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Ungefähr um dieselbe Zeit, als der Telemach von Fenelon die französischen Kritiker auf den Ges danken brachte, es sen nun ein Heldengedicht, das nichts zu ́wünschen übrig lasse, in französischer Sprache vorhanden, fand sich auch ein nicht ganz ungeschickter Nachahmer des Jean la Fontaine ein, dessen muntere und muthwillige Erzähluns gen nicht ohne Beifall aufgenommen wurden. Er hieß Jacques Vergier, war Commissår bet der Marine, und starb durch Meuchelmord im Jahre 1720. Mit der Sittsamkeit nahm er es noch weniger genau, als la Fontaine, hinter dess sen naiver Feinheit er doch weit zurückblieb. Unter seinen Werken finden sich auch Fabeln, Episteln, Parodien und allerlei komische Kleinigkeiten ').

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ein wahres Muster, nach Einigen gar bas hochste Mus fter einer Epopde. Das Urtheil des Akademikers Louis de Sacy, que le Télémaque étoit un poème épique qui mettoit la nation françoife en état de n'avoir rien à envier de ce côtè-là aux Grecs et aux Romains, wurde nicht nur unzählige Mal ohne allen Widerspruch nachgesprochen; es wurde noch weiter getrieben, um die antiken Epopden gegen den Telemach sogar herabzusehen. Nur La Harpe hat endlich gewagt, in feinem gekrönten Elogium Fenelon's (im Jahre 1771) dem Telemach den Nahmen eines Ges. dichts abzusprechen, während er es zugleich. als eines der Werke recenfirt, die der französischen Litteratur vorzüglich Ehre machen.

#) Wegen des schlüpfrigen Inhalts scheinen die muntern Erzählungen von Vergier noch mehr, als wegen ihrer ästhetischen Annehmlichkeiten, gelesen worden zu seyn. Ich kenne sie nur nach der Ausgabe: Oeuvres de Vergier, nouvelle édition, à la Haye, 1731, in 3 Des

tavbánden.

Allegorische Erzählungen in einem leichs. ten, meist epigrammatischen Styl, hat gegen das Ende dieser Periode der französischen Litteratur noch der Odendichter Rousseau geliefert. Sie sind nicht besonders geistreich erfunden, aber ganz angenehm vorgetragen ).

Fortsetzung der Geschichte des französischen Theaters nach Corneille, Racine und

Moliere.

Unter den Dichtungsarten, die im Jahrhuns dert Ludwig's XIV. von den vorzüglichsten Köpfen am französischen Parnasse cultivirt wurden, zeichnen fich die dramatischen schon bei einer flüchtigen Uebersicht vor allen übrigen aus. Kaum übersehs bar ist die Menge von französischen Schauspielen, mit denen damals das Theater und die Litteratur bereichert und fast überladen wurden; und unter dieser Menge sind der vortrefflichen im komischen Fache so viel, daß zu einer genaueren Analyse der besondern Vorzüge und Fehler aller merkwürdigen französischen Lustspieldichter aus dieser Periode in einer allgemeinen Geschichte der französischen Poesie kein Raum übrig bleibt. Die Anzahl der spani: schen Comödien, die unter der Regierung der drei Philippe geschrieben und aufgeführt find, möchte zwar wohl eben so groß, oder noch größer seyn *). Aber

$) Sie stehen im Isten Bande der oben angezeigten Oeuvres de J. B. Rouffeau.

t) Vergl. den dritten Band dieser Gesch. der Poesie und Bereds. S.524.

Aber in der französischen Litteratur giebt es mehr Verfasser von schäßbaren Lustspielen. Die Lusta Spielpoesie schien damals über alle übrigen Dich: tungsarten in Frankreich zu herrschen. Fast jeder gute Kopf, der Verse machte, wollte auch ein Lusts spiel gemacht haben. Bestimmter hat sich nie der Charakter einer Nation in der entschiedenen Vors liebe für eine Dichtungsart abgedrückt. Vorher, als der französische Nationalgeschmack sich noch nicht völlig entwickelt hatte, entstanden mehr Trauers spiele, als Lustspiele, in der französischen Litteras tur "). Jeht, da Corneille und Moliere, jeder in feiner Art, den Ton getroffen hatten, den die Nas tion hören wollte, stand, außer Racine und dem jüngeren Corneille, auch nicht ein einziger frans zösischer Tragiker auf, der eine besondere Aufmerks famkeit verdient, oder erregt hätte, bis endlich Crebillon mit Corneille dem Welteren zu wetteifern versuchte. Auch das musikalische Schauspiel von Der ernsthaften Art gelang nur dem einzigen Quis nault, dem überdieß Boileau und die Partei und Schule Boileau's seinen verdienten Ruhm zu ents ziehen suchten. Aber für das komische Theater zu arbeiten, drängten sich die vortrefflichsten Talente im glücklichen Wetteifer zusammen. Die Frans zosen bekamen ein komisches Nationaltheater, wie es selbst die Spanier nicht hatten, und wie es schwerlich eine andre Nation jemals bekommen wird. In der Lustspielpoesie glänzt das französische Genie; denn da war es in seinem Elemente. Indessen muß von der Geschichte des französischen Trauerspiels bis auf Voltaire doch auch Einiges hier besonders erwähnt werden.

