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hundert in französischen Handschriften verborgen lies gen, so hat auch die Echtheit einiger der zahl: reichen, erst neuerlich bekannt gemachten Werke eis ner Dichterin aus diesem Zeitalter, der Clotilde dú Vallon: Chalys, wenigstens keine gegründes te Vermuthung wider sich. Aber ein bestimmtes res Urtheil über eine Sammlung von Gedichten deren wahrer Ursprung noch råthselhaft ist, darf in einer allgemeinen Geschichte der Poesie und Bes redsamkeit nicht niedergelegt werden ").

Wer nach berühmten französischen Dichternahs men aus dem funfzehnten Jahrhundert fragt, hört fast immer nur Alain Chartier, Villon, Cre tin, und eine lange Reihe Anderer nennen, die für das Wesen der Poesie kaum ein schwaches Ges fühl hatten, dafür aber nicht ohne wikige Einfälle, dabei im Ausdrucke gewandt, und unermüdet im Allegorisiren, oder im Moralisiren, oder im Schers zen und Spaßmachen waren. Kaum eine Spur von höherem Dichtergeist zeigt sich in den Wers ken dieser sämmtlichen Zöglinge der altfranzösischen Reimschule. Aber auf die Geseke der Reim kunst waren sie aufmerksamer, als ihre Vorgán: ger. Sie achteten sorgfältiger auf die Sprache, die nun immer mehr von den altvåterischen Fors

men

b) Der schäßbare Herausgeber dieser Poefies de Clotilde (Par. 1803), Hr. Vanderbourg hat es keinesweges zu verantworten, wenn er die Sammlung so abdrucken ließ, wie das Manuscript in seine Hånde gekommen war. Aber durch wie viele Hånde mag es vorher gegangen seyn, die der alten Poesie nach den Forderungen des neueren französischen Geschmacks nachzuhelfen gesucht haben! Nur die Echtheit der poetischen Grundzüge dieser Ges dichte läßt sich nicht wohl bezweifeln.

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men auch in Bersen entwöhnt, und der eleganten Umgangssprache nåher gerückt wurde.

Dadurch dauernden

erwarben sie sich denn allerdings einen Einfluß auf die französische Litteratur. Und daher vorzüglich die Celebrität ihrer Nahmen. Nur von · Einigen unter ihnen mag hier Einiges besonders erwähnt werden ).

Wie unempfänglich für italienische Poes sie die Franzosen im funfzehnten Jahrhundert was ren, beweiset auffallend die Geschichte des Martin Franc. Dieser nicht gemeine Kopf und fertige Reimer, der besonders um das Jahr 1450 berühmt war, hatte alle mögliche Gelegenheit, seine Ret merei nach italienischen Mustern veredeln zu lernen. Er stand als Secretår in den Diensten zweier Påb: fte, Felix V. und Nicolaus V. Aber ohne auch nur im mindesten auf die poetische Litteratur der Ita, liener zu achten, verfaßte er im altfranzösischen Geist und Styl ein langes Gegenstück zu dem Roman von der Rose. Er war der lange erwartete Vertheidis ger der Damen gegen die Verfasser dieses Romans. Er betitelte deßwegen auch sein Gegenstück: Der Champion der Damen (le Champion des Da mes). Seinen guten Willen hat er Hadurch allers dings den Damen bewiesen, zugleich aber gezeigt, daß sein Geschmack ganz der alte aus den Zeiten des Romans von der Rose war. Sein Werk ist eine eben so gemeine, frostige und unpoetische Allegorie; seine Manier in den üblichen, nur ein wenig

vers

e) Wer fie alle näher kennen lernen will, wende sich nur an Massteu und Goujet.

verfeinerten Knittelversen ist eben so roh, und eben so geschwåkig, als håtte er mit Wilhelm von Lor= ris und Jean de Meun zu gleicher Zeit geschrieben. Auch ein moralisches Reimwerk, mit Stellen in ungebundener Rede gemischt, verfaßte er unter dem Titel: Der Kampf des Glücks und der Tus gend (L'eftrif de Fortune et de Vertu).

