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feit, aber der Klarheit, leichtigkeit und populåren Bestimmtheit des Ausdrucks in der Entwickelung logischer Wahrheiten d). Eben dieser Arnauld ist Verfasser einer allgemeinen Sprachlehre (Grammaire générale et raifonnée), die noch immer als der erste Versuch in seiner Art bemerkenswerth -ist und sich auch durch die einfache und ungezwun. gene Form des Ausdrucks empfiehlt ). Da nun überdieß auch noch die französischen Dichter, auf deren Stimme die ganze Nation hörte, zum Beis spiele vor allen andern Corneille ), eine didaktische Prose schrieben, wie sie nie den Dichtern anderer Nationen gelungen war, so mußte, bei einem sols chen Zusammenwirken von mancherlei Ursachen der Geist der wahren Beredsamkeit nach und nach von allen Sitten in die wissenschaftliche Litteratur der Franzosen eindringen.

Aber auch die falsche Beredsamkeit, die nach dem Pikanten und Geistreichen hascht, durch raffinirten Kikel des Geschmacks über die reinste Sprache der Vers nuuft und des Gefühls sich erheben will, und zulekt die Wahrheit selbst als eine bloße Geschmackssache behandelt, drang schon damals, besonders in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Ludwig's XIV., in die wissenschaftliche Litteratur der Franzosen ein. An der Spike der Partei, die durch diese falsche Beredsamkeit den verderblichsten Einfluß auf die Denkart desjenigen Theils des Publicums hatte, der

d) Diese Art de penser des Theologen Arnauld ist mehrere Male gedruckt, z. B. Amfterdam, 1675, in 12. e) Grammaire générale et raifonnée, nouv. edit. par l'Abbé Fromant, Par. 1756, in 8.

f) Vergl. oben, S. 48.

der mit Geschmack philosophiren wollte, steht ~ Fontenelle ). Die außerordentliche, selbst in Frankreich ungemeine Eleganz, mit der dieser Schrifts steller in seinen kritischen und gelehrten Abhandlun: gen über jeden Gegenstand råsonnirte, den er nach seiner Art beleuchten wollte, riß das französische Publicum zur Bewunderung hin. Fontenelle schien der Mann zu seyn, der den Gelehrten, wie den Philosophen, als Muster vorgestellt werden müsse; denn er hatte so viel gelehrte Kenntnisse, daß er über alle Wissenschaften mitsprechen konnte, und seine hellen Ansichten der Dinge, er möchte råsons niren, worüber er wollte, schienen nichts Anderes zu seyn, als die lauterste und gesundeste Philosos phie. Fontenelle wußte den Thatsachen und Notis zen, die er aus den Werken der Gelehrten zusam mentrug, das Ansehen der verständigsten Auswahl, und seinen eigenen Urtheilen die Farbe des unbes fangenften Forschungsgeistes zu geben. Die feine Cofetterie feiner Kunst verbarg sich leicht vor den Augen seiner Bewunderer, die weniger wußten und weniger Verstand hatten, als er. Daß Fontenelle durch seine angenehme Art, gemeinnüßige Kennts nisse mitzutheilen, zur Verbreitung dieser Kennt nisse unter den Ungelehrten vieles beigetragen, leidet keinen Zweifel. Gerade diejenigen Stellen seiner didaktischen Werke sind die besten, in denen er, wie zum Beispiel in dem größten Theile seiner astros nomischen Unterhaltungen (fur la pluralité des Mondes), am wenigsten Neues sagt. In seiner ausführlichen Abhandlung über die Orakel ers scheint er am meisten als Gelehrter. Da råsonnirt er auch ohne Vorurtheil, und sein Styl ist verständig

g) Vergl. oben S. 213.

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und natürlich. Aber Fontenelle's oberflächliche, über alle Schwierigkeiten, als wären es Nebensachen, leicht hingleitende Art, zu rásonniren, lähmt die Nerven des didaktischen Styls. Fontenelle schreibt selten wie ein Philosoph, dem an der Wahrheit mehr gelegen ist, als an ihrer Einkleidung "). Wo

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h) Es kann nicht schaden, sich hier der Stelle zu erinnern, in welcher Fontenelle, nach seiner Art, über die Philos sophie überhaupt wißelt. Sie finder sich zu Anfange feines beliebten Buchs über die Welten.

