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armen Manne theuer war, dann ein reiches Klos › ster in Brand stecken, in welchem ihn die Mönche gastfrei bewirthet hatten, und zuleht das einzige Kind und einzige Glück eines rechtschaffenen Mans nes von einer Brücke in das Wasser stürzen, da das Kind ihm zutraulich von dem Vater mitgegeben war, um den beiden Wanderern, dem Engel und dem Einsiedler, den Weg zu zeigen. Durch dieses Verfahs ren soll anschaulich gemacht werden, wie die Vors sehung verfährt, die Menschen von ihrer Anhängs lichkeit an irdische Güter zu entwöhnen 2). Die Erfinder solcher Erzählungen hatten indessen doch nicht Unrecht, wenn sie sich ihrer Einkleidungstalens te freueten.

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Verwandt mit den moralischen Erzählungen und mit den lustigen zugleich sind die satyrischen Fabeln, die sich durch eine reichere Composition und durch den muthwilligen Ton von den übrigen altromantischen Fabeln und Erzählungen hinlängs lich unterscheiden. Man kann sie füglich als eine dritte Art von Fabliaur ansehen. Es läßt sich nicht mehr bezweifeln, daß das alte Gedicht vom Reineke Fuchs, so sehr es sich auch der Mů. he lohnte, es als ein köstliches Product des deuts schen Wikes zu retten, ursprünglich ein solches französisches Fabliau ist ). Denn wenn auch Heins

rich

z) Bei Le Grand hat diese Erzählung den Titel l'Ange et l'Hermite.

a). Man sehe die sämmtlichen Notizen in Le Grand's Ans merkung zu dem Fabliau La confeffion du renard (Tom. I. p. 392.). An absichtliche Verfälschung oder Vers wirrung der Nachrichten ist hier nicht zu denken. Grand hat keine Veranlassung gegeben, einen solchen D 5

Le

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rich von Alkmar schon um das Jahr 1483, wie ets nige Litteratoren annehmen, seinen Reineke in nies dersächsischer Mundart bekannt machte, und ihn nicht, wie auch Einige behaupten, aus dem Holländis schen überseht hatte, so war doch eine ähnliche sas tyrische Fabel ein halbes Jahrhundert früher in Frank: reich sogar schon dramatisch bearbeitet und mit großem Beifall im Jahr 1313 zu Paris aufges führt ). Noch früher aber trieben sich schon meh: rere, dem deutschen Reineke auffallend ähnliche Ers zählungen vom Fuchs, die sämmtlich aus einer satyris schen Volkssage entstanden zu seyn scheinen, nach der Bearbeitung mehr als Eines Fabliers in Frankreich umber. Unter diesen Erzählungen soll eine von Jacquemers Gelée de Lille schon im Jahr 1289 unter dem Titel: Der Roman vom Fuchs (le Roman du renard) bekannt gewesen seyn. Dens felben Titel führt eine etwas spätere Bearbeitung, die nach und nach durch drei Verfasser zu Stans De gebracht, aber doch auch schon im Jahr 1339, also beinahe anderthalb hundert Jahr vor Heinrich von Alkmar, vollendet wurde. Dieses ausführlich: ste Fabliau vom Fuchs soli alle ålteren von ähnlis cher Erfindung in sich aufgenommen haben. Aus ihm sind also höchst wahrscheinlich die Bearbeitun gen derselben Fabel in deutscher und niederländischer Sprache unmittelbar geflossen.

Eine

Verdacht auf ihn zu werfen. Wahrscheinlich wußte er nicht einmal etwas von der Existenz eines deutschen Reinete Fuchs. Schon der Nahme des Schlosses Mas Tepertus im deutschen Reinete Fuchs ist Uebersetzung von Maupertuis, wie dieses Schloß in den französ fischen Fabliaur heißt.

b) Vergl. die oben angeführte Anmerkung bei Le Grand.

Eine vierte Art von Fabliaur sind die geists lichen Erzählungen in Versen (Contes dévots) ). Sie scheinen nicht später, als die übrigen, entstans den zu seyn. Auch würden sie vermuthlich so gut, wie die weltlichen, zur Unterhaltung in fröhlichen Gesellschaften benußt; denn Geistliches und Welts liches lag damals überall durch einander; und so wea nig die Erzähler lustiger Geschichten Bedenken trus gen, ihre frivolen Scherze mit den ernsthaftesten christlichen Betrachtungen zu mischen, so munter scherzten die Verfasser geistlicher Fabliaur mitten im Laufe des fronimen Ernstes. Aber außerhalb der Klöster scheint man doch die Mühe gespart zu haben, Legenden und geistliche Wundergeschichten in Verse zu bringen. Wenigstens waren die Verfasser zweier Sammlungen solcher Fabliaux, die sich erhalten has ben, Mönche. Der Eine, ein gewisser Com sy oder Coinsy, der im Jahr 1236 gestorben seyn soll, schöpfte seine Erzählungen schon aus ålteren, die im zwölften Jahrhundert von einem gewissen Farsi, auch einem Mönch, in lateinischer Spras che aufgeseßt seyn sollen. Der Nahme des Undern ist unbekannt. Jener sammelte vorzüglich geistlis che Anekdoten zur Beglaubigung der fortwährenden Wunderkraft des Glaubens; und den Wunderges schichten zu Ehren nannte er auch die übrigen, die

