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lieu's Charakter in seine Verse überging, fonnte er seinem jungen Freunde nicht mittheilen. Um sie Fennen zu lernen, muß man die Episteln lesen, derenTM nachher weiter gedacht werden soll. Unter den lyris schen Gedichten von Chaulieu sind die epigrammas tischen Rondeaux und Madrigale in der Manier des Chapelle das Beste. Was er seine Oden nanns te, verdient diesen Titel in keiner Hinsicht. Einige obscóne Spiele des Wißes, finden sich auch unter diefen sogenannten Oden; aber doch nur ein Paar *). '

Auch Chaulieu's vertrautefter Freund, der Marquis De la Fare, ahmte die Manier des Chapelle in ähnlichen, aber zärtlicheren und gas lanteren Einfällen nach *).

Eine Menge anderer Verfasser leichter, muns terer und wißiger Unterhaltungs, Liedchen aus dies sem Zeitalter der französischen Litteratur aufzuzahs len, ist hier kein Raum. Dichterisches Genie und Gefühl hatten an den meisten Liedern, die dem französischen Publicum vorzüglich gefielen, wenigen Antheil. Ein wikiger Einfall, in artigen Wens dungen ausgeführt, und gut gereimt, war Alles, was man zur Vollkommenheit eines Liedes in

Franks

c) Unter den Ausgaben der Werke des Chaulieu ist uns streitig die beste diejenige, die endlich von seinen Erben nach seiner eigenen Handschrift besorgt wurde. Sie hat den Titel: Oeuvres de Chaulieu, d'après les manu. fcrits de l'Auteur, à la Haye, 1774, in zwet elegans ten Octavbánoen.

d) Die Gedichte des La Fare findet man ålteren Samms lungen der Werke Chaulieu's beigefügt. Besonders gen druckt sind sie zu Paris 1755, in zwet Duodezbändchen. Bouterwek's Gesch. d. schön, Redek. VI, B.

Frankreich verlangte. Es lag im Charakter der munteren, geistreichen und singelustigen, aber nicht sehr poetischen Nation, daß sie nichts lieber, als solche Einfälle sang, die etwas Feines und Unter haltendes hatten, aber selten, oder nie zu dem Herzen sprachen, oder die Einbildungskraft in uns gewöhnliche Bewegung sekten. Zärtliche Lieder, die in der Folge Romanzen (Romances) in Franks reich genannt wurden, gab es indessen auch. Sie neigten sich zum Tone der romantischen Schäfers poesie, und wurden gewöhnlich Stanzen übers schrieben.

Um die Cultur der Ode gab man sich in der zweiten Hälfte dieser Periode mehr Mühe, als in der ersten. Die einzelnen Versuche dieser Art von Boileau, Racine und La Fontaine blieben schon so weit hinter der Idee der wahren Odenpoesie zurück, daß durch sie nur die falsche Vorstellung, die man fich von dieser Dichtungsart seit Malherbe *) in Frankreich gemacht hatte, noch mehr zum Vorschein kam. Der Geschmack der französischen Nation sos wohl, als ihre Sprache, hatten die Phantasie schon gelähmt, wenn sie einen Ausflug in die Region der lyrischen Dichtung von höherer Art wagen wollte. Die Verwechselung rhetorischer Schönheit mit poes tischer wurde ein unüberwindliches Hinderniß der Entwickelung solcher Gedanken, Empfindungen und Bilder, ohne welche kein lyrisches Werk den Nahs men einer Ode verdient. Man glaubte, eine Ode gedichtet zu haben, wenn man vernünftige und nicht uninteressante Gedanken, mit einigen Bildern, bes sonders allegorischen und mythologischen, ausger

e) Vergl. den vorigen Band, .238.

schmückt,

schmückt, in einer feierlichen und lebhaften Redners fprache und in lyrischen Sylbenmaßen vortrug. Besonders schienen Lobreden auf große Herren Oden heißen zu müssen, wenn sie in diesem Style und mit einem erfünftelten Anstriche von lyrischer Bes geisterung abgefaßt wurden. Man glaubte, auf diese Art den Pindar und Horaz geschmackvoll nachs zuahmen, indem man weder die Kühnheit pindaris scher, noch die energische Wahrheit þorazischer Ges Danken für etwas Wesentliches in solchen Dichtuns gen ansah, und für die ideale Erhebung des Gels stes über die gemeinen Ansichten der Dinge eben so wenig Einn zeigte, als für die freien Spiele der Phantasie in demjenigen, was man fyrische Unordnung nennt. Der prosaische Charakter der französischen Sprache erschwerte überdieß die lyrts sche Diction in der Ode weit mehr, als im popus låren und geselligen Liede.

