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Verhältnisse seiner 1) erkannten Güte (nach ihrer Extension und Intension) 2) Möglichkeit (innern und äußern) 3) Schwierigkeit.

Dasjenige Moment, welches in diesem Augenblicke das größte ist, geht aus der gleichsam todten Kraft des Begehrens in die lebendige Kraft der Thätigkeit über, die entweder bloß innerlich ist, d. i. wenn bloß die Uchtsamkeit und das Augenmerk der Seele regiert wird; oder äußerlich, wenn Gliedmaßen bewegt werden, nachdem ihr Ziel ist, Gedanken oder Dinge abzuåndern.

Das Wünschen geht auch auf das Unmögliche. Wir wünschen fliegen zu können, Beherrscher des ganzen Erdbodens zu seyn, niemals zu sterben, an verschiedenen Orten zugleich seyn zu können, u. dgl. Aber ein solcher Wunsch wird in der Seele eines vernünftigen Menschen niemals ein Maximum, und erzeugt keine Thätigkeit. Ein Glied des erwähnten Verhältnisses ist auch die Möglichkeit, die Beschaffenheit der Objecte nach unferm Empfindnisse abändern zu können. Wo diese o wird, da ist auch das Moment selbst = o, und es bleibt bei der todten Kraft des Wunsches.

über einen schriftlichen Aufsatz des Herrn de Luc, die Immaterialität der Seele betreffend. Einge= sandt von Zimmermann.

(Mai 1778.)

Malebranche, sagt ein französischer Schriftsteller, hat mit der glänzendsten Einbildungskraft von der Welt wider die Einbildungskraft declamirt. Herr de Luc eifert wider die Subtiligkeit der Metaphysiker mit den subtilsten metaphysischen Gründen. Ich halte dafür, daß keine Weise, die Wahrheit zu untersuchen, völlig zu verwerfen sei. Jede Methode hat ihre Vortheile, zeigt die Wahrheit in einem andern Lichte; und sie muß in jedem Lichte sich als Wahrheit zeigen; denn darin unterscheidet sie sich eigentlich vom Scheine, der nur aus Einem Gesichtspunkte betrachtet werden will.

Und im Grunde bedient sich Hr. de Luc derselben Gründe, deren sich verschiedene Metaphysiker wider die Materialität der Seele zu bedienen pflegen. Er findet, daß das Bewußtseyn,

die Empfindung weder zu den Eigenschaften der Materie gehöre, noch sich durch die Eigenschaften der Materie begreiflich machen lasse. Hieraus schließt er nun, daß das Bewußtseyn, die Empfindung, das Denken auch der Materie nicht zukommen könne. Der nåmlichen Gründe bediente sich Cartesius. Sein Grundsah war: was in dem klaren und deutlichen Begriffe eines Dinges nicht enthalten ist, kann demselben nicht zukommen. Nun zeigte er, daß in dem klaren und deutlichen Begriffe der Ausdehnung und Bewegung das Denken oder Bewußtseyn (beim Cartefius gleichbedeutende Wörter) nicht enthalten sei; und schloß daraus, daß dieses Eigenschaften eines nicht ausgedehnten Wesens seyn müßten.

Die Dunkelheit, die Einige in den Vordersåßen des Cartesius noch gefunden, hat Hr. de Luc, wie mich dünkt, nicht nur unaufgehellt gelassen, sondern noch vermehrt. Nach seinen Grundsähen gehört auch die Bewegung, die Elasticität, die Schwere nicht zu den Proprietåten der Materie. Dieses kann im Grunde nicht geläugnet werden. Allein nunmehr werden die Materialisten einwenden, mit dem Bewußtseyn verhalte es sich wie mit der Bewegung, Schwere u. s. w. Es ist eben so wenig als diese eine Eigenschaft der Materie; und gleichwohl ist es die Materie, welche sich bewußt ist, so wie die Materie sich bewegt, elastisch werden kann u. s. w. Hr. de Luc hat also noch zu zeigen, daß das Bewußtseyn hierin von der Bewegung verschieden sei.

