ÆäÀÌÁö À̹ÌÁö
PDF
ePub
[ocr errors]

sten französischen Dichter. Uber in Versen zu rås fonniren, besonders zu moralisiren und zu fas tyrisiren, das blieb, seit dem Roman von der Rose, ein Lieblingsgeschäft Derer, die französische Verse machen konnten. An einer kurzen Nachricht von einigen solcher Werke, die durch den Noman von der Rose veranlaßt wurden, mag es hier ges nug seyn ').

Ein gewisser Jacques Grelée oder Gelee schrieb gegen das Ende des dreizehnten Jahrhuns Derts einen Roman, das heißt, eine allegorische Dichtung vom neuen Fuchs (le Roman du nou. veau Renard), dessen Titel schon die satyrische Tens denz aussagt. Die größten allegorischen Werke nach dem Roman von der Rose schrieb ein gewisser Wi lhelm von Deguilleville aus Paris, ein Geists licher, ungefähr um das Jahr 1330. Er selbst

meldet von sich und seiner Poesie, daß “nachdem er wachend den schönen Roman von der Rose gelesen, betrachtet und wohl beachtet habe, er glaube, daß dieß die Ursache gewesen, die ihn bewogen, dasjes nige zu träumen, welches er nun vermelden wolle" m). Aber er war von frömmerer Sinnesart, als die Vers fasser des Romans, den er zum Muster nahm. Seis ne allegorisirende Phantasie verbreitete sich ernstlich über

1) Wer weitere Auskunft darüber sucht, wende sich an Massieu, und an die Bibliothèque françoife, T. IX. m) En veillant avaie leu,

Confideré et bien veu

Le biau Rommans de la Rofe,
Et bien croy, que ce fut la chofe,
Qui plus m'esmut à ce fongier
Que cy après vous vueil anuncier,

&c.

über die Lehren und Geheimnisse des Christenthums. Er verfaßte also in der Sprache und dem Styl des Romans von der Rose drei große geistliche Alles gorien, denen die Idee der Pilgerschaft gemeins schaftlich zum Grunde lag. In dem ersten soll dars gestellt werden die Pilgerschaft des Menschen in dies sem Leben; das zweite soll die Pilgerschaft der Sees le nach dem Tode anschaulich machen; und im drits ten soll die Pilgerschaft Christi von seiner Menschwerdung bis zur Ausgießung des heil. Geistes ers scheinen. Was diese christlich-philosophische. Idee einer allgemeinen Pilgerschaft Poetisches und Gros Bes hat, konnte Deguilleville nur ahnden. Er vers mochte nicht, einen Blick über die rohe Vorstela lungsart und den Geschmack seiner Zeitgenossen, die mit ihm allegorisirten, hinauszuwerfen. Er läßt in der ersten jener drei Dichtungen einen Pilger durch einen frommen Traum zur Wallfahrt nach Jes rusalem ermuntert werden und einen Theil der Herra lichkeiten dieser Stadt schon in einem Spiegel vors auserblicken. Da sieht der Pilger die Engel als Wächter vor den Thoren von Jerusalem und die Zeichen des vergossenen Blutes der Märtyrer. Nun, da er Anstalt zur Reise macht, erscheint ihm eine wunderschöne Dame, die ihn zu sich in` ihr entlege nes Haus nimmt, und ihm da die nöthige Unter weisung in geistlichen Sachen giebt. Diese schöne Dame ist die Gnade Gottes. Mit der Gnade Gottes disputirt die Natur. Über die Buße und die christliche Milde (Charité) vereinigen sich mit der Gnade Gottes, den Pilger aufzuflåren. Und in diesem Geiste sind die drei Dichtungen auss› geführt. Die personificirte Gnade Gottes erlaubt sich in ihren Erklärungen der geistlichen Sachen nach

der

der Vorstellungsart des Deguilleville auch erbault: che Wortspiele in der Manier des gemeinsten Mönchs; wikes jener Zeiten "). Wie fleißig die poetischen Werke dieses Deguilleville gelesen wurden, bewels sen, nach dem Zeugnisse der französischen. Litteratos ren, die vielen handschriftlichen Exemplare in den Bibliotheken.

Weniger allegorisirend, desto mehr aber mos ralisirend, schrieb Jean du Pin, auch ein Geists licher, ein tugendhaftes Feld des guten Les bens (Champ vertueux de bonne vie), und ein Evangelium der Frauen (Evangile des femmes) in Alexandrinern °). Das Evangelium foll ganz artig und scherzhaft seyn. Die Todesfrist (Refpit de la mort), ein Lehrgedicht in demselben Geist und Styl von einem gewissen Jean le Fes vre, Parlementsadvocaten, ist eben so arm an poer tischen

n) um doch auch davon wenigstens Eine Probe zu geben, mag das Spiel dienen, das der wihelnde Reimer mit dem Nahmen Venus treibt.

