Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt, Jahrgang 1861; V. Heft. Gotha, 1861; 40. Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858, 1859, unter den Befehlen des Commodore B. von Wüllerstorf-Urbair. I. Band. Wien, 1861; 80. Wiener medizinische Wochenschrift. XI. Jahrgang, Nr. 23. Wien, 1861; 40. Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie, von Dr. K. J. Kreutzer. II. Jahrgang, Nr. 10. Wien, 1861, 8°. Analyse der in Wien gebräuchlichen Leuchtgase. Von Dr. Kauer, Assistenten am Universitäts-Laboratorium. Die Gasbeleuchtung ist wohl fast in allen bedeutenderen Städten Europa's so wie in vielen Fabriken eingeführt; man kann daher ohne Übertreibung sagen, dass in mehreren Hundert Gasfabriken Leuchtgas erzeugt wird. Wenn man in den chemischen Schriften nach Analysen dieser Gase sucht, welche genau die chemischen Bestandtheile derselben angeben, so findet man nur sehr selten solche Angaben, woraus zu schliessen, dass wirkliche Analysen verschiedener Leuchtgase selten gemacht wurden. Es ist dies um so mehr zu wundern, da von anderen uns eben so nahe stehenden Substanzen, von Luft, von Wasser, von den gewöhnlichsten und verbreitetsten Mineralien Hunderte von Analysen vorliegen. Es liegen diesem Factum vorzüglich zwei Ursachen zu Grunde. In einer Beziehung verlangt man bei der Frage um den Werth eines Leuchtgases nur eine praktische Antwort, die Bestimmung der Leuchtkraft desselben, unbekümmert um die Zusammensetzung. Die Leuchtkraft wird aber nach den verschiedenen photometrischen Methoden bestimmt, welche mit der Gasanalyse nichts gemein haben, also davon unabhängig sind. Solche photometrische Bestimmungen sind viele gemacht. Andererseits muss man gestehen, dass die Analyse des Leuchtgases zu den complicirtesten und mühsamsten Problemen der Gasanalyse gehört, dass die Methoden derselben von Bunsen fast ganz neu erfunden und erst seit einigen Jahren bekannt sind und dass zur Ausführung derselben ein besonders eingerichteter Raum, ein Gaslaboratorium nöthig ist. Ich glaubte daher eine Arbeit nicht ohne Interesse zu liefern, als ich im Laboratorium des Herrn Prof. Redtenbacher die Analyse der Wiener Leuchtgase vornahm. Wien wird durch das Gas mehrerer Gasfabriken beleuchtet. Bei weitem der grösste Theil der Stadt und Vorstädte bezieht das Gas aus den Fabriken der englischen Gesellschaft, die ihre Anstalten in Erdberg, Döbling und Fünfhaus hat, ein kleiner Theil der Vorstädte und Gemeinden vor der Linie wird von der Gasfabrik zu Gaudenzdorf versorgt und von ganz localer Bedeutung ist die Gasfabrik in der öffentlichen Irrenanstalt nächst der Währinger Linie, sie beleuchtet blos diese Anstalt selbst. Die erstgenannten Fabriken erzeugen ihr Gas aus Steinkohlen, die sie theils aus Schlesien theils aus Mähren beziehen, letztere hingegen destillirt Holz. Gas der englischen Gesellschaft. Dieses Gas wurde im Laboratorium der Universität angesammelt auf die bekannte Weise, dass es längere Zeit durch eine Reihe von Röhren geleitet und zuletzt in diese eingeschmolzen wurde. Ausser auf die Gase, welche unten angeführt werden, wurde dasselbe auch auf Schwefelwasserstoff geprüft, indem es längere Zeit durch eine Bleizuckerlösung und durch eine ammoniakalische Lösung von Kupfervitriol geleitet wurde; es zeigte sich nirgends eine Spur eines schwarzen Niederschlages. Auf Schwefelkohlenstoff wurde es nach der von Hoffmann angegebenen Methode mit Triaethylphosphamin geprüft, indem einige Tropfen davon in Äther gelöst und dadurch längere Zeit Gas geleitet wurde. Es kamen zuletzt die rubinrothen Krystalle zum Vorschein, die Spuren von Schwefelkohlenstoff andeuten. Es enthält das Leuchtgas auch noch Spuren anderer Zersetzungsproducte in Dampfform beigemengt; eine grössere Menge wurde durch ein auf 0° abgekühltes Rohr geleitet, es zeigte sich bald ein fester krystallinischer Beschlag, der bei gewöhnlicher Temperatur flüssig ward, mit Salpetersäure das bekannte Nitrobenzol gab und also unzweifelhaft Benzol ist; darauf lassen auch die Verbrennungserscheinungen schliessen, die für Elail und Ditetrylgas nicht so absolut genau stimmen. Die englische Gesellschaft reinigt das Gas zuletzt durch Kalkreiniger, welche trockenes Kalkhydrat enthalten. |