Nun will sich zwar Hr. de Luc in die Untersuchung, ob die Seele materiell oder immateriell sei, nicht einlassen, und das Nichtaufhören der Seele unmittelbar aus der Bemerkung, daß das Bewußtseyn, die Empfindung der Seele mit den Erscheinun gen der Materie in keiner nothwendigen Verbindung stehe, zu folgern wagen. Allein ich muß gestehen, daß mir diese Behaup= tung nicht recht einleuchten will. Die gemeine Erfahrung scheint vielmehr diese Verbindung außer Zweifel zu sehen; und man ist geneigt, dem bon sens zufolge, jede Empfindung, jedes Bewußtseyn, ohne alle physische Veränderung, für ein Unding zu halten. Ich wünschte, daß Hr. de Luc über diesen Punkt etwas ausführlicher seyn möchte.

Was Hr. de Luc wider die allgemein beliebte Theorie der Schwingungen ausführt, scheint mir sehr gründlich und völlig entscheidend zu seyn. Es kommt mir vor, als wenn diese ganze Lehre aus einem Mißbrauche der sogenannten Methode, mecha

nisch zu philosophiren, entstanden sei. Die erste Bestimmung dieser Methode ist, Qualitäten durch Qualitäten zu erklären. In Ansehung der sogenannten qualitatum primariarum (Ausdehnung und Bewegung) geschieht dieß 1) durch Auflösung zusammens gefeßter Erscheinungen in einfache, 2) durch Reduction der bes sonderen und einzelnen Erscheinungen auf allgemeine. Diese lektere Weise giebt schon eine minder vollständige Erklärung, ist doch aber nicht ganz zu verwerfen, wie Hr. de Luc sehr wohl erinnert.

Die qualitates secundarias (Licht, Schall, Geruch, Ge= schmack, Gefühl) sucht man auf die primarias zu reduciren, d. h. in Veränderungen der Ausdehnung und Bewegung aufzus lösen. Dies ist ein treffliches Hülfsmittel im Denken, so oft wir die mathesin jener Qualitäten entdecken, d. i. ihre intensive, extensive und protensive Stärke, Geschwindigkeit, Richtung u. s. w. ausmessen wollen. Eigentliche Erklärung aber kann diese Methode schwerlich geben. Das hieße das Licht mit den Hånden greifen oder den Schall sehen wollen.

Selbst nach der Hypothese einiger Weltweisen, die bloß Ausdehnung und Bewegung für objective attributa erklären, die secundarias aber für phaenomena, d. i. für subjective modificationes dieser attributorum halten, selbst nach dieser Voraussehung, sage ich, läßt sich durch die lehtberührte Reduction nur das Objective in den sinnlichen Vorstellungen, nicht aber das Subjective derselben erklären. Durch alle objective Versehung der Ausdehnung und Bewegung kann man nicht hoffen, die subjectiven modificationes zu erklären, wodurch die sinnlichen Vorstellungen derselben zu Empfindungen des Lichts, Schalls, Geschmacks u. f. w. werden.

Nun gehen die Lehrer der Vibration offenbar noch viel weiter. Nicht nur das Subjective in den finnlichen Vorstellungen, sondern sogar die Operationen der Seele selbst wollen fie durch Ausdehnung und Bewegung erklären. Dieses heißt, wie ich glaube, nicht allein den Schall und Geruch, sondern die Operationen der Seele selbst sehen und betasten wollen.

Verseht die Theile der Materie so oft und so vielfältig ihr wollt, ihr werdet dadurch das Sichtbare und Fühlbare in mancherlei Formen bringen, aber niemals in das Sehende und Fühlende verwandeln.

Alle Theorien von Schwingungen und Bewegungen der Fasern im Gehirne führen höchstens auf Wahrscheinlichkeit, die Veränderungen im Sichtbaren der Organe zu bestimmen, von welchen gewisse Veränderungen des denkenden Wesens begleitet werden. Sie werden aber nie die objectiven Veränderungen des Sichtbaren in subjective Veränderungen des Sehenden verwandeln.

