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Die Vorzüge Chaulieu's fallen noch mehr auf, wenn man seine Episteln mit denen von Jean Baps tiste Rousseau vergleicht. Rousseau, der Odens dichter, schrieb die meisten seiner didaktischen Episteln, wie Boileau, in Alexandrinern; aber es fehlte ihm, so correct auch seine Verse sind, an der verständigen Energie der Sprache, durch die Boileau auch ges wöhnlichen Gedanken ein Intereffe zu geben weiß. Noch weniger verstand er den Ton der horazischen. Heiterkeit zu treffen, an welche Chaulieu so vortreffs lich erinnert. Jean Baptiste Rousseau's Episteln sind gut versificirte, aber ermüdende Predigten, voll nüßlicher, aber ziemlich gemeiner Wahrheiten, die überdieß durch üble Laune entstellt werden, die man freilich einem Manne, gegen den das Schicksal so hart verfahren war, gern verzeißt. Auch scheint er selbst nicht gewußt zu haben, welche Art von Dies tion die didaktische Epistel am besten kleidet; denn zuweilen hebt sich seine Sprache, als ob er einen lyrischen Gesang anstimmen wollte ), und ein ans

Et toi, Pere d'Allegreffes,

Viens, à l'ardeur de ma tendreffe,
Bachus, joindre ton enjouement;
Viens, fur moi, d'une double yvreffe,
Répandre tout l' enchantement.

A l'envi de tes yeux, vois comme ce vin brille.
Verfe- m'en, ma Philis, et noie de ta main
Dans fa mouffe qui pétille,

Les foucis du lendemain.

deres

s) Zum Beispiel in der Eingangsepiftel an die Musen, die

fich anfängt:

Filles du Ciel, chaftes et doctes Fées,
Qui des Heros confacrant les trophées,
Garantiffez du naufrage des Tems
Les Noms fameux et les Faits éclatans:

Des

deres Mal reimt er die trivialfte Prose in einer fo gewöhnlichen Sprache, daß dann nichts, als der Reim, seine Episteln von gemeinen Briefen unters scheidet ").

Des vrais lauriers fages difpenfatrices,
Mufes, jadis mes premieres nourrices,
De qui le fein me fit presque en naiffant
Tetter un lait plus doux que nourriffant;
Je vous écris: non pour vous rendre hommage
D'un vain talent que dès mon plus jeune âge
A cultivé voftre amour maternel:

Mais pour vous dire un Adieu folennel.

Mehe

Bie man nach den strengen Gefeßen der französischen Kritik die Musen keusche und gelehrre Feen nens nen kann, leuchtet auch nicht ein.

1) Ich kann nicht umhin, zum Beweise, wie J. B. Rouf. seau zuweilen die gemeinste Prose gereimt hat, den Ans fang seiner langen Epistel an den Pater Brůmoy, den Herausgeber des Theatre des Grecs, hier einzurücken. Sie steht im ersten Bande des Portefeuille de J. B. Rouffeau.

Oui cher Brumoy, ton immortel Ouvrage
Va deformais diffiper le nuage,

Où parmi nous le Théâtre avili,

Dépuis trente ans femble être enfeveli,
Et l'éclairant de ta noble lumiere,
Lui rendre enfin fa dignité premiere.
De fes débris, zelé reftaurateur,
Et chez les Grecs hardi navigateur,
Toi feul a fu dans ta pénible courfe
De fes beautés nous deterrer la fource,
Et d mêler les detours finueux
De ce D dale oblique et tortueux
Ouvert jadis par la foeur de Thalie
Aux feuls Auteurs du Cid et d'Athalies
Mais après eux, helas! abandonné
Au gout pervers d'un fi ́cle efféminé
Qui ne prenant pour confeil et pour guide
Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek. VI. B.

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Mehr Verdienst haben die Epigramme dies ses Odendichters. Die meisten sind erotische Scherze, in denen die naive Manier der älteren französischen Dichter mit einer pikanten Lebhaftigkeit nachgeahmt 1. Einige könnten eben so gut Madrigale, als Epigramme heißen, wenn die Versart nicht in Bes tracht kame ").