Quant de tous points armé feras,
Touttes fois nul fi très fouvant
Ne trouveras certainement

Comme feras cefte Venus
A qui ne fe compaire nuls
Veneur du monde quel qu'il foit,
Car trop plus affez elle deçoit,
Et prend de beftes et occift,
Qu'oncques autre Veneur ne fift.
De vener Venus elle a le nom,
Qui point ne fault à vénoifon:
C'eft la mauvaife Venereffe
Qui jamais devener ne ceffe.

&c.

⚫) Vergl. Fauchet, Blatt 579, und die Bibl. françoife,

T. IX. p. 92.

tischen Gedanken P). Gaston, genannt Phd. bus, Graf von Foir, ein leidenschaftlicher Liebs haber der Jagd, verwebte seine Lebensgeschichte als legorisch in ein rohes Gedicht, das die Freuden der Jagd zum Gegenstande hat ).

Am meisten erheben sich noch über diese Reims werke, in denen kaum hier und da ein dichterischer Funke glimmt, die Gedichte des Jean Froissart. Dies

p) Doch zeichnet er die Sitten in moralischer Hinsicht ganz artig, z. B. das Leben und Treiben der Gelehrten.

Or confidérons de l'eftude

Des gens qui a grant multitude,
De tous pays, de tous langages,
Hommes y font de tous, aages,
Jeunez, vieulx, rudes et fubtilz,
Et oeuvrres de divers outilz:
Les ungs fe prennent à efcripre,
De grapher en table ou en oyre,
Les aultres fuivent la coutume
De former lettres à la plume,
Et à coulourer fe doctrinent,
Ils flourettent et enluminent.
Les aultres applicquent leurs cures
A plus fubtilles efcriptures,
En Grammaire et puis en Logicque,
Puis à parler de Rhétorique.
Souvent ils alleguent Cathon,
Donat, Ariftote, Platon,
Pour les aultres redarguer,
Et les aucuns continuer,
Doulent à controuver Sophismes
Par argumens, par fillogismes.

1) Vergl. die Bibl. françoife, T. IX. p. 112.

Ben

es interessirt, mit ähnlichen Versificatören des vierzehns ten J. H. genauere Bekanntschaft zu machen, für den enthält der 9te Band der Bibl. fr. noch manche andre Nachweisung und Notiz.

Dieser merkwürdige, vorzüglich als Geschichtschreis ber seiner Zeit berühmte Mann verdient in der Ger schichte der französischen Litteratur eine genauere Er wähnung. In seinem eben so unsteten als interess fanten Leben erkennt man nicht den Historiker, desto mehr aber den Dichter ). Froissart, geboren zu Valenciennes ungefähr um das Jahr 1337, war uns ter den französischen Dichtern einer von den wenigen romantischen Köpfen, die es mit der poetischen Schwärmeret so ernstlich meinten, daß sie ihr wirks liches Leben zum Roman machten. Zum melanchos, ischen Brüten über seinem Herzen, nach Art der Spanier und Portugiesen seiner Zeit, war er nicht geneigt. Bei allen Opfern, die er den Damen seis ner Liebe brachte, erkennt man durch sein ganzes Leben den jovialischen Franzosen. Schon in der Schule war er, wie er in Versen von sich selbst ers zählt, ein muthwilliger, lustiger und galanter Knabe. Wo es in seiner Nähe etwas zu Singen und zu Tanzen gab, fehlte er nicht; und als er zwölf Jahr alt war, machte er schon jungen Mädchen den Hof. Alles, was den Sinnen schmeichelt, reizte ihn "). Aber mitten unter den Zerstreuungen des Súng

Die vollständigste Nachricht von dem Leben und den Schriften dieses merkwürdigen Mannes hat den fleißis gen, um die Geschichte des Ritterwesens besonders vers dienten Curne de St. Palaye zum Verfasser. Man findet fie in den Mémoires de l'Académie des Infcript. Tom. X. und Tom. XIV. Ein Auszug aus denselben steht in Tom. IX. der Bibl. françoife.

rr) Très que n'avoie que douze ans
Eftoic forment gouloufans

De veoir danfes et carolles,
D'oir Meneftrels et parolles

« ÀÌÀü°è¼Ó »