er

Weitere Auskunft darüber giebt Le Grand in der Einleitung zum 4ten Bande der von ihm bearbeiteten Contes et fabliaux. Es macht ihm Ehre, daß er durch die Modephilosophie seiner Zeit nicht abgeschreckt wurs de, dem poetischen Sinne einiger dieser geistlichen Mährs chen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Aber selbst nach den Notizen, die er mittheilt, darf man befor gen, daß er gerade nicht die vorzüglichsten dieser alten Contes dévots ausgewählt und bearbeitet hat.

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er zusammentrug, Mirakel. Der Ungenanns te wählte Legenden aus dem Leben der älteren Ein: siedler, und nannte seine Sammlung Das Leben der Våter (Vie des Peres). Was man von den Werken Beider wieder hervorgezogen hat, beweiset allerdings, daß es diesen geistlichen Fabliers um ans muthige Unterhaltung und Erbauung zugleich zu thun war. Vorzüglich hat der Ungenannte durch naive Treuherzigkeit und weiche Verse seine Erzäh; lungen zu heben gesucht d). Aber kühne und kräf tige Benukung der religiösen Wunder in hinreissen den Dichtungen kam beiden geistlichen Männern nicht in den Sinn. Sie wollten ehrlich erzählen, was sich von erbaulichen Wundern nach der Sage, an Die sie glaubten, wirklich zugetragen haben sollte. Gemeine Anekdotenwunder, zum Theil so läppisch, zum Theil so widerlich, daß nur der roheste Abers

glau

d) Man lese zur Probe diese lieblichen Einleitungsverse. Defouz bel elme, en un biau prez,

Venez avant, vos qui amez.
Le Dieu d'amors i velt aller
Qui fe amis velt esprouver:
Savoir velt de qui eft amez.
Venez avant, vos qui l'amez;
Entendez à cefte chançon
Qui vaut une bonne leçon.

Noftre Sires, qui toz nos fift
Et près de foi les bons affift,
Nos apele, et les bras nos tent,
Et de jor en jor nos atent,
Et dit: venez avant, mi fill
Qui m'amez. Et vos, fol et vil,
Qui ne m'amez ne me prifiez,
Et pour vos biens me desprifiez
Alez en perdurable peine

Là vie votre péchiez vous maine.

glaube, selbst auf Kosten des moralischen Gefühls, in ihnen sich spiegelt, vertreten in den Erzähluns gen dieser Fabliers die Stelle wahrhaft religiöser Dichtungen in christlichem Sinne. Besonders scheis nen beide Fabliers haben zeigen zu wollen, wie ein herzhafter Glaube an die heil. Jungfrau auch die årgsten Schandthaten und Vergehungen gut mache e).

Die einzige im höheren Sinne poetische Art von alten französischen Fabliaur ist die fünfte. Sie begreift die eigentlich romantischen Erzähs lungen, die man auch kleine Romane nennen kann, und die mit den größeren und eigentlichen Ritterros manen unmittelbar zusammengestellt werden müssen. Von ihrer Entstehung weiß man am wenigsten Mehrere sind unverkennbar aus den größeren Romas nen gezogen; andere mögen wieder in diefe verwebt seyn. Fast alle, selbst die mythologischen nicht ausgenommen, die eine romantische Bearbeitung griechischer Göttermåhrchen sind, machen eine folsche Mittelgattung zwischen dem Anekdotenfabliau und dem Ritterroman aus, daß sie von jenem zu diesem in der Geschichte der französischen Litteratur den bequemsten Uebergang bahnen. Dieser Ueber:

gang

e) Man sehe die Beispiele bei Le Grand, Tom. IV. Diese Unterdrückung des moralischen Gefühls durch den Glauben, die selbst in den geistlichen Schauspielen der Spanier durch keine Poesie aufgehoben wird, that in den geistlichen Fabliaur der Franzosen eine um so wis drigere Wirkung, da hier der dumpfe Aberglaube in seis ner ganzen Rohheit erscheint. Man vergesse aber nicht, daß in Zeiten, wo die Sterbenden zum Erbarmen vor der Hölle zitterten, ein Aberglaube den andern ertrågs licher machte.

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