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gelehrten Panurgus, den Pantagruel aus dem armseligsten Zustande erlöset und zu seinem Herzens, freunde und Rathgeber macht, ist im komischen Geis fte meisterhaft ausgeführt ). Der Brief, den Pantagruel von seinem Vater Gargantua erhålt, ist voll der vernünftigsten Gedanken, deren ernsts hafter und solider Vortrag gleichwohl eine komische Wirkung thut, weil er aus der Feder des Gargans

tua

par la porte dont l'on va à Paris, la rencontra ung efcholier tout joliet, qui venoit par icelluy chemin: et après qu'ils fe feurent falüez, luy demanda: Mon amy, dont viens tu à cefte heure? L'efcholier luy `repondit. De l'alme inclyte et celebre academic, que l'on vocite Lutece. Qu'est ce à dire? dift Pantagruel, à ung de fes gents? c'eft (refpondit il) de Paris. Tu viens doncques de Paris? dift il. Et à quoy paffez vous le temps, vous aultres Meffieurs eftudians au dict Paris? Refpondit l'efcholier: Nous transfretons la Sequane au dilucule, et crepufcule: nous deambulons par les compites et qua. drivies de l'urbe, nous defpumons la verbocination Latiale: et comme verifimiles amorabons, captons la benivolence de l'omnijuge, omniformé et omnigene fexe feminin, certaines diecules.

In diesem Style spricht der Schüler lange fort, bis ihn Pantagruel so zusammenråttelt, daß er ein limosinisches Patois als seine Muttersprache anstimmt. e) Bei der Gelegenheit, wo Rabelais feinen Pantagruel die Bekanntschaft des Panurgus machen läßt, giebt er ́einen Beweis von ungemeinen Sprachkenntnissen. Pas nurgus redet den Pantagruel in zusammenhängenden Phrasen zuerst deutsch an, dann arabisch, dann italies nisch, dann englisch, dann baskisch, dann niederbretas nisch, dann holländisch, dann spanisch, dann dánisch, dann hebräisch, dann griechisch, dann lateinisch, und zuleßt französisch. Der dänischen Sprache muß Rabes lais sehr abgeneigt gewesen seyn; denn er läßt den Bea aleiter des Pantagruel von ihr sagen: Si Dieu vouloît, ainfi parlerions nous du c ].

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tua geflossen ist. Gegen die schlechte Justiz, bes sonders gegen die Entstellung der Rechtspflege durch Künste solcher Advocaten, deren einer den andern zu verwirren sucht, kommen eben so lus stige, als treffende Ausfälle vor. Den weitläufs tigen Verhandlungen über das Heirathsproject des Panurgus im dritten Buche fehlt es nur an Ans ständigkeit und Feinheit. Auch die burleske Paros, dirung des Styls der alten Ritterromane in der Erzählung der ungeheuren Thaten des Pantagruel, und eine Menge anderer possenhaften Caricaturs züge in den letzten Büchern sind mit wahrer Sas tyre durchwebt.

Die Originalität des Rabelais lockte sogleich einen Schwarm von Nachahmern herbei. Ju der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts kas men eine Menge Fortsetzungen des Pantagruel und ähnliche Erzählungen in derselben Manier zum Vors schein. Es war wenigstens eine poetische Form der Satyre, was auch diesen Nachahmungen einen Werth giebt. Aber Rabelais blieb in seiner Sphäre unerreicht. Es folgte auf ihn kein französischer Cers vantes. Die ganze Gattung satyrischer Romane in der Manier des Rabelais behielt ihre erste Roh heit, und wurde in der Folge ganz vernachlässigt, bis im achtzehnten Jahrhundert Voltaire sie durch einige kleinere Dichtungen gewissermaßen wiederhers stellte und höher cultivirte d).

In

d) Eine Reihe von Nachahmungen des Gargantua und Pantagruel hat Blankenburg in seinen Zusäßen zu Sulzer's Wörterbuche unter dem Artikel Satyre aufs gezeichnet.

In den lehten Decennien des sechzehnten Jahr. hunderts fingen die Schäferromane an, das französische Publicum zu beschäftigen. Es war ges rade die Zeit, wo es in Paris zum guten Ton ges hörte, mit der spanischen Sprache und Poesie Bekanntschaft zu machen. Besonders wurde die Diane von Montemayor von französischen Herren und Damen fleissig gelesen ). Vielleicht wurden auch einige portugiesische Schäferromane in Franks reich bekannt. Vorher hatte es schon einige unbe deutende Versuche gegeben, durch Schäfernovels ten, unter denen, nach französischer Sinnesart, vors züglich komische nicht fehlen durften, eine neue Bahn in diesem Felde der romantischen Dichtung zu brechen. Ein gewisser Olenie du Mont fas eré, wie er sich anagrammatisch nannte, oder Nis colas de Montreur, wie er eigentlich hieß, hatte in seinen Bergerien von der Juliette (Bergeries de Juliette) allerlei romantisch - bukolische Erfindungen und Einfälle in der Form eines Schäs ferromans zusammengetragen. Der französische Ges schmack war also vorbereitet auf die Nachahmungen Des spanischen oder ursprünglich portugiesischen ') Schäferromans, der durch phantasiereiche Compos sition und durch schwärmerische Zartheit des Ges fühls sich von allen ursprünglich französischen Dichs tungsarten, die zur Schäferpoesie gehören, sehr unterscheidet.

