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wirklich poetisches Gefühl hatte, sieht man weit besser aus ihren kleineren Gedichten, Stanzen und Madrigalen. Unter diesen sind einige von uns übertreffitcher Zartheit ). Der zweite. Theil ihrer Gedichte wurde nach ihrem Tode von ihrer Tochter Herausgegeben).

Die Idyllen des eleganten Fontenelle, von dessen Schriften nachher ausführlicher die Rede seyn muß, sind artige Unterhaltungen in der Form von Schäfergedichten, aber im Style der großen Welt,

Trouve pour tous fes maux des remedes utiles!
Qui de nous dans le temps de la profperité
A l'active Fourmy reffemble?

A voir fa prévoyance il femble

Qu'elle ait de l'avenir percé l'obscurité;

Et qu'étant au deffus de la faibleffe humaine,
Elle ne faffe point de cas

De tout ce qu'étale d'appas
La volupté qui nous entraîne.
Quels Etats font mieux policez
Que l'eft une Ruche d'Abeilles.?

C'est là que les abus ne fe font gliffèz,

Et que les volontez en tout temps font pareilles,

e) 3. B. das reizende Madrigal:

Que vous eftes longs à venir

weit

Momens heureux pour un coeur tendre,
Momens dont mon Berger devoit se souvenir.
A vos douceurs helas! ne dois-je plus pretendre?
Non. Ce beau jour s'en va finir.

Chacun dans fon Hameau desja fonge à fe rendre,
Que vouz eftes longs à venir

Momens heureux pour un coeur tendre,

Momens dont mon Berger devoit le fouvenir!

E) Beide Bände scheinen doch aber, so beltebt auch diese Gedichte in Frankreich waren und vielleicht noch sind, nach der Ausgabe: Paris, 1753, in 2 Duodezbänden, nicht wieder gedruckt zu seyn.

weit entfernt von der ländlichen Simplicität der ars kadischen oder theokritischen Idylle, und zu falt für Dichtungen im romantischen Schäferstyl.

Mit den Schäfergedichten aus diesem Zeitalter der französischen Litteratur kann man auch die Eles gien zusammenstellen, die sich unter den Werken des Segrais und der Madame Deshoulieres finden. Die von Segrais gleichen fast ganz den romantis schen Klagen in seinen Idyllen. Nur fehlen die Schäfernahmen. Man könnte sie auch zu den ros mantischen Episteln zählen. Die Elegien der Mas dame Deshoulieres gehören fast ganz in das Fach der Episteln. Sie enthalten nicht sowohl Darstels lungen von elegischen Situationen, als Betrachs tungen über Herzensangelegenheiten. Die Neigung der Franzosen, über Empfindungen zu ráfonnt ren, ließ die wahre Elegie bei ihnen nicht auffoms men, die flagende so wenig, als die üppige. Einis germaßen traf die Dichterin Henriette Gräfin de la Suze, die im Jahr 1673 starb, den Ton der flagenden Elegie; aber auch sie råsonnirt zur Unzeit, und überdieß oft trivial. Da man auf diese Art den wahren Begriff der Elegie in Franf reich verloren hatte, konnte nachher um so leichter die sogenannte Heroide die Stelle der Elegie in der französischen Litteratur vertreten. In einer fols chen Heroide råsonnirte man mit mehr Mannigfals tigkeit, weil man unter den Empfindungen mehrerer Personen wählen konnte.

5. Fast unerklärbar scheint beim ersten Anblicke die Geschichte der erzählenden Poesie der Frans zosen im Jahrhundert Ludwig's XIV., wenn man

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sich erinnert, mit welcher Vorliebe die Nation sett der Entstehung ihrer Litteratur an der Erzählungss kunst hing. Während das französische Theater Schauspiele erhielt, die wenigstens nach dem Ges schmacke der Nation nichts zu wünschen übrig lies Ben, arbeitete sich nicht nur ein französischer Poet nach dem andern vergebens ab, um der Homer, oder Virgil seiner Nation zu werden; auch die Erzählungen in der Manter der alten Fabliaur gelangen, nachdem la Fontaine sie auf seine Weise bearbeitet hatte, feinem, der mit diesem Lieblinge des französischen Pušlicums zu wetteifern versuchte. Dieses Zurückbleiben der erzählenden Poesie hinter der dramatischen hatte zum Theil seinen Grund in der Vorliebe, welche die Nation für ihr Theater gefaßt hatte, seitdem Corneille, Racine und Moliere glänzten. Für das Theater zu arbei: ten, war nun das poetische Geschäft, das den laus testen und schmeichelhaftesten Beifall versprach. Die dramatische Poesie verschlang also fast alle Talente, Die zu der epischen, und überhaupt zur erzählenden Kunst unentbehrlich waren. Es schien, als ob das Epos und die Kunst, zu erzählen, nur den subal. ternen Geistern überlassen bleiben sollte, die auf dem neu geebneten Wege des Drama nicht mit forts kommen konnten, und doch auch Dichter seyn wolls Uber zum Theil, und noch mehr, war es ein ungünstiges Schicksal, das den Franzosen, wie den Spantern ), einen epischen Dichter, auf den die Nation hätte stolz seyn können, versagte. Es mußte sich ereignen, daß gerade die dichterischen Köpfe,

