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Ogter der Dåne, und ähnliche, deren Helden mit Carl dem Großen in Verbindung gestanden has ben sollten, wurden unter der Regierung des Kós nigs Carl VI. gegen das Ende des vierzehnten und zu Anfange des funfzehnten Jahrhunderts geschries ben. Aber schon früher, unter der Regierung des Königs Johann. (vom J. 1350 bis 1364), nahm man den Stoff zu Romanén auch aus der Provins zialgeschichte von Frankreich, zum Beispiel die Bes gebenheiten der schönen Melusine °). Auch die romantischen Erzählungen vom Kaiser Octavian und mehrere dergleichen scheinen in dieses Zeitalter zu gehören. Man versuchte auch, moralische und unmittelbar belehrende Erzählungen vermischten Inhalts zu einem Sittenspiegel in einer Sammlung zu verbinden. Eine solche Sammlung, freilich größs ten Theils abgeschmackter Exempelgeschichten, die einen moralischen Frauenspiegel vorstellen sols Ten, von einem gewissen Ritter de la Tour wurs de bald aus dem Französischen auch in das Deutsche übertragen P). Endlich verdient noch bemerkt zu

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o) Der Verfasser der Melusine, nach einer vor mir liegenden alten Ausgabe mit Holzschnitten und ohne Jahrzahl, sagt ausdrücklich in der Vorrede, daß er diese Geschichte dem Prinzen, nachmaligem Könige, Johann zu Gefallen aufgesetzt habe.

Ich kenne eine deutsche Uebersetzung unter dem Titel Der Ritter vom Turn von den Erempeln der Gotsforcht und Erbarkeit, schon im J. 1498 zu Augsburg gedruckt. Der Ueberseßer nennt sich. Mars quart von Stein, Ritter und Landvogt zu Montpeltkart (Mömpelgard). Daß die alten Volkss romane, die der gemeine Mann in Deutschland noch auf den Jahrmärkten Lauft, fast alle aus dem Franzde

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werden, daß die Verfasser der französischen Nitter. romane öfter mit besonderer Umständlichkeit ihren Dichtungen das Ansehen der wahren Geschichte zu geben suchten. Daß dieses Verfahren immer nur ästhetische Manier gewesen, läßt sich nicht wohl glauben. Auch die ungeheure Vermischung der Länder, Zeitalter, Nationen und Sitten in dies sen Romanen hat ihren nächsten Grund viel wahrs scheinlicher in der Unwissenheit der Romanendichter, als in romantischen Vorstellungen von einer reizens den Verschmelzung des Heterogenen. Von theos retischen Ansichten der Poesie waren diese Romas nendichter eben so weit entfernt, als von kritischen Grundsäßen zur Bildung des Geschmacks in irgend einer Hinsicht. Wie wenig sie durch ihren Erzähs lungsstyl eine besondere Kunst beweisen wollten, sieht man flar genug, wenn man sich nur an den gemeinen Chronikenstyl der mittleren Jahrhunderte erins nert; denn dieser liegt unverkennbar der Sprache und Manier der Ritterromane jum Grunde, nur ein wenig mit Bildern verbråmt.

Wie zu Anfange des sechzehnten Jahrhunderts die Ritterromane in Frankreich noch ein Mal mit neuem Enthusiasmus in Umlauf geseht wurden; wie der echte Ritterroman in den unechten oder, his storischen überging, der seinen Stoff aus neueren Begebenheiten schöpft und auf alle romantischen Wunder Verzicht thut; wie aus diesem endlich die halb wahren und halb erdichteten Lebensläufe, Mes moires, galante Intriguengeschichten und hof anefs

fischen übersetzt sind, scheinen die neuesten deutschen Bes arbeiter und Lobredner derselben nicht zu wissen.

anekdoten entstanden, von denen die französische Litteratur überfüllt ist; alles dieß soll zu seiner Zeit ausführlich erzählt werden.

Nächst den Ritterromanen verdienen unter den poetischen Werken aus der französischen Litteratur des funfzehnten Jahrhunderts die lyrischen Ges dichte, durch die man die Poesie der Provenzalen immer mehr nach dem Bedürfnisse des nordfranzös fischen Geistes zu nationalisiren versuchte, die meis ste Aufmerksamkeit. Eine Menge Gedichte dieser Art mögen wohl noch in alten Handschriften vers Borgen liegen 9). Denn das funfzehnte Jahrhundert war gerade die Zeit der höchsten Blüthe jenes Zweis ges der provenzalisch- lyrischen Poesie im nördlichen Frankreich. Das Sonett und die Canzone wolls ten noch immer nicht mit der Sinnesart und Spras che der Franzosen harmoniren. Von der Beredes lung, die diese Dichtungsarten in Italien erhalten hatten, und von dem Enthusiasmus, mit dem sie dort gepflegt wurden, wirkte auch nicht ein Hauch nach dem nördlichen Frankreich herüber. Aber das Triolett, das Rondeau, das Quatrain, der sogenannte Königsgefang (chant royal), eine ähnliche Art von fyrischen Gedichten, die man Bals laden nannte, kamen zu den Lais und Vires lais, mit denen die Nachahmung des Styls der Provenzalen in der französischen Poesie angefangen hatte.

