantes faveurs, dont Apollon m'honore, Non loin de mon berceau commencerent leur cours, Je les poffédois jeune, et les poffède encore

À la fin de mes jours.

Ce que j'en ai reçu, je veux te le produire.
Tu verras mon addreffe, et ton front cette fois

Seroit ceint de rayons, qu'on ne vit jamais lüire
Sur la tête des Rois.

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Das sind allerdings recht hübsche Verse und gute Gedanken. Aber was denn nun mehr?

er nur selten; aber dann nicht ohne Wahrheit und Anmuth ). Auch einige seiner leichten Lieder trefs fen den rechten Ton der poetischen Heiterkeit.

Das Beispiel des Malherbe mußte auf die ganze französische Litteratur wirken, da es nur ein rascher Fortschritt auf demselben Wege war, den damals mit wenigerem Glück eine Menge anderer französischer Dichter betraten. Von Malherbe lern ten diese Dichter, und noch mehr ihre Nachfolger, die Sprache studiren, in der sie glänzen wollten. Aber keiner, bis auf das Zeitalter Ludwig's XIV., hat in seinen Versen die Prácision, Feinheit, Würs de und Eleganz des Ausdrucks der Verse des Mals herbe erreicht. Und nur noch ein einziger Dichter, außer Malherbe, macht in einer gewissen Sphäre der französischen Litteratur dieses Zeitraums Epoche.

Regnier.

Mathurin Regnier, der erste classische Sas tyrendichter der Franzosen, lebte vom Jahre 1573 bis 1613. Er war der Sohn eines Bürgers aus der Stadt Chartres, wurde für den geistlichen Stand erzogen, und erhielt ein Canonicat. Der König Heins

g) 3. B. in der schönen Strophe, wo von dem Tode efa nes jungen Frauenzimmers die Rede ist:

Elle étoit de ce monde, ou les plus belles chofes

Ont le pire deftin,

Et rofe, elle a vécu ce que vivent les rofes,

L'efpace d'un matin.

Heinrich IV. versah ihn noch mit einigen Pfründen. Seine Neigung zu satyrischen Compositionen soll sich früh entwickelt haben. Einige seiner Satyren schrieb er in Rom, wohin er zwei Reisen gemacht hat. Uebrigens wird von seinen Lebensumständen weiter nichts Bedeutendes angemerkt, als, daß er sich durch seinen Wik manche Unannehmlichkeit zu: gezogen haben soll. Nicht zum regelmäßigsten soll er gelebt haben, aber doch als ein guter Christ ges storben seyn ).

Regnier gehört zu den vorzüglichsten Köpfen feines Zeitalters. Er wurde didaktischer Satyris ker durch die natürliche Richtung seiner Geistesthås tigkeit. Dem Studium und der Nachahmung der Alten verdankt er nur die Bildung seiner Diction. Boileau, der ihn in der Folge verdunkelte, übers trifft ihn in Allem, was zur Eleganz des Styls und der Sprache gehört, aber nicht an hellem Blick, trefflicher Menschenkenntniß, und kaustischem Dars stellungstalent; und ein gewisses Gepräge des satys rischen Genies, das sich in Regnier's Werken nicht

h) Die Grabschrift, die er sich selbst verfertigt haben soll, ist in Beziehung auf sein christliches Lebensende artig genug. Ste kautet:

J'ai vécu fans nul penfement,

Me laiffant aller doucement
À la bonne loi naturelle;
Et fi m'étonne fort, pourquoi
La mort ofa fonger à moi,
Qui ne fongeai jamais en elle.

Unter den verschiedenen Ausgaben der Werke des. Regnier zeichnet sich die vollständige: Les Satyres et autres oeuvres de Regnier, Londres, 1729, in 4to, auch durch außere Eleganz aus.

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