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Jünglingsalters beschäftigte er sich angelegentlich mit historischen Studien. Er war noch nicht zwans zig Jahr alt, als er auf Verlangen des Grafen von Namur die Geschichte des Krieges seiner Zeit schrieb. Auch hatte er schon damals aus Wißbegierde einew großen Theil von Frankreich durchreiset. Seine historischen Studien und seine Reisen hielten ihn ins dessen nicht vom Versemachen und vom Umgange mit schönen Damen ab. Ein alter Roman, den er gemeinschaftlich mit einer Dame las, wurde die Veranlassung eines zärtlicheren Einverständnisses zwis schen ihm und seiner Mitleserin; und als diese eis nem andern Manne ihre Hand zu geben im Ber griffe war, konnte Froissart den Schmerz nicht er tragen. Er wurde frank. Er wurde frank. Dann ermannte er sich zu einer Zerstreuungsreise nach England. Unter weges machte er zwei Tage lang unaufhörlich Berw se zu Ehren des Gegenstandes seiner Leidenschaft. In England erwarb er sich sogleich die Günst der Königin Philippine, gebornen Gräfin von Hennes gau. Von ihr mit Gelde ausgestattet, ging er nach Frankreich zurück, um den lekten Versuch zu wa

Qui s'apertiennent à déduit,
Et de ma nature introduit
D'amer par amours tous ceauls
Qui aiment et chiens et oifeauls:
Et quant on me mift à l'efcole,
Où les ignorans on efcole,
Il y avoit des pucelettes,
Qui de mon temps erent jonettes;
Et jé qui eftoie puceaus,
Je les fervoie d'efpinceaus,
Ou d'une pomme, ou d'une poire,
Ou d'un feul anclet d'ivoire,
Et me fembloit au voir enquerre
Grant proëce à leur grafce acquerre.

X

gen

gen, seine Geliebte dem glücklicheren Nebenbußler zu entreiffen. Als auch dieser Versuch mißlang, kehrte er nach England zurück. Seit dieser Zeit war er bis in die lekten Jahre seines Lebens nirgends eins heimisch. Fürsten, Herren und Damen sorgten ges wöhnlich, daß es ihm an nichts fehlte; aber er bes durfte immer mehr, als er hatte, wurde öfter bes stohlen, und scherzte über sein Mißgeschick, wie über feinen Leichtsinn. Kein Dichter dieses Zeitraums ist so in Europa umhergeschwärmt. Nach England ging er noch ein Mal, und wieder nach Frankreich zurück. Im Jahr 1363 war er in Italien am Hos fe des Fürsten von Mailand und Savoyen, und bald ́nachher in Rom. Auf der Zurückreise aus Itas ften nahm er einen solchen Umweg durch Deutsch: Tand, daß sein lekter Gulden, wie er sagt, mit ihm Deutsch lernte. Dann folgte er bald diesem, bald jenem großen Herren in verschiedene Gegenden von Frankreich. Dann durchstreifte er fast alle nieders Tändischen Provinzen. Er starb, ziemlich bejahrt, aber noch immer den Damen sehr ergeben, als Doms. Herr zu Lille in seinem Vaterlandé, um das Jahr 1400.

Ware Froissart auch nicht als Geschichtschreis ber ein Mann von Bedeutung in der Litteratur, so müßte doch sein Leben dem Litterator gelegen kom men, weil es die fast ermüdende Einförmigkeit der Geschichte der älteren französischen Litteratur ein wes nig unterbricht. Aber auch als Dichter verdient er, im Verhältnisse zu seinen Zeitgenossen in Frankreich, eine Auszeichnung, die ihm noch immer nicht zu Theil geworden ist. Hätte nicht die Einseitigkeit des französischen Geschmacks auch die Erneuerung

des

des Andenkens an ältere Dichter gehemmt, so müßs ten Froissart's poetische Werke längst durch den Druck bekannter geworden seyn. Denn die Frags

mente sowohl, die nach den Handschriften als Pros ben der Poesie dieses Dichters abgedruckt sind, als die Nachrichten von seinen übrigen Gedichten, bes weisen, daß Froissart weit mehr poetisches Gefühl hatte, als die Verfasser des Romans von der Ros se und anderer Werke, die man wegen ihrer Alles gorien und Moralitåten einer größeren Celebritåt würdig geachtet hat ). Eine neue Bahn am frans zösischen Parnasse zu brechen, war wohl Froissart's Absicht so wenig, als sein Beruf. Aber sein Ges fühl leitete ihn, wie es scheint, auf eine glückliche Verschmelzung des nordfranzösischen Styls mit dem provenzalischen. Er war einer der ersten Dichs ter, durch welche die provenzalisch-romantis sche Schäferpoesie in die französische Litteratur eingeführt wurde. Die meisten seiner Gedichte, die noch in handschriftlichen Sammlungen vergraben liegen, sollen Pastoralen (Paftourelles) seyn. Froissart gehört feruer zu den ältesten Verfassern französischer Rondeaux und ähnlicher leichten Spiele des Wihes und der Phantasie. Waren gleich auch diese ursprünglich von provenzalischer Ers findung, so wurden sie doch einige Zeit von den Franzosen, mit deren leichtem Sinne sie besser, als

