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der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. Doch behielten Ronsard und seine Schule noch lan: ge nachher eine Menge Verehrer. Sonette ohne ronz sardische Phraseologie finden sich unter den Werken vieler französischen Dichter dieses Zeitraums. Aber einen classischen Sonettendichter, der in dieser Dichtungsart vorzugsweise geglänzt und im petrars chischen Geist und Styl etwas Vollkommenes hers vorgebracht hätte, giebt es nicht in der französischen Litteratur. Auch der besondere Rhythmus der franz zösischen Sprache wollte sich nie recht in die Sonets tenform fügen. Lieder entstanden nicht in der Menge, wie es der Geist der Nation erwarten ließ. Die herrschende, sehr einseitige Nachahmung der Alten während dieser Periode der französischen Poe: Sie begünstigte die Cultur des Liedes nicht. Aber es hat doch nie in Frankreich eine solche Zeit, wie in Italien gegeben, da man das eigentliche Lied dem Volke überlassen und es aus der Litteratur verscheucht hätte. Vorzüglich blieb das Rondeau beliebt, weil es durch seinen Refrein den wißigen Ton bes hauptete, der dem französischen Publicum vorzugs lich gefiel. Auf Oden und so genannte Stanzen wandten sowohl die noch übrigen Anhänger Ronsard's, als die Bewunderer Malherbe's vielen Fleiß. Aber die französische Ode blieb, was sie seit ihrer Entstehung gewesen war, ein oratorischer Vortrag in Versen, geschmückt mit einigen poetiš schen Bildern. Und die ganze lyrische Manier und Sprache der Franzosen wurde nun nach dem Tone des Hofes gestimmt; denn dieß war das Zeitalter des Cardinals Richelieu.

Theophile Viaud, gewöhnlich bloß Theos phile genannt, wetteiferte in der Odenpoesie mit

Mal:

Malherbe. Er war Cammerjunker am Hofe Heins rich's IV. Da erwarb er sich Bewunderer auch durch sein Talent zum Improvisiren. Uber seis ne poetischen Anlagen kamen nicht ganz zur Reife; denu er starb, nur sechs und dreißig Jahr alt, in Jahre 1626. Theophile's Oden haben etwas Selta fames. Er wollte ein naiver Odendichter seyn. Aber er bemerkte nicht, daß der Geist und die Spras che der Ode sich mit dem Naiven um so weniger vers tragen, je mehr das Naive in das Komische und Volksmäßige übergeht 4). Ueberdieß vernachlässige te er die Sprache und Versification. Gleichwohl haben seine Gedichte, besonders die so genannten Stanzen, eine gewisse Anmuth. Selbst die Vera irrungen feines Geschmacks beweisen, daß er aus eigner poetischer Anschauung dichtete, nicht bloß seis nen Wik spielen ließ. Freilich klingt es sehr abens teuerlich, wenn er in einer mahlerischen Beschrei bung

q) Man lese z. B. den Anfang einer seiner Traueroden. Auch einige andre seiner Oden fangen mit Mon Dieu!

an.

Mon Dieu! que le Soleil eft beau!

Que les froides nuits du tombeau'

Font d'outrages à la nature!
La Mort, groffe de déplaifirs, -
De ténébres et de foupirs,.
D'os, de vers, et de pourriture,
Etouffe dans la fépulture

Et nos forces et nos defirs.

Chez elle les Géants font naius,

Les Mores et les Africains
Sont auffi glacez que le Scythe:
Les Dieux y tirent l'aviron;
Céfar comme le Bucheron,'
Attendant que l'on reffufcite,
Tous les jours aux bords du Cocyte
Se trouve au lever de Caron.

bung des Morgens die Sonnenpferde das Licht schnauben läßt ). Aber eine poetische Phantasie spricht doch öfter auch aus seinen unedeln Bildern.

Eleganter erscheint François Maynard, Sohn eines Parlamentsraths aus Toulouse, in der Musenkunst ein Zögling des Malherbe. Er war am Hofe erzogen, in Italien gereiset, nach seiner Rückkehr wieder bei Hofe wohl gelitten, und auch zur Würde eines Tribunalpråsidenten befördert. Aber sein Umt scheint wenig eingetragen zu haben. Mans nard schmiegte sich vergebens an Richelieu; denn Richelieu, vor dem er im Staube kroch, wies ihn mit seinen bettelhaften Schmeicheleien zuweilen sehr derb ab ). Uebrigens war Maynard ein gutmů.

r) Ses chevaux (du Soleil), au fortir de l'onde,
De flammes et de clarté couverts,
La bouche et le nafeaux ouverts,
Ronflent la lumiere du monde.

thiger

Hier sind die berühmten und freilich rührenden Stros phen, in denen der alte Poet nicht sowohl um Brod (denn das hatte er) als um Beförderung und Belohnung fetner Verdienste bittet.