3. Wenige Fortschritte machte die französische Poesie in der Form des eigentlichen Lehrgedicht 8. Die Neigung der Franzosen, in Verseu zu råsons niren,

Que les leçons de Tibulle et d'Ovide,
Et n'eftimant d'être applaudis
Que des Heros par 1' amour affadis,
Nous a produit cette foule incommode
D'Auteurs glacés, qui féduits par la mode
N' expofent plus à nos yeux fatigués
Que des Romans en vers dialogués;
Et d'un fatras de rimes accolées
Affaifonnant leurs fadeurs ampoulées,
Semblent vouloir par d'immuable loix
Borner tout l'art du Théâtre françois,
A commenter dans leurs feenes dolentes
Du doux Quinaut les Pandectes galantes.

u) 3. B. die folgende, sehr artige Kleinigkeit, die hier stehen mag, damit man den berühmten Odendichter doch auch von dieser Seite kennen lernen.

Quels font ces traits qui font craindre Califte
Plus qu'on ne craint Diane au fond des bois?
Quel eft ce feu qui brûle à l improvifte
Ravage tout, et met tout aux abois?
Seroit-ce feu faint Elme, on feu Grégeois?
Nenni. Ce font fléches où je m' abuse.
'Encore moins. C'est dont feux d'arquebufe?
Non. Et quoi donc? Ce font regards coquets,
Jeux de prunelle, en qui flame eft inclufe
Qui brûle mieux qu'arquebufe et mousquets.

niren, fand noch hinlängliche Befriedigung bei der Epiffel, in welcher der Ton mehr conversations. mäßig seyn konnte. Das didaktische Gedicht: Uns terhaltungen in der Einsamkeit (Entretiens folitaires) von Guillaume de Breboeuf, der vom Jahre 1618 bis 1661 lebte, scheint nicht sehr bemerkt worden, zu seyn, obgleich die Ueberseßung des Lucan von eben diesem Verfasser sehr geschäßt wurde. Die religiösen Lehrgedichte von Louis Racine, dem Sohne des eleganten Tragikers, gehören schon in die folgende Periode der französis schen Litteratur.

Fabeln auf eine unterhaltende Urt in Vers fen zu erzählen, bemühten sich mehrere schöne Geis fter im Jahrhundert Ludwig's XIV. Aber die Mas nier des la Fontaine, die den Beifall der ganzen Nation gewonnen hatte, mißlang allen Fabulisten, die sie nachzuahmen versuchten. Die Fabeln von La Noble, Generalprocurator zu Meß, schreckten durch ihre langweilige, långst von la Fontaine und Andern erschöpfte Moral zurück. Mehr Beifall fanden die von Edme Boursault, die auch noch gelesen werden.

Sein Aesop am Hofe (Elope à la cour) fonnte sich schon durch den Titel ems pfehlen.

Die didaktische Satyre schien durch Bots leau ganz erschöpft zu seyn. Kein einziger frans zösischer Dichter und schöner Geist erwarb sich neben Boileau einen Nahmen durch ähnliche Nachahs mung der Satyren des Horaz. Ohne Zweifel trug Das schnelle. Emporblühen des justspiels in Franks reich nicht wenig bei, die wißigen Köpfe, deren es

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so viele gab, von der didaktischen Sathré abzuzies hen, da ihnen das komische Theater ein schöneres Feld eröffnete, ihre Talente zu zeigen. Giftige und rohe Satyren in der Manier, wie sie ein gewiffer Gacon schrieb, standen zu sehr im Widerspruche mit der Cultur der Nation, um ein großes Publis cum zu finden.

1

Unter den muthwilligen Spielen des komischen Wißes aus dieser Periode der französischen Litteras tur sind noch die Parodien merkwürdig, die das mals zuerst in die Mode kamen. Scarron's Eins fall, den Virgil zu travestiren, macht in dieser Kunst Epoche. Mehr von diesem wißigen Son: derlinge zu sagen, wird aber in der Geschichte des komischen Romans ein schicklicherer Ort seyn *).

4. Die Hirten: und Schäferpoesie reizte im Zeitalter Ludwig's XIV. nur wenige französische Dichter, sich ihrer anzunehmen. Idyllen im Geiste der Poesien Theokrit's lagen zu weit außerhalb des Horizonts der schönen Geister, die selbst auf dem Lande den Hof und die Stadt vor Augen be hielten. Die romantische Schäferpoesie, in die fich galante Intriguen verweben und einkleiden Ite: Ben, verlangte, wenn sie gelingen sollte, einen schwärmerischen Ton, deffen die eleganten Männer, die den französischen Parnaß beherrschten, sich schẩm. ten. Man überließ diesen Ton den Spaniern und Portugiesen und der zurückgedrängten Partet, die sich durch Romane voll Gefühl und Phantasie einen

x) Bibliographische Nachweisungen über die Werke des Breboeuf, Boursault, Gacon, fann man bei mehreren französischen Litteratoren finden.

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