Die

*) Ohne die Bemühungen des St. Palaye kennten wir vielleicht auch die Fragmente nicht, durch die man für Froissart's Poesie sich lebhafter, als die französischen Lits teratoren, intereffiren lernt. Ich habe mir einige Mu he gegeben, gedruckte Sammlungen, oder einzelne poes tische Werke von Froissart zu entdecken, aber vergebens. Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek, V. B.

D

die Sonette, zusammenstimmten, vorzüglich cultis virt. Die wenigen Rondeaux von Froissart, die wieder hervorgezogen sind, haben die naivste Ans muth und Lieblichkeit *). Eine Menge Lieder, Lais und Virelais von ihm sollen noch vorhanden seyn. Einen Theil seiner Gedichte vereinigte er selbst in der Form eines Romans, dem er den Titel Mes liador oder der Sonnenritter gab. In der Manier des Romans von der Rose schrieb er ein Paradies der Liebe und ähnliche allegorische Dichtungen. Auch ein geistliches Gedicht von ihm, die drei Marten (les trois Maries), wurde mit Beifall aufgenommen. Froissart's Geschmack war freilich, wo ihm sein Gefühl nicht unmittelbar zu Hülfe kam, so weit man nach den Proben seiner als größeren Gedichte urtheilen kann, nicht seiner,

der

t) Zwei dieser Rondeaux, die in der Bibl. françoife abe gedruckt sind, mögen auch hier bekannter werden.

I.

Amours, Amours, que voulés de moi faire?
En vous ne puis veoir rien de feur:

Je ne cognois ne vous, ne voftre afaire,
Amours, Amours, que voulés de moi faire,
En vous ne puis veoir rien de feur.

Lequel vaut mieux parler, prier ou taire?
Dites-le moi vous qui avés bon eur?
Amours, Amours, &c.

2.

De quoi que foit fe doit renouveller
Un joli coers, le premier jour de May,
Voire s'il aime, ou s'il penfé à aimer,
De quoi que foit fe doit renouveller
Un joli coers, le premier jour de May.

Pour ce vous veux, Madame, émayoler,
En lieu de May, d'un loyal coer que j'ay
De quoi que foit fe doit renouveller
Un joli coers, le premier jour de May.

der Geschmack der übrigen Dichter seiner Zeit in Frankreich. Seines großen historischen Werks foll nachher besonders gedacht werden.

Während die Lieder im Styl der Provenzalen nicht unglücklich nachgeahmt wurden, und die als legorischen Gedichte, deren sich die französische Nas tion besonders erfreuete, wenig für die Entwickez lung einer wahren Poesie unter den Franzosen vers sprachen, dichtete und las man in Frankreich auch eine Menge gereimter kleiner Erzählungen oder Far bliaux, aus denen die herrschende Richtung des französischen Geistes und Geschmacks noch deutlicher hervorblickt.

Die Geschichte des Ursprungs und der erstett Verbreitung der französischen Fabliaur fällt in das zwölfte Jahrhundert, also in eine Zeit, bis zu wels cher diese Geschichte der Poesie und Beredsamkeit nicht zurückgeht "). Wenn es aber auch keinen Zweis

u) Die älteste Geschichte der französischen Fabliaur ist noch lange nicht so aufgeklärt, wie man nach dem Nahmen der verdienten Litteratoren, die sich mit ihr beschäftigt haben, vermuthen sollte. Bei Fauchet, der zuerst feine Nation wieder aufmerksam auf diese litterarische Fundgrube machte, finden sich nur Nachrichten und Pros ben von einigen Fabliaur und ihren Verfassern, und nicht einmal eine chronologische Nachweisung. Die Abhandlung von Le Grand vor seiner bekannten Aust gabe der Contes et fabliaux du XIIe et XIIIme fiecle ist lehrreich; aber sie gleitet flüchtig über Alles hin, was eine genauere Nachforschung erfordert. Auch Graf Caylus (in den Mém. de l'Acad. des Infcript. Tom.

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