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griechische Nationaltheater Geseße seyn sollten. Noch ein Mal wandte er sich an die römische Geschichte, und schöpfte aus ihr seinen Pompejus, den man, was die sorgfältigste Befolgung einiger Vorschriften des Aristoteles betrifft, als ein Seitenstück zu dena Cinna ansehen kann. Auf den Pompejus folgte die Fortsetzung des Lügners, wieder ein Lustspiel, dann das mißlungene Trauerspiel chriftlichen Inhalts, die Theodora, dann das vortreffliche Werk, die Rodogüne, das Corneille selbst für sein vorzüglichstes hielt. Er stand nun, im viera zigsten Jahre seines Ulters, auf dem Gipfel seines Ruhms. Jeht erst hatte er auch das Glück, in die französische Akademie aufgenommen zu werden.

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Ware Corneille eben so fest, wie seine Richter in, der Akademie, überzeugt gewesen, daß der Adel des tragischen Pathos mit den charakteristischen Zü gen einer romantischen Dichtung nicht bestehen könne, so würde er nicht in der zweiten Hälfte set:. nes Lebens und seiner poetischen Laufbahn unter ans dern Trauerspielen auch noch solche geschrieben haz ben, wie den Heraklius und den Sancho von Arragonien, beide nach spanischen Originalen, und mehr oder weniger im Geiste des spani:fchen Theaters. Aber sein Publicum fing auch schon an, sich merken zu lassen, daß es ihn für er:schöpft hielt. Corneille, feiner Kraft sich bewußt, gab seiner Phantasiè die dritte Richtung. Er suchte durch seine Andromeda die Correctheit und Würde seines tragischen Styls mit den Reizen eines Spec: tafelstücks nach spanischer Art, zu vereinigen. Andromeda wurde mit Opernyomo aufgeführt. Cor: neille selbst sagte, daß er dieses Mal nur für die

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Augen gedichtet habe; und man ließ sich den Efs fect gefallen. Den Nikomedes, wieder ein Traus erspiel, das sich zur Manier des spanischen Theaters neigte, ließ man durchschlüpfen. Aber der Pers tharit, ein Trauerspiel aus der lowbatdischen Ges schichte, und freilich niit etwas lombardischer Härte und Rohheit ausgeführt, fiel durch. Das Publis cum wollte ihn nicht wieder sehen. Corneille nahm entwed diese Aeußerung der öffentlichen Meinung sehr übel, oder er verlor selbst das Zutrauen zu feiner Kraft. Er beschloß, nicht weiter für das Theater zu arbeiten. "Weil er doch aber Verse mas chen mußte, übersetzte er in Versen das bekannte Buch des Thomas von Kempis von der Nachs ahmung Christi. Die Jesuiten verbreiteten das fremme Werk. Doch Corneille war zu sehr an die tragische Muse gefesselt, um ihrem Dienst entfagen zu können.

Er söhnte sich durch mehrere neue Trauerspiele, deren keines freilich seine älteren Werke erreichte, mit dem Publicum aus. Auch stand er noch einige Zeit ohne einen Nebenbuhler, der den gebildeten Theil des Publicums zu Paris besser håtte befriedigen können. Aber als der junge Ras cine, der in Boileau's kritischer Schule erzogen war, die Augen des Hofes und der Stadt auf sich zog, wurde der alternde Corneille, vielleicht durch die Besorgniß, seinen Lorber einzubüßen, mehr, als er sollte, zur fortdauernden Thätigkeit in seis nem Musendienste gereizt. Bis nahe an sein sieb zigstes Lebensjahr schrieb er Trauerspiele, ohne wes der durch die herbe Kritik, die an seinem Agesis laus und Attila fast nichts zu loben übrig ließ, noch durch die Zurückseßung sich abschrecken zu lass sen, die er zuleht im Wettstreit mit Racine erlebte.

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Man lieset nicht, daß es ihn besonders geschmerzt habe, in diesem Wettstreite weit hinter Racine zus rückgeblieben zu seyn, als beide Dichter eine Anefs dote vom Kaiser Titus und der Berenice zu einem Trauerspiel zu verarbeiten übernahmen, um einer Herzensangelegenheit ihres Königs willen.

Corneille starb im Jahre 1685, dem acht und Siebenzigsten seines Alters, nicht reich, aber in gus tem Wohlstande, und von dem Publicum, dem er zuleht nicht mehr Genüge that, doch wegen seis ner älteren Werke geehrt als der größte Dichter seiner Nation und als ein durchaus rechtlicher Mann ).