Alain Chartier oder Charetier, der so oft als einer der vorzüglichsten unter den älteren französischen Dichtern genannt wird, lebte bis ges gen das Jahr 1460. Ihm hat die Bildung der neueren französischen Sprache besonders viel zu dans fen. Seine größte Stärke hatte er im Moralis siren. Darum soll ihn auch, so häßlich er von ̧ Angesicht war, die Prinzessin Margaretha von Schottland, Gemahlin des Dauphins, mit einem Kusse beehrt haben, den sie ihm ertheilt, da er eins geschlafen war, mit der Anmerkung, sie küsse nicht den Mann, sondern die Lippen, "von welchen so viele schöne Worte und tugendhafte Reden gefloss sen" d). Wenigstens scheint diese verbrauchte Aneks dote, die nachher oft genug so erzählt ist, als ob andern Dichtern dasselbe Glück widerfahren wåre, dem Alain Chartier zu Ehren zuerst in Umlauf ges bracht zu seyn. Außer verschiedenen Liedern (Lays) þat er in Versen geschrieben: einen Streit zweier von Amor Begünstigten (Débat de deux fortu nés d'Amours), von denen der eine der Fette (le Gras)

d) La précieufe bouche, de laquelle font iffeu et fortis tant de bons mots et vertueufes paroles; sind die angeblichen Worte der Prinzessin. Bon mot bedeutete damals, was wir jeßt einen guten oder schönen Ges danken nennen.

Gras) und der andere der Magere (le Maigre) heißt; ferner ein moralisches Breviarium für den Adel (Breviaire des Nobles); eine Art von Roman unter dem Titel Das Buch der vier Damen (Livre des quatre Dames); und mehr der: gleichen. So trivial die Tugend: und Sittenlehs ren des Alain Chartier, so durchaus unpoetisch sind seine Ansichten des Lebens ©). Aber es fehlt nicht an Ausgaben seiner Schriften f).

Besonders entwickelte sich damals der Hang der Franzosen zu komischen Liedern und · zu wißigen Possen in lyrischen Sylbenmas ßen. Einen großen Nahmen erhielt durch derglets chen Spiele François Villon, der auch noch jekt viel bekannter ist, als der Herzog Carl von

e) Welche Armseligkeit der Moral ist z. B. in diesen Vers fen aus dem Bréviaire des Nobles von Alain Chartier zusammengereimt!

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f) Nachweisung derselben finden Liebhaber und Bibliogras

phen in der Bibl. françoife, T. IX. p. 173.

Orleans. Billon war ein liederlicher Mensch. Mit ihm fångt sich eine Reihe von wißigen Köpfen an, die sich im wirklichen Leben durch komische Gauner: streiche hervorzuthun suchten, und nichts lieber in Verse brachten, als Anspielungen auf diese Streis che, und Unweisungen zu ähnlichen. Er trieb es so arg, daß er, entweder als Dieb, oder als fal scher Münzer, von der Justiz ergriffen und zum Strange verurtheilt wurde. Als Delinquent scherzs te er noch auf das burleskeste über die Todesart, die ihn erwartete 8). Der König Ludwig XI., der kein Feind von wißigen Einfällen war, und wegen seines ehrlosen Charakters in der Staatengeschich. te bekannt genug ist, begnadigte den armen Suns der. Seit dieser Zeit spielte Villon den Bekehrs ten auch in Versen. Dię naive Keckheit seines Wikes, die Leichtigkeit seines Ausdrucks, und sei: ne Fertigkeit in komischen Wendungen und Unspies lungen zeigt sich besonders in seinen beiden Test as menten, dem kleinen sowohl, als dem großen (le grand et le petit Teftament). Beide wimmeln von Neckereien, die sich auf damals bekannte Pers sonen und Verhältnisse beziehen. Doch sind sie noch verständlicher, als ähnliche Producte dieses Villon in einer eigenen Gaunersprache, in der er sich mit seinen Spießgesellen unterhielt. Auch hat man von ihm komische Balladen in der französischen Bes deutung des Worts, komische Erzählungen, und meh,

g) Aus dem Gefängnisse kündigte er sich der Nachwelt in dem schaamlosen Quatrain an:

Je fuis François, dont ce me poise,
Nè de Paris, emprès Ponthoife.

Or d'une corde d'une toife

Sçaura mon col, que mon cul poise (pèse).

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