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Erhabene und Schöne in der Poesie nicht sowohl durch Bilder als durch die Erregung solcher Leidenschaften zu erhalten sei, die der Empfindung, welche durch die Gegenstände selbst erregt wird, åhnlich sind, u. s. w. Der Verf. entschuldigt sich zuleßt, daß er diese Materie nicht weitläuftiger ausgeführt. Er meint, es håtten bereits Andere ausführlich genug davon gehandelt. Wenn dieses wahr ist, so hätte er lieber gar nichts davon sagen sollen.

Beim Schluffe dieses gerathen wir von ungefähr auf die Anzeige von dieser philosophischen Schrift in dem Monthly Review for May 1757. Die sonst so billigen und so einsichtsvollen Herren Recensenten haben unserm Verf. nicht alle Gerechtigkeit widerfahren lassen, die er verdient. Der Auszug, den sie aus dieser Schrift liefern, ist nicht so gewissenhaft, als wir von diesen Herren gewohnt sind; und einige von den Einwürfen, welche sie in den Noten wider das System unsers Verf. vorbringen, schei= nen bloß wider den Auszug, in welchem sie der Kürze halber einige Ideen haben aus dem Zusammenhange reißen müssen, Stich zu halten. Sie sagen z. E. S. 129. im Namen unsers Verf., das Frohseyn (delight) sei eine Quelle des Erhabenen. Dieses erinnern wir uns nicht in der ganzen Schrift gefunden zu haben. Part 4. Sect. 6. heißt es zwar: pain can be a cause of delight, d. i. der Schmerz kann eine Ursache des Frohseyns werden"; und Sect. 7.: if the pain is not carried to violence, and the terror is not conversant about the present destruction of the person they are capable of producing delight, not pleasure, but a sort of delight full of horror u. s. m.; d. i.: „wenn der Schmerz nicht allzu heftig ist, und der Schrecken ,,nicht mit dem gegenwärtigen Untergange der Person umgeht, ,,so können sie ein Frohseyn verursachen, nicht Vergnügen, son„dern ein frohes Schauern“ u. s. w. Hieraus ersehen wir zwar, daß der Verf. dem Erhabenen kein positives Vergnügen, sondern eine Vermischung von angenehmer und unangenehmer Empfin= dung zuschreibt, welche man delight nennen kann. Daß aber ein jedes delight, eine jede Befreiung von einer unangenehmen Empfindung, eine Quelle des Erhabenen seyn könne, scheint schnurstracks wider das System unsers Weltweisen zu laufen.

Als eine Folge von dieser Unrichtigkeit bürden sie S. 474. unserm Verf. die Meinung auf, daß das Vergnügen durch eine Erschlaffung der Fibern, das delight aber auf eine entgegengeseşte Art wirke; und führen in der Note, diesen Satz zu

widerlegen, Exempel an, da das delight eine Erschlaffung zuwege bringt. Dieses ist ein Streich in die Luft. Unser Verf. eignet zwar dem Erhabenen eine Spannung der Fibern zu, aber nicht einem jeden delight. Das delight ist an und für sich selbst keine Quelle des Erhabenen.

Als ein Exempel aber von einer großen übereilung sehen wir es an, wenn die Herren Recensenten S. 475. in der Note sagen: Unser Verfasser giebt das Schrecken für die einzige ,,Quelle des Erhabenen an, und schließt Liebe, Bewunderung ,,u. s. w. davon aus. Allein die allgemeine Empfindung aller ,,Menschen widerspricht dieser Trennung des Erhabenen von der ,,Seite dieser Gemüthsbewegungen. Es ist gewiß, wir können ,,die erhabensten Begriffe von Gott haben, ohne ihn uns als ,,einen Gott des Schreckens vorzustellen“, u. f. w. Man muß mit dem System unsers Verf. ziemlich unbekannt seyn, wenn man glaubt, er halte die Bewunderung für eine Quelle des Erhabenen. Wie oft und wie sorgfältig sucht er uns nicht viels mehr einzuschärfen, daß die Bewunderung, das Erstaunen eine Art von Schaudern hervorbringe, die der Wirkung des Schreckens ähnlich sind, und daher eine fruchtbare Quelle des Erhabenen seyn können! Was beweist nun die Instanz von Gott?

