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Eingebornen nichts als Kokosnussöl bereiten und verkaufen; im Jahre 1854 producirten sie im Ganzen 300 Fässer. Die Bevölkerung stand gerade in zwei Parteien, unter Anführung von zwei Brüdern, wider einander in Waffen. Dennoch wagte Dr. Pierson mit seiner Frau, einem bekehrten Sandwich-Insulaner, Kanoa, und dessen Kind an's Land zu gehen. Die Bewohner benahmen sich nicht feindselig, nur etwas schüchtern und zurückhaltend. Männer und Frauen waren wie auf Byron's Insel bekleidet, die Kinder unter 12 Jahren gingen völlig nackt. Alle schienen sich sehr über den Anblick einer weifsen Frau zu freuen, es war das erste Mal, dafs eine solche auf ihre Insel kam. Auch das Kind des Kanoa zog ihre Aufmerksamkeit auf sich; sie nahmen es auf den Arm und trugen es mit augenscheinlicher Lust. In einer kleinen Ortschaft, welche die Missionare besuchten, stand ein Rathhaus, von den Eingebornen Muniup genannt; es war 66 Fufs lang, 36 Fufs breit und 25 Fufs hoch. Hier setzten sich die Fremden, um auszuruhen, nieder und wurden von den Eingebornen umringt, welche ihnen Kokosnüsse brachten. Einige Frauen hatten recht verständige Mienen; eine von ihnen schien besonders gern wissen zu wollen, woraus Mad. Pierson's Kleider gemacht seien. Auf dem Wege nach dem Rathhause kam man an mehreren rohen, einen bis drei Fufs hohen Steinen vorüber, welche den von den Bewohnern verehrten „Geistern“ geweiht sind. Um diese gröfseren, aufrecht gestellten Steine sind in etwa 2 Fufs Entfernung kleinere herumgelegt, und der Zwischenraum ist mit weissen Kieseln ausgefüllt. Es sind dies Opferstätten, auf welchen den Geistern der Abgeschiedenen Kokosnüsse u. dgl. als Opfergaben dargebracht werden. Die Vegetation der Insel war dieselbe wie auf der bereits beschriebenen; nur Gras schien hier äusserst sparsam; an der entgegengesetzten Seite fand es sich reichlicher, auch schien der Boden dort fruchtbarer. Am folgenden Tage besuchten die Fremden eine Stadt Quinans (?), die an der anderen Seite der Lagune lag, in Begleitung von zwei angesehenen Beamten. Die Bewohner sahen gut aus, hatten eine hohe Stirn und angenehme verständige Gesichtszüge; ihre Kinder benahmen sich still und liebenswürdig. Uebrigens schienen die Insulaner träge und zu Lug und Trug geneigt. Bei einem zweiten Besuch am 20. Juli wurden die Missionare ebenso freundlich aufgenommen als das erste Mal, und die Eingebornen betrugen sich wie Kinder, welche sich freuen, alte Freunde wieder zu sehen.

Zwei Jahre später besuchte der „Morning Star" auch diese Insel. Das Schiff fuhr auf der Westseite in die Lagune ein es war Mitte November und steuerte quer hinüber 5 bis 6 Meilen nach dem Hauptort der Insel Kuinana. Die Lagune war von 5 zu 15 Faden tief, ihre Ausdehnung in der Länge betrug 16, ihre Breite ca. 5 Meilen;

der Anblick der Landschaft war prächtig. Der König Tamana kam am folgenden Tage an Bord. Nach Capitain Moore's Aufnahme liegt Apia 1° 52' 30" Nördl. Breite und 173° 4' 40" Oestl. Länge. Eine den Berichten beigegebene Zeichnung von Capitain Moore's Hand zeigt das Bild zunächst dieser Insel, was aber zugleich ein Bild aller übrigen ist. Auf der Leeseite der die ganze Inselgruppe umgebenden Lagune hat diese eine oder mehrere Einfahrten bei Apia auf der Westseite drei, die südlichst gelegene nur für Böte auf der Ost- und Südseite schliefst sich dem die Lagune umschliefsenden Korallen-Riff ein Streifen Landes unmittelbar an, welcher der eigentliche Wohnsitz der Eingebornen ist, die hier mehrere Häusergruppen erbaut haben. Aufser dem genannten Hauptorte zählt die Zeichnung noch fünf andere Ortschaften; die Wohnung der Missionare liegt gerade der gröfsten westlichen Einfahrt gegenüber. Innerhalb der Lagune liegen am Nordwestund Nordostrande noch einige kleinere Inseln und in der Mitte derselben einige mehr oder weniger hervorragende Riffe. Ihrer Grundform nach ist Apia ein sich von Norden nach Süden erstreckendes Rechteck.

Micronesien ist in vieler Beziehung noch ein Land voll Räthsel; aber je mehr die Zahl der Ansiedlungen christlicher Sendboten auf diesen Eilanden zunimmt, desto mehr gehen diese Räthsel ihrer Lösung entgegen. Mitten in der endlosen Weite des stillen Oceans bieten diese Inseln den Seefahrern bequeme Stationen, ihre Wasserfässer zu füllen, ihre Schiffe auszubessern, werthvolle Ladungen einzunehmen; und nach und nach werden auch sie ein Glied in der grofsen Kette der Civilisation bilden, welche von Europa und Amerika aus um den ganzen Erdball geschlungen wird.