q) Daß man sie nicht aus dieser Dunkelheit hervorzieht, ist um so weniger zu verantworten, da so viele unpoe tische Reimercien aus diesem Zeitalter sorgfältig von den französischen Litteratoren zum Druck befördert sind.

hatte. Alle diese lyrischen Formen empfahlen sich dem französischen Nationalgeschmack durch den Res frein, der zu ihrem Wesen gehört; denn in dem geistreichen Spiele mit diesem Refrein konnte sich der Wih hervorthun. Der Ausdruck mehr als tändelnder Gefühle mußte sich in die Raffinerie des Wikes fügen, so gut es sich einrichten ließ. Cia nen wesentlichen Unterschied zwischen diesen mans cherlei Gedichten gab es nicht. Sie erhielten ihre verschiedenen - Classennahmen bloß von den bestimms ten Reimformen und der genauen Beobachtung cons ventioneller Geseße in der Zahl und Anordnung der Verse. Das Triolett zum Beispiel mußte aus acht Bersen von acht Sylben bestehen, und in drei Stros phen (couplets) abgetheilt seyn. Die französischen Balladen sind mit den italienischen (ballate) nicht zu verwechseln. Mit den englischen Balladen has ben sie gar nichts gemein. Der Königsgefang (chant royal) mag immerhin einem oder dem andern frans zösischen Könige zu Ehren von Einigen so genannt seyn; auch er ist, wie die alten Liedersammlungen beweisen, ursprünglich eine provenzalische Gedans ken- und Reimform. Alle diese Gedanken: und Reimformen wählte man vorzüglich für die Poesie der Liebe. Aber man satyrisirte und moralisirte auch in ihnen. Und so lange man sich mit diesen Fors men begnügte, denen doch ein zarter Tact für Har monie der Gedanken und des Sylbenmaßes zum Grunde lag, dienten sie dem wärmsten Gefühle nicht weniger, als dem Muthwillen, zur lieblichen Stüße. Aber als der französische Wiß die wahre Poesie in diesen Geistesspielen nicht höher cultiviren konnte, versuchte er sein Glück an den Sylbenmaßen und Reimen, und fügte eine neue Verskünftelei, vers

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bunden mit allerlei kleinen und läppischen Gedankens künsten, hinzu, die selbst die ähnlichen Documente gothischer Armseligkeit aus den mittleren Jahrhuns derten hinter sich ließ. Da entstanden die Bate lée, die Fraternisée, die Brisée, die Retrograde, und noch viele andere zu ihrer Zeit so genannten Dichtungsarten, die nichts weiter waren, als findische Verschränkungen und Wiederhohlun gen bald der Reime, bald der Wörter, bald des Sinnes, nach gewissen Regeln. Un solchen unges meinen Subtilitäten ergeßten sich die Franzosen im funfzehnten Jahrhundert, wie sie im neunzehnten sich nicht genug mit Charaden und Logogryphen zu schaffen machen können "). Unter der Regierung des Königs Carl VIII. (vom Jahr 1483-1493) kamen jene Künste vorzüglich in die Mode; also genau um die Zeit, als die italienische Poesie durch Ariost sich mit neuer Kraft erhob. Die Kriege, welche Carl VIII. von Frankreich in Italien führte, wurden keine Veranlassung, die Franzosen für itas lienische Poesie empfänglich zu machen.

Den ersten Preis unter den französischen Dich, tern, die während der englischen Kriege im funfø зебия

Eine hinreichende Anweisung zur Kenntniß dieser Spies
lerei findet sich in Massieu's Hift. de la poëfic fr. und
in der Einleitung zur Bibl. poëtique. Wer mit einis
gen unsrer neuesten Kunstkenner in Reimkünsten einen
besonders romantischen Ausdruck des "Strebens nach
dem Heiligen und dem Höchsten" gewahr wird,
der übersehe ja nicht die Rime Emperiere, die drei Mal
hinter einander dasselbe Wort oder dieselbe Sylbe erz
schallen läßt, z. B. ·

Benins lecteurs, très- diligens gens, gens,
Prenez en grès mes imparfaits faits faits.

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