Toute la Philofophie n'eft fondée que fur deux chofés, fur ce qu'on a l'efprit curieux et les yeux mauvais: car fi vous aviez les yeux meilleurs que vous ne les avez, vour verriez bien fi les Etoiles font des Soleils qui éclairent autant de Mondes, ou fi elles n'en font pas; et fi d'un autre côté vous étiez moins curieufe, vous ne vous foucierez pas de le fçavoir, ce qui reviendroit au même; mais on veut fçavoir plus qu'on ne voit, c'eft là la difficulté. Encore fi ce qu'on voit, on le voyoit bien, ce fe roit toûjours autant de connu, mais on le voit tout autrement qu'il n'eft. Ainfi les vrais Philofophes paffent leur vie à ne point croire ce qu'ils voient, et à tâcher de deviner ce qu'ils ne voyent point, et cette condition n'eft pas, ce me femble, trop à envier. Sur cela je me figure toujours, que la Nature eft un grand fpectacle qui reffemble à celui de l'Opéra. Du lieu où vous êtes à l'Opéra, vous ne voyez pas le Théatre tout-à-fait comme il eft; on a difpofé les Décorations et les Machines pour faire de loin un effet agréable, et on cache à votre vûe ces roues et ces contrepoids qui font tous les mouvemens, Auffi ne vous embaraffez vous guéres de deviner comment tout cela jouë. Il n'y a peutêtre que quelque Machinifie caché dans le Par terre, qui s'inquiéte d'un Vol qui lui aura paru extraordinaire, et qui veut abfolument démêler comment ce Vol a été exécuté. Vous voyez bien que

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er in seinen Abhandlungen nur irgend Veranlassung findet, einen artigen Einfall anzubringen, versäume er es nicht. Und seine Einfälle sind nicht etwa Fräftig, oder kaustisch, wie die des St. Evremond. Es sind gewöhnlich nur seine Wendungen. Fontes nelle wollte schreiben, wie ein angenehmer Gesells schafter spricht; und was sich nicht im leichten Ges sellschaftston sagen läßt, wollte er gar nicht sagen. Ein solcher Lehrer mußte einer Nation gefallen, die gern jeden Gegenstand von seiner amüsanten Seite. betrachtet; aber er mußte auch dieser Nation weit mehr schaden, als nüßen, weil er, austatt ihr ein Beispiel des philosophischen Ernstes in Untersuchungen zu geben, deren Gegenstand außerhalb der Grenze der gefellis gen Unterhaltung liegt, durch seine Autorität den Wahn beförderte, man sei ein rechter Philosoph, wenn man mit der Wahrheit nicht viele Umstände mache, und Alles, worüber sich nicht in leichten Reflexionen und Wendungen hin und her råsonniren läßt, nicht der Mühe des Nachdenkens werth halte.

Houdart de la Motte, von dessen poetis schen Arbeiten am Ende des vorigen Capitels die Rede war, schrieb seine Abhandlungen ungefähr in demselben Geist und Style, wie Fontenelle, nur mit mehr Keckheit und versteckter Anmaßung. In der Fortsetzung dieser Geschichte muß Einiges von dem Inhalte der didaktischen Werke des La Motte angezeigt werden.

2. Die

ce Machinifie là eft affez fait comme les Philofophes.

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Und diese fade Art, mit den ernsthaftesten Dingen zu spielen, sollte galante Philosophie seyn.

2. Die dialogische Prose schien dem frans zösischen Geschmacke im Jahrhundert Ludwig's XIV. sehr angemessen zu seyn; aber die guten Köpfe, die sich auf den Dialog verstanden, schrieben lieber Schauspiele.

Fenelon, der gern jede gute Form des Un terrichts benußte, um moralische und andere Wahrs heiten auf eine gefällige und unterhaltende Urt vors zutragen, schrieb Todtengespräche oder Dia, logen großer Männer im Elysium 1). Er ahmte die Manier Lucian's nur in den Grundzügen nach. Sein Zweck war nicht, die Satyre so weit zu treiben, wie Lucian sie treibt. Fenelon war viel zu religiós und zu ernsthaft, um mit lucianis schem Muthwillen über Thorheiten und Irrthümer spotten zu wollen, oder zu können. Er wollte nur durch natürliche Entwickelung lehrreicher Reflexionen in dialogischer Form das Interesse für die Resultate beleben, die aus diesen Unterhaltungen hervorgehen. Den Charakter der Interlocutoren verliert er selten aus dem Gesichte. Seinem eigenen Charakter würde er noch getreuer geblieben seyn, wenn er nicht, durch Lucian verführt, auch speculative Meinungen, unter andern den Pyrrhonismus, in diesen Todtengesprá chen durch eine oberflächliche Kritik abzufertigen vers sucht hätte.

Künstlichere Zurüstungen traf Fontenelle, als er seine Todtengespräche schrieb. Er wollte mie Lucian wetteifern, eben so wißig und kauftisch, aber feiner

i) Dialogues de Grands hommes aux champs Elifées, par l'Auteur de Telemaque, Paris, 1713, ein Duos Dezbändchen.

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