XIV.

Zur Erinnerung an Alexander von Humboldt.

Am 4. August 1844 hatte die Königl. Akademie der Wissenschaften, in Erinnerung an die vor vierzig Jahren erfolgte glückliche Heimkehr Alexander v. Humboldt's von seiner grofsen, für die Wissenschaft so überaus erfolgreichen Reise in Amerika, den unsterblichen Forscher durch eine Deputation beglückwünscht und am folgenden Tage ihm zu Ehren ein Festmahl veranstaltet, bei welchem Carl Ritter die grofsen Verdienste des Gefeierten um die verschiedensten Zweige der Wissenschaft mit lebenswarmen, markigen Zügen hervorhob. Wie lebhaft die Nation auch das Bedürfnifs empfinden mag, dafs ihr die Gröfse des

Verewigten in umfassender Weise vergegenwärtigt werde: die Zahl derer, welche innern Beruf zu solchem Werk besitzen, ist so gering, dass wir unsere Hoffnung darauf einstweilen werden vertagen müssen. Um so erwünschter ist es uns, die gewichtigen Worte, welche Carl Ritter bei jener Gelegenheit sprach, und Humboldt's nicht minder charakteristische Erwiederung hier mittheilen zu können: einer Würdigung von solcher Seite wohnt ein Werth bei, den nur eigne Grösse zu gewähren vermag.

Ansprache Carl Ritter's bei dem Fest zu Ehren Alexander v. Humboldt's am 5. August 1844.

M. H. Wir feiern heute einen Festtag, den mit uns alle Academien in Europa, wie alle wissenschaftlichen Vereine der andern Erdtheile, in Nord- und Süd-Amerika, wie in Bombay und Calcutta, am Cap der Guten Hoffnung und in Australien mitfeiern werden.

Wie erfreulich für jeden einzelnen Reisenden der Austritt aus dem Segelschiff vom schaukelnden Atlantischen Ocean auf den festen Boden der alten Welt in der Regel sein mag, so bedeutungsvoll für das begonnene Jahrhundert war er es, als am 3. August 1804 Alexander von Humboldt an der Garonne nach fünfjähriger Abwesenheit die Westküste Europa's wieder betrat. Der edelste Schatz für die nachfolgenden Geschlechter, grösser als alle früher übergeschifften Schätze der neuen Welt, war zur Ausprägung für den neuen Verkehr der Ideen sicher an das Land gebracht! Es war die wissenschaftliche Wiederentdeckung der neuen Welt, die mit ihm für die europäische Culturwelt das Festland betrat, die drei Jahrhunderte nach seinem grossen Vorgänger, mit dem eine neue Weltgeschichte für die ganze Menschheit begann, nun auch aufserhalb der Sphäre der bewegtesten Politik als eine neue Geschichte für die Wissenschaft der Natur und der Völker ihren friedlichen, ihren segensreichen Einfluss verbreitete.

und wer sich noch jener Zeit zu erinnern im Stande

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Es war ist, stimmt gewiss mit ein es war, als wäre eine neue Sonne voll Licht und Wärme im Westen über der neuen Welt emporgestiegen, um auf die alte Welt wohlthätig zurückzustrahlen. Alles Schöne und Herrliche, was in beiden, auf und in ihnen, in Gottes Schöpfung prangte, oder vor dem Menschen noch geheimnisvoll in dunklen Schachten verborgen lag, erhob sich in neuem Lichte, in entschleierter Klarheit.

Die Natur in beiden Erdhälften trat nun erst in ihrem Gegensatz, in ihrer Individualität, in ihrer harmonischen Gesetzmässigkeit, in ihrer wahren Gröfse und Erhabenheit hervor. Die verwirrende Zufälligkeit des Daseins der Dinge und ihrer unseligen Vereinzelungen verschwand und es trat ein vorher kaum geahnter Causal-Zusammenhang der

Erscheinungen in allen Anfängen und Enden des grofsen Erdorganismus hervor, der alle Zweige der Wissenschaft und der Speculation zu einem höheren Selbstbewusstsein erhob, der alle Culturvölker des Planeten über die Mitgift ihrer Heimath belehrte und durch sie an Gütern und an Ideen vielfach bereicherte.

Weder Lobpreisung noch Denkmal ist solchem Wendepunkte in der Geschichte der Wissenschaften, in der Culturgeschichte der Völker, bei dem so viele befreundete Geister dem Einen sich mitwirkend zugesellten, von Nöthen. Er preiset sich selbst durch organisches Fortwirken aus der Wurzel bis zum Laube, zur Blüthe und zur Frucht, die jeder Nachfolgende pflücken kann.

Diese Thaten des Einen, in der Mitte von Vielen, sind schon aufgezeichnet in den Memoiren aller wissenschaftlichen Institute, aller Academien der alten und neuen Welt, in denen man seitdem stets demselben Namen, denselben Anregungen der fruchtbarsten geistigen Thätigkeit in den weitesten Kreisen begegnet.

