페이지 이미지
PDF
ePub
[ocr errors]
[ocr errors]

Im Jahre 1707 ein obrigkeitliches Edici aus, durch welches den Jahrmarkis : Comödianten verboten wurs * De, auf ihrem Theater zu sprechen. Gerade dies ses Verbot gab dem Jahrmarktstheater ein neues Interesse, und veranlaßte die völlige Entwickelung der komischen Oper, in welcher abwechselnd gesungen und gesprochen wird. Die bedrängten Schauspieler gaben ihren lustigen Liedern (Vaudevilles), weil ihnen das Singen verstattet war, mehr Zusammenhang mit / Dem Plane ihrer Stücke. Den Dialog suchten sie durch Pantomime zu ersehen. Aber den Wunsch, wieder sprechen zu dürfen, wann ein Liedchen ges fungen war, fühlten sie um so lebhafter, weil sie ihn unterdrücken mußten. Kaum wurde also das harte Verbot zurückgenommen, und auf dem Jahrs marktstheater das Sprechen wieder erlaubt, so war Die komische Oper der Franzosen wirklich schon da. Sie nannte sich selbst schon mit diesem Rahmen (Opéra comique), als einige der feinsten und vors züglichsten Köpfe unter den komischen Dichtern dies ses Zeitraums sich ihrer annahmen.

[ocr errors]

Das größte Verdienst um die erste Cultur dies fer tomischen Oper hat Le Sage, derfelbe geists reiche Mann, der durch seine oben angeführten In triguenstücke in der Manier der Spanier, und noch mehr durch seine komischen Romane, hinlänglich bewiesen hat, daß es nicht Rohheit des Geschmacks war, was ihn dem Jahrmarktstheater so geneigt machte. Es gefiel ihm, in diesen kecken Spielen des Wiges und der Phantasie seiner Laune zu fols gen; und vermuthlich brachten sie ihm auch mehr ein, als die Stücke, die er für das eigentlich so genannte französische Theater schrieb. Mit Le De Sage

Bouterwek's Gesch, d. schön, Rebek. VI, B.

.

:

[ocr errors]

Sage verbanden sich der Luftspieldichter Le Grand, und nachher ein gewisser D'Orneval, der fast nur für das Jahrmarktstheater arbeitete. Le Sage und D'Orneval gaben denn auch in den Jahren 1723 bis 1737 die Sammlung von komischen Opern heraus, aus der man den Geist und die Formen dieser Schauspiele hinlänglich kennen lernt *). Man entdeckt hier beim ersten Blicke die interess fante Verschmelzung des franzöfifchen Ges schmacks mit dem italienischen. Der ganze Zuschnitt dieser Opern ist freie Nachahmung der alten italienischen Charaktercomödie. Harlekin, Scas ramuz, der Doctor (il Dottore), Colombine, treten hier in halb französischem Cosium, aber unter ih ren alten Nahisen, und fast ganz mit denselben Charakteren und Manieren auf, die in den ita: lienischen Nationalstücken seit langer Zeit üblich waren. Harlekin spielt gewöhnlich als Bedienter eine Hauptrolle. Sein Nebenbuhler Pierrot vers tritt aber auch zuweilen seine Stelle. Die Erfin dung der meisten dieser komischen Opern ist durchaus burlesk, aber sinnreich, voll Wiß und Phantasie, wahrhaft poetisch in ihrer Art, öfter bis zur Aus: schweifung kühn. Man ahmte auf dem Jahrmarkts. theater den Pomp und das Maschinenwesen der grès Ben Oper, aber in komischem Styl, nach. Da sah man Götter und Göttinnen, höllische Geister, mor genländische Prinzen und Prinzessinnen, in der buns

[ocr errors]

testen

x) Théatre de la Foire, Paris, 1723 bis 1737, par Mrs. Le Sage et d'Orueval, in 10 Octavbånden. Man hat auch eine Amsterdammer Ausgabe, die bald nach der Pariser folgte. Lesenswerth ist die verständige Vorrede von Le Sage. Doch stehen auf dem Titelblatte der ersten Bånde nur die Anfangsbuchstaben seines Nahmens.

