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gang fällt noch bestimmter in das Auge, wenn man bemerkt, daß wenigstens eines unter den bekanntes ren solcher Fabliaur nur zum Theil versificirt und übrigens in romantischer Prose erzählt ist. Wäre auch nur das Andenken dieser einzigen Erzählung, die unter dem Titel Aucassin und Nicolette in neueren Zeiten öfter bearbeitet worden, ist, wies Der erneuert, so müßte man doch die Zartheit, und unnachahmliche Naivetät dieser Art von altfranzósischer Poesie bewundern ). Da erkennt man wies Der denselben romantischen Geist und dieselbe Ina nigkeit des Gefühls, die den alten spanischen Lies Dern und den alten Schäferromanen der Portugies fen den eigenen Netz gaben, den keine neuere Kunst erreicht ). In einige dieser Fabliaux mischt sich

auch

f) Wer das Fabllau von Aucassin und Nicolette nur aus, der Bearbeitung von Le Grand kennt, hat nur eine sehr unvollkommene Vorstellung von dem poetischen Wers the des Originals. Um so mehr Dank ist man dem verdienstvollen Carne de St. Palaye für seine, Ausgabe des Originals schuldig, obgleich auch da die Sprache, um verständlich zu seyn, modernisirt ist." Sieshar den Titel: Les amours du bon vieux tems. A Vauclufe et à Paris, 1760, und verdiente in den Hånden eines Jeden zu seyn, wer für wahrhaft romans tische Poesie empfänglich ist.

g) 3. B. in dieser Stelle:

Nicolette eft en prifon mife
En une chambre à voûte grife,
Bàti par grand artifice,
Peinte à la Mofaïque ;
A la fenêtre marbrine
S'appuya la Mesquine.
Chevelure blonde et poupine
Elle avoit, et la rofe au matin
N'étoit fi fraîche que fon teint.

Ja

auch mehr oder weniger Feerei. In andern wird die Dichtung durch das Wunderbare auf dieselbe. Weise, wie in den größeren Romanen, nur im Kleinen und mit weniger Aufwande von Phantasie, erhöher. Noch andere sind komisch, aber in eis nem idealen Geiste, der sie von den lustigen Aneks doten unterscheidet h). Einige sind auch in einer Art von Stanzen versificirt ). Nur wenige gehen durch moralisirende Allegorien in die Gattung von Dichs tungen über, zu denen der Roman von der Rose gehört.

Jamais plus belle on ne vit.
Elle regarde par la grille
Et voit la rofe épanouie,
Et les Oifeaux qui fe degoifent;
Lors fe plaint ainfi l'Orfeline:
Hélas! malheureufe que je fuis,
Et pourquoi fuis-je en prifon mife;
Aucaffin Damoiseau Sire,

Je fuis votre fidéle amie,
Et de vous ne fuis point haïe:
Pour vous je fuis en prifon mise,
En cette chambre à voûte grise,
J'y traineraï ma trifte vie,

Sans que jamais mon coeur varie;
Car toûjours ferai-je fa mie.

Bon

h) Zu den ernsthaften gehören einige der vorzüglichsten in der Sammlung von Le Grand, z. B. der Chevalier de l'épée und alle folgenden, die sich an die Romane vom König Artus und der Tafelrunde unmittelbar ans schließen. Ein tomisches Fabliau dieser Art ist der Manteau mal taillé.

i) 3. B. Die Chatelaine de St. Gilles, eine Art von alts französischer Ballade, die St. Palaye in etwas mos dernisirter Sprache auf die Erzählung von Aucassin und Nicolette in den Amours du bon vieux tems folgen läßt.

Ein

Von der lekten hier angezeigten Art von Fas bliaur muß die Geschichte der französischen Poesie zu den eigentlichen Ritterromanen umkehren, die nicht versificirt sind. Denn hier ist der Punkt, wo der Streit der Spanier und Franzosen über den Ursprung der Ritterromane seine Entscheis dung erwartet. Nach der Behauptung der frans zösischen Litteratoren sind die nicht versificirten Ritterromane, die sich die Miene der wahren Ges schichte geben, aus den versificirten entstanden durch Vernachlässigung der Kunst, in Versen zu erzählen, besonders seit dem funfzehnten Jahrhundert. Sehr begünstigt wird diese Meinung durch mehrere noch vorhandene und zum Theil wieder bekannt gewor dene, gewiß nicht aus dem Spanischen überseßte, und nicht spåter, als die Fabliaur, geschriebene alts französische Ritterromane in Versen. solcher Ritterroman, oder, wie man nach einer andern Terminologie sprechen kann, ein solches episches Rittergedicht ist im Großen, was die romantischen Fabliaur, in denen ritterliche Abenteuer erzählt werden, im Kleinen sind. Von dem nicht versificirten Ritterroman unterscheidet, es fich weder durch den Geist und Styl der Erfindung, noch durch eine höhere Cultur. Mit dem Roman von der Rose und den übrigen allegorischen Gedich ten von ähnlicher Gattung hat es aber nichts, aus ßer der Versification und dem Geiste des Zeitalters überhaupt, gemein. Mit Recht sieht man diese epischen Rittergedichte, so roh auch die wahre Poes sie in ihnen ist, als die ersten Documente des wies dererwachenden Geistes der epischen Kunst in der neueren Litteratur an. Aber diese schöne Blüthe war nicht bestimmt, sich in Frankreich zu entfalten.

