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Gefühl war, beweisen einige naive Lieder, die er in die allegorischen Gesänge verwebt hat P).

Man kann alle diese wikigen Köpfe und Vers sificatoren, so verschieden auch ihre Arbeiten im Einzelnen seyn mögen, als eine einzige Schule ansehen, die demselben Geist und Style folgte, mit threm rohen Geschmacke sehr zufrieden war, und von Fortschreitung auf dem gebahnten Wege

nig,

p) 3. B. diese Stelle aus dem Gesange der Landarbeit (Le Labour), die als allegorische Person auftritt:

Du temps du feu Roy,

N'eftoye en esmoy,
Qui me grevaft guere;
J'aloye tout par moy
Donner le beau Moy
A quelque Bergiere,
Joyeufe et entiere,
De belle maniere,
Ou Prin-temps et gay:
Et puis en derriere
Faifions bonne chiere,
Sans mener grant glay.
Doulces chançonnettes,
Plaifans Bergerettes,
Toutes nouvellettes,
Pas ne s'i celoient;
Boucquetz de violettes,
A brins d'amourettes,
Et fleurs joliettes,
Ylà fi voloient:
Oyfeatilx guaroüilloient,
Qui nous reveilloient,
Et roffignolloient,
Comme alloirettes ;
Baifiers fe bailloient,
Cueurs s'amollioient,
Et puis fe accolloient
En fes entrefaictes.

nig, als von Erhebung des Geistes zu neuen Ans sichten der Natur und des Lebens, einen Begriff batte. Sie gedenken auch einer des andern gern in ihren Versen, und loben einander, als ob es keine größeren Dichter geben könnte. Zu dieser Schule gehören noch Olivier de la Marche, George Chastellain, Jean le Maire, Guils Jaume Alexis, Guillaume Michel, Laus rent Desmoulins, Michel d'Amboise, und noch Mehrere, deren Andenken wenigstens historisch gerettet ist. Und da fast Alles, was diese Schule hervorbrachte, in ihrem Vaterlande mit ungemesa senem Beifalle aufgenommen wurde, während man auf die schöneren Lieder im Geist und Styl der Pros venzalen nur nebenher achtete, so erkennt man in eben dieser Schule einen Theil der wahren Reprás sentanten des französischen Nationalgeschmacks aus dem funfzehnten Jahrhundert. Das Eigens thümliche dieses Nationalgeschmacks fällt noch mehr auf, wenn man sich an die Schule der spanischen Liederdichter aus demselben Jahrhundert erinnert 9). Auch diese allegorisirten und moralisirten, wie es die scholastische Erziehung mit sich brachte. Auch sie strebten nicht höher, als der Geist ihrer Zeit. Uber wo der Spanier nur durch Stärke und Ties fe des romantischen Gefühls befriedigt wurde, da begnügte sich der Franzose mit artigen Einfällen, feinen Wendungen, und einer pikanten Sprache. Spanische Gluth der Leidenschaften wurde in Franks reich für keinen wesentlichen Bestandtheil der Poes fie der romantischen Liebe angesehen. Wo die Leis denschaft im lyrischen Styl der Franzosen aus dem funfa

q) Vergl. den dritten Band dieser Gesch. der Poesie und Bereds. S. 69 ff.

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funfzehnten Jahrhundert am stärksten zu sprechen scheint, zum Beispiel in den Liedern des Herzogs Carl von Orleans, da schimmert sie, neben dem Ausdruck ähnlicher Gefühle in den spanischen Lies dern, doch kaum wie ein Funken neben einer los dernden Flamme. Die spanische Poesie war durchs aus schwärmerisch; die französischen Dichter meins ten es selten, oder nie, ernstlich mit ihren romans tischen Klagen. So bald sie ernsthaft werden, fan: gen sie gewöhnlich an, sehr prosaisch zu moralisis ren; gegen melancholische Phantasieen wußte ihr fröhlicher Wih sogleich Rath zu schaffen, wenn der Ernst ihnen beschwerlich wurde. Darum haben auch gewöhnlich nur ihre komischen Einfälle und Wendungen eine poetische Kraft. Die pikante Ge schwähigkeit der Franzosen war den Spaniern fremd. Die spanische Kühnheit der Metaphern konnte in Frankreich nicht gefallen. Man sehe diese Vergleis chung fort, und man wird in der spanischen und französischen Poesie aus dem funfzehnten Jahrhuns dert immer bestimmter die völlige Verschiedenheit des Charakters beider Nationen erkennen.