testen Mischung mit Harlekin, Scaramuz und Cos Jombinen. Nur die wenigsten dieser komischen Opern waren nicht zugleich Spectakelstücke. Die Ausfüßs rung der Scenen wurde anfangs ganz, wie in der alten italienischen Charaktercomödie, den Schaus spielern überlassen, denen auch das Improvisi ren oder Extemporiren, wenn sie sich darauf verstanden, unverwehrt blieb. Für Harlekin's pis fante Schwänke (lazzi) war auch nachher noch Raum, als die Dichter einen Theil der Worte, Die gesprochen werden sollten, mit den Gesängen 'lieferten. Nie aber waren diese lustigen Unters haltungsstücke, ihrem ursprünglichen Charaks ter nach, bestimmt, poetische, oder gar musikalis sche Kunstwerke im eigentlichen Sinne zu seyn. Alles war in ihnen auf den Totaleffect der wirklichen Aufführung des Stücks berechnet. Die Dichter, Die damals dieses Theater in Aufnahme brachten, schränkten sich mit Fleiß auf die nicht gemeine Kunst ein, den Schauspielern und den Theatermeistern gehörig vorzuarbeiten. Die komische Oper der Frans zosen war also in der ersten Periode ihrer Cultur und ihres Glanzes sehr verschieden von Demjenigen, was sie in der Folge durch methodische Verfeines rung wurde. Da sie kein musikalisches Kunstwerk im eigentlichen Sinne seyn sollte, so fiel auch das widernatürliche Hin: und Her: Springen vom Dias log zum Gesange und vom Gesange zum Dialog nicht auf. Man sang zwar, nach französischer Art, Scherze und wißige Einfälle, die im Grunde gar keines musikalischen Ausdrucks fähig sind; aber matt sang sie ohne alle Ansprüche auf musikalisches Vers dienst. Man gab sich nicht einmal Mühe um neue D 2 Mer

Melodien zu diesen Operngesången. Unmittelbar aus dem Munde des Volks, von luftigen Stadts liedern (Vaudevilles) entlehnte man gewöhnlich die Musik zu ähnlichen Spielen des Wißes auf dem komischen Operntheater; und wenn nun auch der neue Text bekannter wurde, sangen die Zuschauer mit. So entstand ein jovialisches Ganzes, das freilich in der Litteratur nicht sehr glänzt, und der Tonkunst wenig Gewinn brachte, aber eben durch seine hinreißende, echt - komische Jovialität den nächsten Zweck der Kunst besser erreichte, als er in der Folge durch die feineren Singespiele erreicht wer: den konnte, in denen der Dichter und der Ton: künstler vergeblich wetteifern, ihrer Kunst Ehre zu machen, weil der Tonkünstler kein Ganzes liefern, und der Dichter keinen poetischen Grund angeben kann, warum er nns, während die Personen auf dem Theater dieselben bleiben, aus einer Welt, in welcher man spricht, wie im gemeinen Leben, plók: lich in eine andere, wo man singt, was man eben so gut sprechen könnte, und dann wieder aus dieser in ene zurück verseßt 3).

Beschluß

y) Durch eine schickliche Bearbeitung des Théatre de la Foire für Deutsche könnte auf unserm, an Producten des komischen Wihes so armen Theater eine neue Gat tung eingeführt werden, die mit dem Geiste und der Cultur unserer Zeiten und unserer Nation eine wahrhaft komische und poetische Kraft vereinigte, der Vorliebe, die unfre Nation für musikalische Schauspiele zeigt, entgegen fåme, und die faden Operetten vers drängte.

Beschluß der Geschichte der französischen Poesie in diesem Zeitraume.

[ocr errors]

Wer die Geschichte der französischen Poesie aus dem Jahrhundert Ludwig's XIV. im Ganzen übersea hen und jedem poetischen Verdienste den Plak ans weisen will, der ihm gebührt, begegnet fast mit jedem Schritte zwei schönen Geistern, von denen der eine in mehreren Dichtungsarten einen neuen · Ton angeben, der andere gar überall zu Hause seyn, Alles besser, als seine Vorgänger verstehen, und Die gesammte Litteratur meistern wollte. Der erste ist Fontenelle, der zweite Houdart de la Motte. Beide sind nahe Geistesverwandte; beide haben einen nicht unbedeutenden Einfluß auf die völlige Ents wickelung des französischen Nationalgeschmacks ges habt; und in den Werken Beider erscheint der Uns terschied zwischen einem Dichter im wahren Sinne des Worts und einem französischen schönen Gei: fre, der den Dichter spielt, auf eine so merkwürdige Art, daß man eine hellere Ansicht von dem ganzen Litterarischen Jahrhundert Ludwig's XIV. gewinnt, wenn man diese beiden Schriftsteller neben einan der und an das Ende der langen Reihe stellt, die von Corneille bis auf Voltaire reicht.

Bernard le Bovier de Fontenelle war geboren zu Rouen, im Jahre 1657. Schon im vierzehnten Jahre seines Lebens erhielt er einen akas Demischen Preis. Die Jesuiten, in deren Schule er erzogen war, gaben ihm schriftlich das Zeugniß, er sey ein durchaus vollkommener junger Mann (adolefcens omnibus partibus abfolutus). Fontenelle sollte nach dem Wunsche seines Vaters 23 Jurist

« 이전계속 »