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let, Parlementsadvocat zu Paris, gab schon im Jahr 1548 eine französische Poetik zur Unterweisung Der lernbegierigen Jugend heraus "). Mit Bezies hung auf Horaz, Virgil, und Homer, suchte er die Gefeße der französischen Rondeaux, Madrigale, Triolette, Sonette, wie auch der französischen Oden, Elegien, und aller damals in französischer Sprache üblichen Dichtungsarten zu erläutern. Marot war der Dichter, aus dessen Werken er die meisten Beiz spiele entlehnte. Die poetische Diction war schon diesem Poetiker die Hauptsache in der Poesie.

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Als die Ronsardische Schule ihre neue Kunst gel tend machte, suchte sie auch durch theoretische Schriften zu beweisen, daß in ihren Werken der rechte Ton getrof fen sen, die französische Poesie nach den Mustern der griechischen und römischen zu vervollkommnen. Jo as chim du Bellay, dessen poetische Arbeiten eben ans geführt sind°), handelt in der zweiten Abtheilung seis ner Vertheidigung der französischen Spras che von der Methode der wahren Nachahmung der Alten in der französischen Poesie P). Er zeigt an eis nigen Stellen, daß er wohl fühlte, wo es der frans zösischen Poesie damals fehlte; nur begriff er nicht recht, was er fühlte. · Ronsard selbst schrieb eine Französische Poetik, durch die er besonders seine neue Phraseologie nach den Mustern der Alten vertheidigen wollten. Ein gewisser Claude de Boissieres gab im Jahre 1554 auch eine französische Poetik heraus. Charles Fontaine, ein Gegner der Ronsardischen Pars

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n) Art poétique françois pour l'inftruction de jeunes gens Atudieux par Thomas Sibilet, Paris, 1548, in 12mo; nachher öfter aufgelegt.

o). oben S. 226.

p) Le défenfe et illuftration de la langue françoise Joachim du Bellay, Paris, 1561, 4to.

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Partet, schrieb eine scharfe Kritik des Werkchens von Du Bellay. Er nannte sich als Kritiker Quintils Horatian, um sogleich zu verstehen zu geben, daß Quintilian und Horaz seine kritischen Gewährsmänner feyn sollten. Andre Verfasser französischer. Anweis fungen zur Poesie aus diesem Zeitraum können hier füglich ungenannt bleiben. Auch eine Dame, Mas ria de Jars de Gournay, gesellte sich in den ers sten Decennien des siebzehnten Jahrhunderts zu der Menge der Kunstrichter am Fuße des französischen Pars nasses. Alle diese Arbeiten zu berichtigen und das gros Be Werk der französischen Poetik zu vollenden, erhielt ein Akademiker La Mesnardiere den Befehl vom Cardinal Richelieu. Das Werk sollte drei große Quartbånde stark werden. Aber Richelieu's Tod unterbrach das Unternehmen. Es blieb bei dem ersten Theile, der vom Trauerspiele und der Elegie handelt. Außer diesen Anweisungen zur Dichtkunst überhaupt wurden seit der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts auch Tractate genug über einzelne Dichtungsarten in französischer Sprache geschrieben 9).

Wenn man fragt, welchen Vortheil von diesem kritischen Treiben die französische Poesie gezogen habe, darf man sich nur an den ohnmächtigen Zustand erins nern, in welchem sich diese Poesie zu Richelieu's Zeis ten befand. Durch gelehrtes Råsonniren und Kritis firen sollte der Mangel des poetischen Geistes in der französischen Litteratur verschleiert, und methodisch dargethan werden, daß die französische Poesie ganz auf dem rechten Wege sey, weil sie den Grundsäken

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9) Ich verweise auch hier auf die Bibl. françoife, Tom. III., da eine specielle Anzeige solcher theils mittelmäßigen, theils unbedeutenden, theils verkehrten Anweisungen zur Dichts kunst nicht in eine allgemeine Geschichte der nøueren Poesie und Beredsamkeit gehört.

Det.

Zwei Lehrbücher der französischen Rhetorik wurs den bald nach einander schon um die Mitte des sechs zehnten Jahrhunderts geschrieben, die eine von Ana toine Fouquelin, die andere von Pierre de Couraelles ). Diese und ähnliche, nicht vers werfliche Lehrbücher stehen aber weit unter der Ab handlung des vortrefflichen Dú Vair von der frans zösischen Beredsamkeit ). Daß Dú Vair ein ner der größten Staatsredner war, ist oben gemel: Seine rhetorische Abhandlung sollte nur eine gemeinnüßige Einleitung zu seinen Uebersehungen einiger Reden des Demosthenes und Aeschines seyn. Er wollte zunächst nur zeigen, warum die französische Beredsamkeit noch nicht die Vollkommenheit der gries chischen und römischen erreicht habe. Bei dieser Ges legenheit theilt er aber auch seine Grundsäße über den Geist und das Wesen der wahren Beredsamkeit übers haupt mit. Sie sind eines solchen Zöglings der Als ten würdig, und eben so gut vorgetragen, als reich; an rhetorischer Wahrheit.

r) Rhétorique françoise, par Antoine de Fouquelin, Paris, 1555, in 12mo. La Rhétorique de Pierre de

..Courcelles, Paris, 1557, in 12mo.

5) De l'éloquence françoife, in den oben (Anmerk, k.) ans ** geführten Werken dieses Redners.

der

Poesie und Beredsamkeit

seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts.

Bon

Friedrich Bouterwek.

Sechster Band.

Göttingen,

bey Johann Friedrich Rdwer.

1 8 0 7.

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