Unfrerseits haben wir für dieses Mal nur einen getreuen Auszug aus dieser philosophischen Schrift liefern, und unser Urtheil darüber noch zurückhalten wollen. Wir werden aber Gelegenheit haben, unsern Lesern auch dieses bekannt zu machen, wenn die oben erwähnte deutsche Überseßung mit Unmerkungen und Zusäßen erschienen seyn wird.

Lieder, Fabeln und Romanzen, von F. W. G. Leipzig bey David Iversen, 16 Bogen in 8o.

(aus der Bibliothek der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 3. Stück 2. 1758. G. 321 — 335.)

Wir ergreifen die Gelegenheit, um bei einer neuen Auflage dieser Gedichte Nachricht von denselben zu geben. Ihr Verfafser, der schon längst die Ehre des deutschen Parnasses gewesen

ist, hat sich zwar nicht genannt, ist aber dennoch bekannt genug. Und wie könnte man einen Gleim verkennen?

Wir fangen von den Fabeln an, welche den größten Theil dieser Sammlung einnehmen.

Das erste Buch enthält 25 neuerfundene Fabeln. Hingegen gehören von den fünf und zwanzigen des 2. Buchs nur die drei ersten dem Verf.; die übrigen hat er nach dem beigefügten Verzeichnisse aus alten und neuen Dichtern genommen. Vor einem jeden Theile steht eine poetische Zueignungsschrift an des Prinzen Friedrichs von Preußen Königl. Hoheit, in welchen viel schönes enthalten ist. Von dem großen preußischen Monarchen heißt es in der Zueignungsschrift des ersten Buchs:

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(Der Held, der jest auf einem ganz andern Wege der Unsterblichkeit entgegenzueilen genöthigt ist, mag sich unter dem freudigen Zuruf der Völker sehr oft nach der philosophischen Muße auf dem stillen Sans-Souci zurúck sehnen!) Unter den eigenen Erdichtungen unsers Verf. verdienen die 10te, 12te und 23ste des ersten Buchs, wie auch die zwei ersten des 2. Buchs allen andern vorgezogen zu werden; und auch diese sind nicht von kleinen Fehlern frei, indem man öfters die Wahrheit, Einheit und Moralität der åsopischen Fabel vermißt. Hingegen besißt unser Dichter die Gabe zu erzählen in einem sehr vorzüglichen Grade; und dieses ist bei dem Fabeldichter wenigstens ein eben so großes Verdienst, als die Gabe zu erfinden. Motte wird mit allen seinen Erfindungen selten gelesen, und La Fontaine hat sich durch seine meisterhafte Art zu erzählen einen vorzüglichen Plaß unter den Dichtern erworben, welche die Zeiten Ludwigs 14., oder vielmehr die Zeiten dieser großen

La

Dichter verherrlichen. Unserm Dichter ist besonders eine glückliche Kürze eigen, die fast niemals in das Trockene verfällt, und dem Vortrage eine besondere Naivetät und Lebhaftigkeit verschafft, ohne ihn in das Possenhafte und Niedrige sinken zu laffen. Die 13te Fabel des 2. Buchs ist meisterlich erzählt, und übertrifft den La Fontaine, aus dem sie genommen ist. Wir wollen das Muster mit der Nachahmung vergleichen. Die 119te Fabel T. 1. des La Fontaine ist:

Le Cheval et l'Anę.

En ce monde il faut l'un l'autre secourir.
Si ton voisin vient à mourir,

C'est sur toi que le fardeau tombe.