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In Italien, wo sie eine bessere Pflege fand, vera wandelte sie sich durch die kühne Laune Bojardo's und Pulci's in die neue Art von epischer Ritterpoes fie, die durch Ariost's Genie und Geschmack dié Höhe der classischen Vortrefflichkeit erreichte, und die man am kürzesten die ariostische nennen kann *). Aber auch die epischen Rittergedichte oder versificirs ten Ritterromane der Franzosen aus dem dreizehn; ten, vielleicht auch zum Theil schon aus dem zwölfa ten Jahrhundert, verdienen eine Aufmerksamkeit und Bewunderung, die man ihnen in den elegante ren Jahrhunderten nur aus Mangel an poetischem Gefühl versagt hat. Ihre Anzahl ist noch jeht in den alten Handschriften, nach der Versicherung frans zösischer Litteratoren, bis zum Unglaublichen bes trächtlich 1). Eben diese Menge läßt schon erwars ten, daß man es mit ihrem poetischen Werthe nicht genau nahm, wenn sie nur durch ritterliche Abens teuer und Wunder die Einbildungskraft so beschäfs tigten, wie man es im Geiste der Zeit gern hatte. Aber

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k) Man vergl. die Nachrichten von der Entstehung der italienischen Ritterepopde im ersten Bande dieser Gesch. der Poesie und Beredsamkeit.

1) Le Grand spricht von Tausenden; was man denn doch wenigstens metonymisch verstehen kann. Mag es feyn, daß sich unter diesen Tausenden, nach Le Grand's Versicherung, höchstens zwanzig finden, die genannt zu werden verdienen; in dem Urtheile, daß dieser kennts nißreiche Mann über die ganze Gattung fällt, erkennt man den Franzosen, der den Maßstab seines Siecle de Louis XIV. gar nicht fallen lassen kann, und der deßwegen meint, daß cette branche de la vieille littérature françoife diejenige sey, auf welche die frans zösische Nation am wenigsten stolz seyn könne. Er giebt den kleinen Fabltaur weit den Vorzug.

Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek. V. B.

Aber die Idee des romantischen Epos in seinen mancherlei Modificationen schwebte doch diesen Dichs tern vor, und leitete sie auf Erfindungen, die nur ans ders geordnet und überhaupt nur nach dem Bes dürfniß eines gebildeten Geschmacks umgearbeitet werden müssen, um die meisten späteren Versuche in der epischen Kunst weit hinter sich zu lassen. Ganz im rechten Sinne des romantischen Epos, vers weben diese Dichter Herzensangelegenheiten und Hels denthaten zu einem kunstreichen Ganzen, das ges wöhnlich mit einem kleinen Abenteuer anfängt, durch das Abenteuer eine Liebesgeschichte veranlaßt, and nun weiter von einem Mißverständnisse, oder Uns glücksfalle, oder einem andern besondern Ereigniß in dieser Liebesgeschichte den Auslauf nimme, um sich über die Geschichte ganzer Lårder und Staaten zu verbreiten, und zuleht den Helden des Gedichts und feine Prinzessin, nicht ohne Mitwirkung übers irdischer Mächte, wo möglich," auf einen Königs: oder Kaiserthron zu erheben. Die Monotonie, die man, nicht mit Unrecht, den alten Ritterromanen vorwirft, weil die Erfindung fast in allen denselben Gang geht, würde wenig Tadel verdienen, wenn der Vorwurf nur das Ganze der Dichtung tråfe; denn da beweiset eben diese Monotonie, daß sich in jenen Jahrhunderten eine wahrhaft epische Idee fest: geseht hatte, der man nicht ohne Ursache, wenn gleich ohne kritisches Bewußtseyn, getreu blieb. Aber von keiner Cultur unterstüßt, hemmte die Phantasie dieser Dichter ihr eigenes Werk; und Eis ner fuhr fort, wie der Andere, damit dem Ganzen der Dichtung an den wesentlichen Erfordernissen eines rechten Romans nichts feble. Noch mehr irre geführt durch das scheinbare Bedürfniß einer

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