ten.

g) Vergl. den dritten Band dieser Gesch. der Poesie und Bereds. S. 407.

Köpfe, denen es nicht so wohl an Phantasie, als an Geschmack, fehlte, in der epischen Kunst sich hervorzuthun suchten. Das warnende Beispiel, das fie gaben, schreckte die feineren Talente zurück. Wer Geschmack hatte, verlor allen Muth, in dieser Ges gend des französischen Parnasses emporzusteigen.

Den ersten merkwürdigen Versuch, durch ein romantisches Nationalheldengedicht das Gebiet der französischen Poesie zu erweitern, wagte Jean Desmarets de St. Sorlin, eines der ersten Mitglieder der französischen Akademie, und einer der Dichter, an deren Talenten der Cardinal Richelieu besonders Wohlgefallen fand. Er lebte noch unter der Regierung Ludwig's XIV, bis zum Jahre 1676. Boileau verfolgte ihn mit seiner Kritik. Der Nahme, Desmarets schien, wie der Nahme Corin, ein Spottnahme werden zu sollen, um einen geist und geschmacklosen Neimer zu bezeichnen. Und doch fehlte dem verspotteten Desmarets nichts weiter, als kritische Besonnenheit und nüchterner Verstand, um die meisten oder gar alle französischen Dichter aus dem Zeitalter Ludwig's XIV. zu vers dunkeln. Desmarets hatte gerade die schöpferische Phantasie und das peetische Gefühl, das man in den Werken der meisten französischen Dichter ver: mißt. Aber während die Schule Boileau's das Studium der Regeln und die Beobachtung der Gez seße des nüchternen Verstandes bis zur prosaischen Kälte trieb, blieb Desmarets, nur seiner Phans tasie folgend, unempfänglich für alle Regeln des gesunden Geschmacks. Sein romantischer Kopf nahm feine Vernunft an. Für die classische Cultur des Styls, durch die sich die feineren seiner Zeitgenos

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fen besonders auszeichneten, hatte er gar keinen Sinn. Es war also auch nicht im mindesten seine Absicht, durch ein episches Gedicht nach dem Muster der Ilias, oder der Aeneis, die französische Litteratué zu bereichern, als er seinen Clodwig (Clovis) schrieb "). Dieser Clodwig ist nichts mehr und nichts weniger, als ein versificirter Ritterroman mit allen Fehlern der alten Ritterromane, ohne verständigen Plan, ohne Eleganz, und ohne epische Würde, aber so reich an poetischer Erfindung, wie kein Werk eines andern französischen Dichters aus dieser Periode. Auch den Stoff zu einem romantischen Nationalheldengedichte hatte er nicht unglücklich ges wählt. Mag der Clodwig oder Clodovaus der wahren Geschichte ein noch so gemeiner Barbar gewesen zu seyn; die Zeit, in der er lebte, war im Jahrhundert Ludwig's XIV. längst aus dem Ges dächtnisse des Publicums verschwunden, und es hing nur von dem Dichter ab, ihn als den ersten christs lichen König der Franken und als den Retter und zweiten Stifter der fränkischen Monarchie zu vers herrlichen, wie es das Interesse der Poesie vers langte. Desmarets entlehnte die Maschinerie seiner epischen Dichtung, wie Tasso, zum Theil aus dem christlichen Himmel, zum Theil aus der Hölle und der romantischen Zauberwelt. Der Reiz des Wuns derbaren ruht auf der ganzen Erfindung. Liebschafs ten; Heldenthaten, Verwandlungen, Abenteuer al: ler Art und mancherlei historische Digressionen find mit romantischer Freiheit, wie im Roland Uriest's, durch einander geworfen; und durch diese Regels losigkeit schimmert doch unverkennbar ein Plan hins durch.

h) Clovis, poëme héroique, par Mr. Desmarets de St. Sorlin. Paris, 1666, in Duodez.

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