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schen Schwärmerei zu treffen. Aber Fontenelle's. geschminkte Hirten und Hirtinnen wollen Gefühl haben, und reden doch nur die Sprache der Galans terie. Sie sagen schöne Sachen in artigen Bils dern und Versen, nicht ohne Grazie; aber diese Grazie ist nicht ländlich; die ganze Manier neigt sich zum Styl der Toilette 2). Gleichwohl trauete sich Fontenelle eine so vorzügliche Anlage zur bukos lischen Poesie zu, daß er außer seinen Eflogen in derselben Manier noch ein musikalisch : dramas tisches Schäferspiel von fünf Acten, den Endys mion,

a) Wenn man nicht wüßte, daß die folgenden Stanzen aus einer Ekloge von Fontenelle genommen wären, müßte man nicht glauben, ein Liebhaver aus der großen Welt spräche zu seiner Dame?

Vous n'aurez que mes foins, mes transports or◄ dinaires,

Mais maintenant, Climene, ils devroient vous char.

mer;

Vos yeux depuis long-tems n'ont vû d'Amans

finceres

Et pourroient-ils jamais s'en desaccoûtumer?

Ceux qu'à la Ville ils viennent d'enflamer, d
Par leurs foibles ardeurs, par leurs amours legeres,
Auroient bien dû vous apprendre à m'aimer.
La Ville eft pleine de contrainte,

De faux fermens et de voeux indifcrets.
Que ne l'avez-vous vûë exprès

Pour favoir de quel prix eft cet amour fans feinte.
Qui fe trouve dans nos foréts?

De quel prix font nos Bois pour s'y parler fans

crainte,

Et ma voix pour chanter une amoureuse plainte,
Et mon coeur pour fentir vos traits?

Man merte besonders auf die feinen Gegensäße:
Et ma voix pour chanter; et mon coeur pour fen-
tir &c. In solchen Gegensägen war Fontenelle ein
Meister.

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mion, schrieb. Man muß diesem Schäferspiele das Verdienst einer delicaten Galanterie zugestehen. Un einigen der übrigen musikalischen Schauspiele. oder Opern Fontenelle's scheint sein Oufel, Thomas Corneille, Antheil zu haben. Nach andern Utteratoren gab Thomas Corneille nur seinen Nah: men her, um seinen Neffen desto vortheilhafter in die Welt einzuführen. In den übrigen Opern, die gewiß von Fontenelle selbst sind, zeigt er zu weilen eine Wärme, von der man überrascht wird. Er scheint dann von der Gewalt der Situationen, die er in lyrischem Styl dramatisiren wollte, hinge riffen zu seyn; und da er Quinault's Opern vor sich Hatte, konnte er die Sprache der Leidenschaft, auf die er sich sonst wenig verstand, durch Nachahmung treffen lernen, wenn er nur seinen kritischen Tact zu Rathe jog. Besonders hat seine Oper Aeneas und Lavinia (Enée et Lavinie) etwas Patheti sches, das man von einem Fontenelle nicht erwar: ten sollte ). Aber das eigentliche Trauerspiel wollte

ihm

b) Gern hebe ich, um Fontenelle's Talenten Gerechtigkeit & widerfahren zu lassen, die Stelle aus, in welcher der Schatten der Dido erscheint und zur Lavinia spricht: Arrête, Lavinie, arrête, écoute-moi! Je fus Didon, je regnai dans Carthage. Un Etranger rebut des flots et de l'orage, De ma prodigue main recut mille bienfaits. L'amour en fa faveur avoit féduit mon ame: Par une feinte ardeur il augmanta ma flâme Et m'abandonna pour jamais.

Lavinie.

Ah! quelle trahison!
L'ombre.

Mon defespoir extrême

Arma mon bras contre moi-même,

Ma

ihm doch auf keine Art gelingen, so viele Mühe er sich auch gab, den Corneille und Racine nachzuahs men. Am auffallendsten hat er seine Unfähigkeit, römische Charaktere in der Manier des Corneille darzustellen, durch sein Trauerspiel Brutus be; wiesen ). Ein seltsames Phänomen in der französ sischen Litteratur aus dieser Periode ist die Idalia

(Ida

Ma mort ne put toucher mon indigne vainqueur.

Lavinie.

Le perfide! l'ingrat!

L'ombre.

Cet ingrat, ce perfide

C'est ce méme Troyen pour qui l'amour decide
Dans le fond de ton coeur.

Lavinie.

Quel funefte difcours! quelle image effrayante!
Confufe, interdite, tremblante,

Je ne me connois plus, je meurs,

Je fuccombe fous tant d'horreurs.

c) Auch die sanfteste Römerin aus den Zeiten der Ents fiehung der römischen Republik durfte doch wohl nicht so mattherzig lamentiren, wie Fontenelle's Valerie in fets nem Brutus.