Um

aber den Franzosen in der Schäßung ihres poetis schen Gefühls, so viel sie davon in ihren Versen niederlegten, kein Unrecht zu thun, vergesse man bei dieser Vergleichung nicht, sich auch an die französis schen Romane und romantischen Fabliaur zu erins nern, die den französischen Nationalgeschmack aus diesem Zeitalter von einer andern Seite beurkunden; und endlich übersehe man nicht die dramatische Litteratur der Franzosen aus dem fünfzehnten Jahr: hundert. Von dieser soll nun auch hier das Nds. thige erzählt werden.

*

Wer

Wer die Geschichte des französischen Theaters bis zur Entstehung der ersten drama: tischen Darstellungen verfolgen will, in denen Fran: zösisch gesprochen wurde, muß vielleicht bis in das zwölfte, gewiß bis in das dreizehnte Jahrhundert zurückgehen. Im dreizehnten Jahrhundert scheint die Menge der Pilger, die aus dem Orient zurücks kehrten, besondere Veranlassung gegeben zu haben, die dramatische Darstellung christlicher Religions: und Glaubensbegebenheiten aus dem alten und neuen Testamente, mit frommen Legenden aus spås teren Zeiten gemischt, und ähnliche Schauspiele, dergleichen vielleicht schon früher in den Klöstern und Kirchen an hohen Festtagen veranstaltet wors den, zu vervielfältigen und zu beleben. Die Pils ger führten auch wohl solche Schauspiele ohne Hülfe der Klosterbrüder auf; und um sich vom religiösen Ernste zu erhohlen, und diesen selbst zu erheitern, ließ man bald auf das geistliche Stück eine Posse følgen, so gut fie der rohe Wih in der Geschwindigkeit erfinden konnte; oder man mischte, nach der Denkart jener Zeiten ohne Aergerniß, burleske Scenen selbst in die religiöse Composition. Ob nun dergleichen Schauspiele in Frankreich früs her entstanden, oder in Spanien, oder in einer ans dern Gegend des christlichen Theils von Europa, lohnt sich kaum der Mühe, zu untersuchen. Denn nirgends hat sich ein litterarisches Document aus jener Periode erhalten, das auf ernstliches Stres ben nach reinerer oder höherer Bildung in der dras matischen Kunst deutete. Aber gegen das Ens de des vierzehnten Jahrhunderts fångt mit der Entstehung der geistlichen Schäuspielergesellschaft, die sich die Passionsbrüderschaft nannte,

die merkwürdige Geschichte des französischen Thea, ters eigentlich an ').

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Die nächste Veranlassung zur Entstehung der Passionsbrüderschaft (Confrairie de la Paffion) gas ben die Feierlichkeiten, die im Jahr 1380 ganz Paz ris erfüllten, als der König Carl VI. seinen Eins zug in diese Stadt hielt. Bei dem allgemeinen Wetteifer, diese Feierlichkeiten zu erhöhen, als die Straßen und öffentlichen Pläße mit Teppichen ges ziert waren, Musik überall, wo der König, durchzog, erscholl, und Springbrunnen mit gewaltigem Lurus Milch, Honig und wohlriechende Wasser in die Höhe sprudelten, wollten auch die Pilger nicht zurückbleiben, die das Volk schon vorher mit relis gidsen Schauspielen ergeht hatten. Sie führten ein Schauspiel, wie man es noch nie gese hen, vor dem Könige auf. Welchen Inhalt es gehabt, wird nicht angemerkt. Einige Jahre nach: her, als die Vermählung des Königs mit Isabelle von Baiern auf eine ähnliche Art gefeiert wurde, seßten

A

r) Die älteste Geschichte des französischen Theaters ist noch immer nicht so bearbeitet, wie sie es verdient. Lange Zeit hat man sich mit der flüchtigen, freilich sehr eles ganten Uebersicht begnügt, die Fontenelle davon giebt. Geist und lehrreich, und besonders den Dilets tanten zu empfehlen, ist der Coup d'oeil fur l'hiftoire de l'ancien théatre françois im 4ten Bande der Mélanges de littérature von Süard (Par. 1804.). 3usammenhängende Auszüge und interessante Stellen aus den åltesten französischen Schauspielen, auch einige alte Farcen ganz abgedruckt, finden sich, meines Wissens, nur in den ersten Bånden der ausführlichen Histoire du théatre françois (Amfterd. 1735 ff. 15 Theile), von den Brüdern Parfait, in einer Art von Ordnung beisammen.

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