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Erst gegen das Ende des siebzehnten Jahrhuns derts machten sich zwei französische Dichter ein ernsts liches Geschäft aus der Bearbeitung der Ode in der Manier, die man seit Malherbe in Frankreich vortrefflich gefunden hatte. Der eine von ihnen, Joseph François Duché, Mitglied der frans zösischen Akademie, schränkte sich auf geistliche Oden ein, die er, nach dem Wunsche der Frau von Maintenon, nebst geistlichen Trauerspielen für das Institut St. Cyr verfertigte Lyrische Phantasie hatte er wenig, aber eine gute. Darstellungsgabe in fließenden Versen. Sein Trauerspiel Absalon wird noch geschäßt; seine Oden sind fast vergessen.

Desto berühmter wurde als französischer Odens dichter Jean Baptiste Rousseau, geboren im

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Jahre

Jahre 1669 zu Paris. Er war eines rechtlichen Schusters Sohn. Seine Talente und fein Fleiß hoben ihn empor. Er kam in Verbindung mit angesehenen Familien, begleitete als Secretár eine französische Gesandtschaft nach Dänemark und eine andre nach England, und wurde sehr geschäßt. Auch nach seiner Zurückkunft in sein Vaterland schien sein bürgerliches Glück gesichert, als sich plöglich sein ganzes Schicksal ånderte. Man beschuldigte ihn, Verfasser einiger Spottgedichte zu seyn, in denen mehrere Personen von Bedeutung auf das beleidigendste angegriffen waren. Rousseau leugnete standhaft das Verbrechen, das man ihm vorwarf; und bis an seinen Tod ist er bei der Behauptung, Daß er ungerecht verurtheilt worden, geblieben. Das Parlement zu Paris sprach gleichwohl im Jahre 1712, also noch unter der Regierung Ludwigs XIV, das Verbannungsurtheil gegen ihn aus. Rousseau wurde auf immer aus dem Königreiche verwiesen. Er begab sich nach der Schweiz, wo ihn der frans zösische Gesandte Dü lüc sehr gut aufnahm. Mit *diesem Gesandten ging er nach Baden, wo der Friede zwischen Frankreich und Destreich unterhandelt wurde. Der berühmte Feldherr in dstreichischen Diensten, Prinz Eugen von Savoyen, lernte Rouss seau kennen, und wurde sein besonderer Gdnner. Mit ihm ging Rousseau nach Wien. Dort blieb er drey Jahre. Indessen schienen seine Angelegens heiten am französischen Hofe nach dem Tode Luds wig's XIV. eine bessere Wendung zu nehmen. Man gab ihm zu verstehen, daß er ohne Gefahr nach Paris zurückkommen könne. Uber Rousseau vers langte eine förmliche Revision seines Prozesses, und diese wurde ihm abgeschlagen. Er begab sich also

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wieder nach England und besorgte da eine Prachts ausgabe seiner Gedichte. Aber das Schicksal ließ ihn keine Ruhe finden. Das Geld, das er sich durch die Prachtausgabe seiner Gedichte erworben, ging verloren, weil die Handelsgesellschaft, bei der er es untergebracht, Bankrott machte. Gönner, die ihn unterstüßten, fand er noch immer; aber vergebens drang er auf Revision seines Prozesses. Unter einem angenommenen Nahmen sah er auf Furze Zeit sein Vaterland wieder. Er starb zu Brüssel im Jahre 1741, also zu einer Zeit, da das litterarische Jahrhundert Ludwig's XIV. vorüber war und schon ein anderer Geist in der französischen Litteratur zu herrschen anfing ).

Die Oden des Jean Baptiste Rousseau würden weniger berühmt seyn, wenn es in der frans zösischen Litteratur bessere gåbe. Er heißt zwar der Horaz seiner Nation. Doch haben selbst französ sische Litteratoren schon zugestanden, daß es diesen Horaz ein wenig an energischen und interessanten Gedanken, also gerade an dem fehlt, was den rða mischen Odendichter vorzüglich auszeichnet. Rouss feau hatte das nicht gemeine Talent, jede Verans laffung zu benußen, um in einer edlen und elegans

tel

f) Biographische Notizen über Jean Baptiste Rousseau findet man bet Lambert (Hift. littéraire du règne de Louis XIV.). Zu den Werken dieses Dichters gehört außer seinen Oeuvres, die er in der Prachtausgabe, Londres, 1723, in 2 Quartbänden, selbst besorgt hat, noch das Portefeuille de J. B. Rouffeau, nach seinem Tode herausgegeben, Amfterdam, 1752, in 2 Octave Bånden.

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