Die Denkmale einer solchen Wirksamkeit haben sich längst vor den Augen der gebildeten Welt an allen Enden der Erde aufgebaut. Am Himmel selbst sind die Sternbilder der Südhemisphäre in ihren Erscheinungen seitdem erst bestimmter hervorgetreten und das südliche Kreuz hat seinen Einflufs geübt auf das Verständnifs des Weltsystems im gröfsesten Epos eines Dante und des Mittelalters. Die richtige Karte Amerika's, nach tausenden astronomischer, geodätischer, hypsometrischer mühevoller Messungen, bleibt wohl das grofsartigste, unvergängliche Denkmal aus dieser Zeit für alle Zukunft. Die Cordilleren selbst haben dadurch erst ihre Classicität gewonnen. Die von Trachytmassen auf die Rücken der Anden gehobenen Muschel- und Steinsalzlager, die Nivellements des Amazonenstromes in den Ebenen, durch die jüngsten Wiederholungen bestätigten genauesten astronomischen Orientirungen in den Urwäldern Guiana's, auf den Vulcanhöhen von Santa Fé geben nur Zeugnifs von der bewunderten Schärfe jener Auffassungen eines Erdcolosses.

die

Aber dessen Gestaltung sollte auch rückwirkend werden und nur einer Revision aller Plastik der Erde überhaupt vorangehen, die seitdem auch für Central-Asien und Europa durch die eigene Anschauung und für die mittlere Höhe der Continente überhaupt durch Ermittelung gewonnen ist. Die Erforschung der Entdeckungsgeschichte der neuen Welt hat eben so rückwirkend alle früheren Entdeckungen in der alten Welt, bis in die ältesten Perioden der Menschengeschlechter, mit einem neuen Lichte durchstrahlt.

Die zahllosen neuen Entdeckungen in der Gäa, Flora und Fauna der neuen Welt haben seitdem die Wissenschaft mit ganz neuen, vor

her nicht vorhandenen Zweigen bereichert, die als dauerndes Denkmal ihres Begründers sich immer vergröfsern und erweitern. Es ist die geognostische Vergleichung beider Erdhälften, es ist die Geographie der Pflanzen, es ist die Lehre von den Isothermen, den Schneeregionen, den Luftschichten, von den Einflüssen der Plastik auf die Meteorologie und beider auf die Organismen der Pflanzen-, Thier- und Menschenwelt. Die Plateausysteme wurden damals zuerst auf den Höhen Castiliens und Amerika's entdeckt und dann erst in den drei Erdtheilen der alten Welt aufgefunden; sie, wie die Bildungsgesetze der Cordilleren, des Himalaya und des Altai, gaben den grofsartigen Mafsstab für alle anderen Erhebungen der Erdoberfläche. Die vergleichende Geographie wurde hierdurch erst geschaffen, die vergleichende Statistik folgte und die Monumentenkunde der Aboriginer schlofs sich an. Die Nautik aller Nationen hat in der Südsee die Humboldtströmung als ein Denkmal ihres Entdeckers festgestellt; sie, wie die allgemeine Physik haben durch die Serien der magnetischen Stationen von Peking durch die ganze alte und neue Welt bis zu ihren Südenden dem Begründer des ersten magnetischen Häuschens in seiner Heimath bereits durch alle Zonen die Denkmale seiner weitgreifenden Wirksamkeit erbaut; der magnetische Verein ist durch ihn am äussersten Nord- wie am Südpol wirksam gewesen.

Auch nur die Hauptmonumente der verflossenen vier Jahrzehnte zu nennen, die in dieser Weise sich erhoben haben, zu deren Entstehung schon überall der Grundstein gelegt war in dem köstlichen kleinen Büchlein: „Ansichten der Natur", das dem Theuersten, was er besass, dem Bruder, 1808 gewidmet erschien, würde unmöglich sein. Eben so wenig würde es sich hier geziemen, von der lebensfrischen Wirksamkeit der Gegenwart in die Ferne und in unserer nächsten Nähe zu reden, am wenigsten von dem Standpunkte eines nur untergeordneten Laien in dem Tempel der Wissenschaft, dem doch nur ein beschränkter einseitiger Blick in das weitumfassende Gebiet dieser geistigen Welt vergönnt war. Die Kühnheit, an dieser Stelle das Wort gewagt zu haben, möge nur insofern Nachsicht verdienen, als die eigene, wenn auch noch so schwache Bemühung auf dem, einem kleinen Theile nach verwandten, tellurischen Gebiete nur in jener Zeit des allgemeinen Durstes aus dieser genannten Quelle ihre Hauptnahrung erhielt und dafür den Dank für die labende Gabe und die Erstarkung aus solcher Quelle des Heils, für sich und im Namen Vieler, auszusprechen versuchte.

So reihet sich der Festtag, den wir heute feiern, wenn auch nur von der einen Seite betrachtet, den grofsen Tagen der Geschichte der Wissenschaft überhaupt an, an welchen ein Aristoteles, R. Bacon, Leibnitz, Newton und andere Heroen die Welt erleuchteten, ein Co

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