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Französische Trauerspiele wurden, ehe noch Cors neille auf den Nationalgeschmack wirken konnte, in der ersten Hälfte des Jahrhunderts Ludwig's XIV. von meßs reren Dichtern und Reimeru in derselben Form und nach denselben Grundsäken verfaßt, die sich seit Jodelle immer bestimmter entwickelt hatten, und denen Cors neille selbst, wie oben erzählt worden, in Allem, was nicht zur Würde der Kunst, zur verständigen Composition, und zur Schönheit der Sprache ges hört, getreu blieb. Ein gewisser Abbé D' Aubignac, dem der Cardinal Richelieu den Auftrag gegeben hatte, eine gründliche Theorie der drama: tischen Dichtkunst zu schreiben, wollte, nachdem er, als gehorsamer Akademiker, den Wunsch des Cars dinals erfüllt, auch in der Praxis der Kunst, die er lehrte, nicht zurückbleiben. Sein Trauerspiel Zenobia fiel aber so schlecht aus, und wurde so allgemein verworfen, daß er aus Verdruß den Ruhm des Corneille durch kritische Angriffe zu schmälern suchte, die das Publicum noch weniger für ihn einnahmen. Racine fand einen ähnlichen Widers facher und nicht so ganz ungeschickten Nebenbuhler an Nicolas de Pradon, der von den Freunden des Racine, besonders von Boileau, unter die ars roganten Stümper gezählt, von einer andern Pars tei aber, zu welcher selbst St. Evremont und die Frau von Sevigné gehörten, beschüßt wurde. Zwei feiner Trauerspiele, der Regulus und der Ta: merlan, find noch bis auf die neuesten Zeiten zu weilen aufgeführt. Zu den besten unter den ersten Nachahmern des Corneille gehört Antoine de la Fosse. Er war königlicher Cammerjunker, und starb im Jahr 1708. Besonders suchte er in seis nem Manlius die verständige Composition and

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die Würde der Empfindungen und der Sprache in der Manier des Corneille zu erreichen. Auch die Trauerspiele des Operndichters Quinault, von dem nachher ausführlicher die Rede seyn soll, wurs den von Boileau viel zu weit weggeworfen. Votr den Trauerspielen des Jofeph François Dus ché, der auch oben unter den Odendichtern genannt ist, des Akademikers Jean Gabert de Ca m2 pistron, des Abbé Genêt, des Herrn von Longepierre, des Abbé Pellegrin und Underer, die in dieselbe Reihe gehören, mag es genug seyn, hier anzumerken, daß keines unter ihnen weder die Kunst um eine Stufe höher hob, noch seinem Vers fasser bei dem Publicum ein besonderes Ansehen gab. Indessen wurden mehrere dieser Trauerspiele eine geraunte Zeit nicht ohne Beifall auf das Theas ter gebracht. Um wenigsten gefielen auf die Länge die tragischen Arbeiten des Herrn von Longepierre. Die Rohheit ihres Styls fritt zu sehr mit dem Geschmacke, der nun schon in Frankreich allgemeis ner wurde. Doch findet sich unter den Trauerspies Ten dieses longepierre ein Wilhelm Tell. Er gehörte also zu den wenigen französischen Dichtern, die auch aus der neueren Geschichte der europáts schen Nationen, nicht bloß der Türken und Tatas ren, den Stoff zu einem Heröischen Trauerspiele nehmen zu dürfen glaubten. Diese Freiheit, von den Grundsätzen der französischen Dramaturgen abs zuweichen, nahm sich auch Thomas Corneille, der es wagte, sich als Trauerspieldichter neben sets nen allgemein bewunderten Bruder zu stellen, dessen Nachfolger er in der französischen Akademie wurde. Unter seinen Trauerspielen ist ein Graf Essex, den man noch bis auf die neuesten Zeiten gern ger

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