Der erste Franzose, dem es gelang, ganz den Ton des spanischen und portugiesischen Schäferros

mans

e) Vergl. diese Gesch. der Poesie und Beredsamk. Band III. .216.

f) Vergl. Band IV. Š. 25.

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mans zu treffen und im Geist und Style einer sols chen Dichtung mit Montemayor zu wetteifern, war Honoré d'Urfè, dessen Ustrea (Aftrée) mit Ens thusiasmus aufgenommen wurde, alle übrigen Ros mane derselben Gattung lange Zeit verdunkelte, und noch im Zeitalter Ludwigs XIV. bei einem Thetle des französischen Publicums für ein unübertreffliches Meisterwerk galt. Honoré d'Urfè, von angesehes ner, aus Deutschland abstammender Familie war im Jahr 1567 zu Marseille, also im alten Vaterlande der provenzalischen Poesie, geboren. Der Ues berrest, der sich von provenzalisch - romantischer Denf: und Sinnesart im südlichen Frankreich erhalten hat: te, scheint sich dem geistreichen Manne ohne sein Wissen mitgetheilt zu haben. Er verband mit sets nen litterarischen Studien schwärmerische Herzens: angelegenheiten. Diesen durch freie Umbildung eine poetische Form zu geben, schrieb er seine Astrea, die er auch den Roman seines Lebens håtte nennen können. Am Hofe Heinrichs IV. fand D'Urfé feine günstige Aufnahme, weil seine Familie zu denen gehörte, die sich vorher am lebhaftesten gegen die Bourbonische Partei erklärt hatten. Desto mehr wurde er am savoyischen Hofe ausgezeichnet. Sein Todesjahr scheint nicht genau bekannt zu seyn. Der erste Theil der Astrea kam im Jahre 1610 hers aus. Was die Lebensgeschichte D'Urfe's sonst Merkwürdiges hat, ist in seinen Roman ungefähr mit derselben Art von romantischer Kunst verwebt, die der Portugiese Ribeiro schon zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts in die Litteratur einges führt hatte, und die von Montemayor weiter auss gebildet war. Die französischen Litteratoren melden nicht, daß D'Urfè den Montemayor studiert und

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nachgeahmt habe; aber die Aehnlichkeit zwischen der Astrea von D'Urfe und der Diana von Montema yor ist zu auffallend, als daß sie aus einer zufälligen Uebereinstimmung der romantischen Phantasteen bei: der dichterischen Köpfe erklärt werden könnte. Auf wessen Seite das größte poetische Verdienst ist, kann niemand bezweifeln, wer die Diana von Montemas yor im Original gelesen hat, und sich besonders an die romantische Schönheit der versificirten, zum Theil unübertrefflichen Stellen erinnert. Die we nigen versificirten Stellen der Astrea sind das Schlech, teste im ganzen Werke. Und in der zarten, nur zu oft mehr grüblerischen, als natürlichen Entwickelung der romantischen Gedanken und Gefühle sind beide Romane einander ungefähr gleich. Nur in der reicheren Composition des Ganzen übertrifft D'Urfè den Montemayor. Außer der Geschichte seiner eis genen Herzensangelegenheiten hat er eine Menge anderer aus dem wirklichen Leben seiner Bekannten durch sehr kunstreiche Anordnung in seine Dichtung verwebt, eine Menge artiger Novellen, nach ros mantischer Art, eingeschaltet, die Verwickelung las byrinthisch ausgeführt, und doch dem Ganzen Eins heit zu geben gewußt. Er selbst hat sein Werk einen allegorischen Schäferroman (Partorale allégorique) genannt, aber nur im uneigentlichen Sinne. Was er unter Allgorie verstand, ist nichts anders, als eben die Einkleidung wirklicher Ber gebenheiten in eine bukolische Dichtung. Ohne Zweifel, hat aber selbst der Reiz dieses uneigentlichen Allegorisirens mitgewirkt, den Roman bet dem frans zösischen Publicum beliebt zu machen, das von den ersten Zeiten der französischen Poesie an gewohnt war, die höchste poetische Schönheit in Allegorien

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