Un Ane accompagnoit un Cheval peu courtois,
Celui-ci ne portant, que son simple harnois,
Et le pauvre Baudet si chargé qu'il succombe.
Il pria le Cheval de l'aider quelque peu;
Autrement il mourroit avant qu' être à la ville.
La prière, dit-il, n'en est pas incivile:
Moitié de ce fardeau ne vous fera que jeu.
Le Cheval refusa, fit une petarade,

Tant qu'il vit sous le faix mourir son camarade,

Et reconnut, qu'il avoit tort.

Du Baudet en cette aventure
On lui fit porter la voiture,

Et la peau par dessus encore.

Unser deutscher Dichter unter eben dem Titel:

Einst trug auf seinem schmalen Rücken

Ein Esel eine schwere Last,

Die fähig war, ihn todt zu drücken.

Ein ledig Pferd gieng neben ihm. Du hast

Auf deinem Rücken nichts, sprach das geplagte Thier,
Hilf, liebes Pferdgen, hilf! ich bitte dich, hilf mir.
Was helfen! sagt der grobe Gaul,

Du bist der rechte Gaft, du bist ein wenig faul,
Trag zu!
Ich sterbe, liebes Pferd
Die Laft erdrückt mich, rette mich!
Die Hälfte wär' ein Spiel für dich!
Ich kann nicht, sprach das Pferd.
Kurz: unter dem zu schweren Sack
Erlag der Esel. Sack und Pack
Schmiß man dem Rappen auf;
Des Esels Haut noch oben drauf.

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Der Eingang unsers deutschen Dichters ist vortrefflich. Der Vorwurf wird mit vieler Deutlichkeit auseinandergesett, und die Handlung in jeder Zeile immer mehr und mehr vorbereitet.,,Ein ledig Pferd gieng neben ihm" ist kürzer und weit schöner, als accompagnoit un cheval peu courtois, celui ci ne portant, que son simple harnois. Peu courtois steht hier sehr am unrechten Orte. Der Leser begreift noch nicht, wodurch sich das Pferd diesen Tadel zugezogen hat. Weit besser ist:,,was hel fen! sagt der grobe Gaul". Ne portant, que son simple harnois, ist lange nicht so gut, als: „ein ledig Pferd". Die Unterredung des Esels mit dem Gaul wird von dem französischen Dichter bloß erzählt, der deutsche hingegen läßt die Handlung vor unsern Augen vorgehen. Die demüthige Bitte des geplagten Thiers macht mit der beleidigenden Antwort des stolzen Gauls einen vollkommenen Contrast aus. Man glaubt einen unerbittlichen Pachter mit dem Fröhner reden zu hören:

Was helfen! sagt der

Du bist der rechte Gast, du bist ein wenig faul.
Trag zu! Ich sterbe 2c.

-

Wie schwach klingt das Französische: La prière, dit il, n'en est pas incivile. Sogar die französischen Esel wollen nicht gern unhöflich heißen. En cette aventure ist eine bloße cheville. Die sehr malerische Beschreibung des Fischreigers im La

Fontaine :

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Un jour sur ses longs pieds alloit, je ne sçai où,
Le Héron au long bec, émanché d'un long cou,

Il côtoyoit une rivière, u. s. w.

ist im Deutschen glücklich gegeben:

Am Ufer eines Bachs, auf einer Wiese, gieng

Ein Reiger ernsthaft hin, auf langen dürren Beinen,

Mit langem Hals, woran ein langer Schnabel hieng, u. s. w.

Die Worte,,auf einer Wiese" scheinen überflüssig.

Die 16te Fabel: Der Esel in der Löwenhaut", gleichfalls aus dem La Fontaine, ist um ein Merkliches verschönert. Man kann dieses auch von der 20ften aus Gay's Fables bes haupten. Wir wollen einen Theil der engländischen Fabel sammt der deutschen Nachahmung herseßen.

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