ARMAND, l'âge affoiblit mes yeux,

Et toute ma chaleur me quitte:
J'irai bientôt voir mes Ayeux
Sur le rivage du Cocyte.

Je ferai bien-tôt des Suivans
De ce bon Monarque de France,
Qui fut le Pere des Sçavans
En un fiècle plein d'ignorance.

Dès que j'approcherai de lui,
Il voudra que je lui raconte
Tout ce que tu fais aujourd'hui
Pour combler l'Efpagne de honte.

Je

Seine

thiger Mann. Mißvergnügt über den Hof, bes schloß er sein Leben, seiner Meinung nach philosos phisch, auf dem Lande, im Jahre 1646. Sonette, Stanzen, Epigramme und mehrere poes tische Kleinigkeiten empfehlen sich durch angenehme Wendungen und eine gebildete Sprache. Das ist aber auch Alles, was man mit Recht zu ihrem Los be sagen kann ).

Et

Je contenterai fon défir,
par le récit de ta vie

Je charmerai le déplaifir

Qu'il reçut au Camp de Pavie.

Mais s'il demande à quel emploi
Tu m'as occupé dans le monde,
Et quel bien j'ai reçû de toi,
Que veux-tu que je lui réponde?

Jean

Darauf antwortete Richelieu, als ihm die Verse vors gelesen waren, nichte weiter, als: Rien.

t) Berühmt ist z. B. folgendes Sonett von Maynard unter dem Titel seines Adieu à Paris.

Adieu Paris, adieu pour la derniere fois.
Je fuis las d'encenfer l'autel de la Fortune,
Et brûle de revoir mes rochers et mes bois,
Ou tout me fatisfait et rien ne m'importune.

Je n'y fuis point touché de l'amour des tréfors;
Je n'y demande pas d'augmenter mon partage.
Le bien qui m'eft venu des peres dont je fors,
Eft petit pour la Cour, mais grand pour le Vil-
lage.

Depuis que je connois que le fiècle eft gâtè,
Et que le haut mérite, eft fouvent maltraitè,
Je ne trouve ma paix que dans ma folitude:
Les heures de ma vie y font toutes à moi.
Qu'il eft doux d'être libre, et
que
la fervitude'
Eft honteuse à celui qui peut-être fon roi!

Man sieht aus diesem Sonette, daß der bettelnde
Maynard nicht um des Brods willen, sondern um bei
Hofe zu figuriren, sich müde gebettelt hatte.

Jean François Sarazin, aus Caen, ges storben im Jahre 1654, hat einen Vorrath von Oden, Stanzen, Sonetten, Madrigalen, und ders gleichen, hinterlassen. Besonders legte er sich auf die Toiletten poesie oder die Kunst, schönen Das men etwas Artiges in Bersen zu sagen. Ein Theil feiner Werke ist die fadeste gereimte Prose ").

Claude de l'Etoile, von vornehmer Fas milie, und Mitglied der von Richelieu gestifteten französischen Akademie, war auch einer von Denen, die in zierlichen Versen und im Styl der niedrigsten Kriecherei um die Gnade Richelieu's buhlten. Er nannte ihn in einer seiner Stanzen den Mann, “dess sen Geist größer ist, als die Welt.", Er verlangte in Beziehung auf seine Verse von diesem großen Manne nichts weiter, “als so viel Zeit, als nöthig sen, um sie zu lesen." Solche Erbärmlichkeiten wurs den vortrefflich gefunden und werden noch von frans zösischen Litteratoren gerühmt wegen der reinen Sprache. Auch soll dieser l'Etoile ein strenger Bes urtheiler der Werke Anderer gewesen seyn.

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Germain Habert, Abbé und Graf von Cerify, wandte vielen Fleiß auf eine correct ausges

führte

So sagt er z. B. an eine Madame la Princeffe, die weiter nicht genannt wird:

Le chapitre de votre efprit

Epuife toutes les louanges.
Sur ce chapitre chacun dit,
Que vous êtes égale aux anges.
On admire fa netteté,

Sa force, fa vivaceté,
Et certaine naivetés

Qui le rend toujours agréable, &c. &c.

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