Quel trouble! quelle 'horreur! et quels affreux

tourmens!

Pour un coeur plein d'amour redoutables momens!
Hélas! Plautine, hélas! que faut-il que j'efpere?
Le Sénat affemblé maintenant délibere;

C'est lui qui de Titus régle aujourd'hui le fort,
Et c'eft lui dont jattens ou la vie ou la mort.
Dans cette incertitude, hélas! je vis à peine.
Mais quelle illufion peut me rendre incertaine?
Puis-je donc du Sénat ignorer la rigueur?

Et dois-je un feul moment douter de mon Malheur?

In so durchaus matten Stellen verleugnet Fontenelle auch den feinen Tact, der ihn sonst nicht leicht etwas Triviales Sagen ließ.

*

(Idalie), ein Trauerspiel in Prose von Fontenelle d). Unter seinen Lustspielen ist kein einziges versifi: cirt. Sie sind übrigens artige Conversationsstücke, nur ohne komische Kraft. Fontenelle hat auch die soges nannten Herold en wieder in die französische litteratur einführen helfen *). Auf seine Fabeln, flüchtis gen Poesien, ein Paar Epigramme, und eis nige versificirte Kleinigkeiten scheint er selbst keinen besondern Werth gelegt zu haben. Wie übrigens Fontenelle durch seine sämmtlichen Schriften auf feine Zeitgenossen, besonders auf die Generation von französischen Dichtern und Schriftstellern gewirkt hat, die er in der zweiten Hälfte seines langen Lebens aufwachsen sah, wird in dem folgenden Capitel bei Der Anzeige seiner prosaischen Werke am besten ers zählt werden können.

Antoine Houdart de la Motte, der zweite der beiden schönen Geister, deren Werke die Grenze des litterarischen Jahrhunderts Ludwig's XIV. Bezeichnen, war zu Paris im Jahre 1672 geboren. Auch er wollte schon ein Dichter seyn, als er kaum feine Schulstudien geendigt hatte. Aber er war nicht so glücklich wie Fontenelle. Sein erstes poeti: sches Werk, mit dem er vor das Publicum zu tre ten wagte, war ein Lustspiel. Es wurde auf dem italienischen Theater aufgeführt, aber es fiel durch. Der ehrgeizige Aspirant am Parnasse wurde über diesen Unfall so schwermüthig, daß er der Welt entsagen wollte. Er ging in ein Kloster des strens gen Ordens de la Trappe, blieb aber dort nur einige

d) In der Pariser Ausgabe seiner Berte Tom, VII. e) In derselben Ausgabe, Tom. III.

einige Monate, kehrte zu seinen weltlichen Hoffnung gen zurück, versuchte sein Dichterglück noch ein Mal, und fand eine Partei, die ihn ermunterte, fortzufahren. Nachdem eine Oper von ihm mie Beifall gegeben war, faßte er ein großes Vertrauen zu sich selbst. Er glaubte, daß es ihm vorbehalten sen, nicht nur ein zweiter Racine, Quinault, und La Fontaine und Moliere, sondern auch ein neuer Homer und Anakreon zu werden, überdieß den Verstand seiner Nation in Geschmackssachen, völlig aufzuklären, und besonders die Partei, die noch voR der alten griechischen und römischen Litteratur mit Verehrung sprach, auf immer zu stürzen. La Motte råfonnirte, wie Fontenelle, über Alles. Fontenelle selbst soll geäußert haben, daß er Mehreres von La Motte wohl geschrieben zu haben wünsche. Die Leichtigkeit, mit welcher La Motte arbeitete, er mochte in Versen, oder in Prose schreiben, machte ihn bald zu einem der fruchtbarsten Schriftsteller seiner Zeit. Niemand hatte auch ein solches Talent, wie er, fremde Manieren auf das täuschendste nachs zuahmen. Durch eben dieses Talent hoffte er seine Gegner zur Verzweiflung zu bringen. Es gelang thm, als ein Mal ein neues Trauerspiel von ihm ohne seinen Rahmen aufgeführt war, das Gerücht zu veranlassen, Racine selbst müsse dieses Stück hins terlassen haben, weil kein Dichter, außer Racine, so etwas zu machen im Stande set. Mit derselben Gewandtheit schrieb er Fabeln in der Manier ka Fontaine's, Lieder im anakreontischen Styl, und gar eine neue Iliade. Seine anafreontischen Lieder gefielen selbst seinen Gegnern. Nur seine Iliade wurde ihm kaum von seinen Freunden vers ziehen. La Motte war übrigens bei weitem nicht

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