Wahrheit, Schein.

(Nov. 1781.)

Heraklit behauptete, daß wir alle nur so lange, als wir wachen, eine einzige gemeinschaftliche Welt hätten, und daß ein Jeder im Schlaf und Traum gleichsam in seiner eignen Welt verkehre (Plut. VI. 634. Reiske); ferner, daß nur das wahr sei, was mit der allgemeinen Vernunft, und worin alle Menschen übereinstimmten, und das falsch, was nur dem Verstande eins zelner Menschen wahr scheine.

Dieß kömmt mit meinen Begriffen so ziemlich überein. Jede Erkenntniß, insoweit sie in der positiven Kraft der Seele gegründet ist, heißt Wahrheit. Das Gegentheil davon ist unwahr. Eine Unwahrheit, die wir für wahr halten, ist ein Irrthum; wenn der Grund dieses Dafürhaltens in der Beschaffenheit der Sinne zu finden ist, ein Schein.

Wahrheit hat einen objectiven Grund, Schein einen bloß subjectiven. Die Wahrheit würde jedes denkende Wesen eben so finden, wenn es nicht durch seine Einschränkung verhindert wird. Der Schein wird einer anders modificirten Sinneskraft anders vorkommen. Sinnliche Erkenntniß hat subjective den höchsten Grad der Gewißheit und Evidenz.

Objective beruht ihre Gewißheit bloß auf Harmonie. Wenn alle Menschen mit verschiedenen Sinnen, zu verschiedenen Zeiten, durch verschiedene Mittel u. s. w. eben dasselbe wahrnehmen; so ist der Grund zuvörderst nicht bloß individuell, nicht bloß local oder temporal, sondern wenigstens in dem gegründet, was die Menschen unter allen diesen gemeinschaftlichen Umständen gemein haben; also entweder in der positiven Denk- und Vorstellungskraft

(also Wahrheit), oder wenigstens in der allgemeinen Einschränkung der menschlichen Seele.

Daher die Wunder, so gern sie glegaubt werden, doch von Seiten ihrer objectiven Wahrheit so vielen Schwierigkeiten ausgesezt seyn müssen. Die objective Gewißheit sinnlicher Gegens stände und Thatsachen beruht auf Harmonie; und der Wundererzähler seht voraus, daß seine Geschichte nicht durch Harmonie bestätigt werden könne.

Was Heraklit eines Jeden eigene Welt nennt, ist die bloß subjective oder gar individuelle Ideenverbindung, die im Traume prådominirt. Heraklit (Meiners Geschichte der Wissenschaften S. 627.) war der Meinung, daß die feurigen Dünste, die aus der Erde heraufsteigen, sich in gewissen ausgehöhlten Gefäßen oder Trichtern sammelten, und daß aus diesen Klumpen feuriger Dünste die Sterne entstånden. Sonnen- und Mondfinsternisse erklärte er aus den Umdrehungen der Gefäße, in welchen ihr Licht eingeschlossen sei, oder aus den Abwendungen der offenen Seiten der Sonnen- und Mond-Trichter. Ich muß hier einer Mißdeutung der Meinung des Heraklit begegnen. Er soll sich poetisch und bilderreich ausgedrückt haben. Vielleicht hat er den Schattenkegel des Mondes, den er der Erde während der Finster= niß zukehrt, in seiner bildlichen Sprache einen Trichter genannt. Es kommt also darauf an, ob man authentische Zeugnisse hat, daß er auch der Sonne einen solchen Trichter zugeschrieben. Nach Brucker hat schon Jacob Thomasius (in Diss. de loco animae post mortem et scaph. lunae c. V. §. 10. T. I. hist. sap. et stult. 3.) dafür gehalten, daß dieß ein allegorischer Ausdruck des Heraklit gewesen, quod tamen vix videtur verosimile.

Von vollkommenen und unvollkommenen Rechten und

Pflichten.

(November 1781.)

Die Erlaubniß (das sittliche Vermögen), sich eines Dinges als Mittels zu seiner Glückseligkeit zu bedienen, heißt ein Recht.

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