Unter den Schriften dieses Dichters kommen seine übrigen Werke kaum in Betracht neben sei: nen Schauspielen. Aber auch zur Würdigung des dramatischen Genies und Geschmacks, denen diese Schauspiele ihr Daseyn verdanken, ist es nüks lich zu wissen, daß Corneille im Jahr 1667 einen Feldzug der französischen Armee in lateinischen Bersen besang, die sehr bewundert wurden; und daß er mit vielem Fleiße aus dem Lateinischen die ersten Bücher der prunkenden Thebaide des Statius

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e) Die nöthigsten Notizen zur Lebensgeschichte des Corneille finden sich in der bekannten Vie de Corneille von sets nem Neffen Fontenelle. Aber die chronologische Ordnung, in welcher Fontenelle die Schauspiele seines Ontels nennt, stimmt nicht immer mit derjenigen übers ein, die man bei diesen Schauspielen selbst in den älteren und neueren Ausgaben, auch in der Voltairischen, (1764, 12 Voll.) angezeigt findet.

überseht hat. In seiner Muttersprache schrieb er auch an den König poetische Bittschriften, Dank: sagungen, Glückwünsche. Vergleicht man mit dies sen Notizen die kritischen Untersuchungen, Die Corneille selbst jedem seiner Theaterstücke beis gefügt, und die drei Abhandlungen, in denen er seine Ansicht der dramatischen Poesie ausführlich erläutert hat, so erkennt man in seinen bewunderten Trauerspielen um so leichter den Kampf des Genies mit. Nationalvorurtheilen und einer verkehrten Ers ziehung.

Corneille wäre mit seinem kühn emporstres benden Genie ohne Zweifel ein größerer Dichter geworden, wenn ihm seine Nation erlaubt hätte, ihre Gunst noch auf eine andere Art zu erwerben, als durch Vervollkommnung derjenigen Formen, inwelche die dramatische Poesie der Franzosen schon eingezwångt war, als Corneille seine Vorgänger zu verdunkeln anfing. Die französische Litteratur war schon überschwemmt von Theaterstücken, besonders von Trauerspielen. Es fehlte allen diesen Theaters stücken, besonders den Trauerspielen, an Feinheit und an Würde; aber fast in allen herrschte doch ein und derselbe Geist einer falschen Nachs. ahmung des griechischen Theaters; und von eben diesent Geiste gingen Corneille's dramatische Dichtungen aus. Corneille fühlte und begriff, wie die französischen Schauspieldichter und Dramaturgen vor ihm, daß eine uneingeschränkte Nachaha mung der Formen des griechischen Schauspiels für sein Zeitalter und seine Nation nicht paßte. Aber anstatt, da er doch ein Gelehrter war, tiefer, als seine Vorgänger, in die poetische Natur des gries € 3 chischen

chischen Schauspiels einzudringen, und das Convens tionelle und Nationale von dem Nothwendigen undo Wesentlichen ohne Vorurtheil unterscheiden zu ·lers nen, um nur dieses, nicht jenes, nach treffender.. Vergleichung der antiken Denkart und Sitte mit der modernen, verständig nachzuahmen band er sich an unwesentliche, aber auf dem frañjósischen Theater schon üblich gewordene Formen des gries: chischen Schauspiels nach denselben Grundsäßen, die feine Vorgänger seit Jodelle angenommen hatten. Er freuete sich, wie sie, durch kritische Reflexionen den Aristoteles auf seine Seite zu ziehen, ohne nur einmal daran zu denken, daß Aristoteles in seiner Dramaturgie für Griechen ein griechisches Ra tionaltheater vor Augen hatte und seinem Publt: cum keine Wahrheiten einschärfen wollte, die es zu: bezweifeln feine Veranlassung hatte. Schwans tend zwischen dem griechischen und dem romantis schen Geschmacke, wurde Corneille ein echt französi: » scher Nationaldichter: Er lernte den Alten gerade so viel Vortreffliches ab, als sich mit dem Ge:: schmacke eines französischen Publicums vereinigen ließ Er selbst war Franzose genug, seinem Gente eine Reform des Theaters zu untersagen, die der Hof und die Stadt nicht gebilligt haben würden. Seine Vorzüge und seine Fehler trägen - ein frans zösisches Nationalgepräge. Dieses Gepräge erscheint aber anders in den Trauerspielen, als in den Lusts spielen.

Zum Trauerspieldichter war Corneille geboren. Er hatte ein seltenes Gefühl für das Große der tragischen Kunst, und ein eben so seltenes Talent, energische Charaktere die stärkste Sprache der Leis

Den:

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