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als allgemein und unveränderlich angenommen werden. Hic aestheticis tantopere distinguendae, seßt unser Weltweise hinzu, paucae venustatum leges immutabili necessitate strictae, a consiliis aliquando bonis, quae, velut si aliter fas non sit, quidam, tanquam jussi, sequuntur, non raro praepostere; eine sehr wichtige Anmerkung, sowohl für das bekannnte servum pecus, als für einige Kunstrichter, die sich allezeit auf alke hergebrachte Regeln steifen, ohnezu untersu= chen, ob sie nicht von den Alten selbst mehr für consilia bona, als für leges immutabili necessitate constrictas find gehalten worden.

Man erlaube uns, über die so neue als sinnreiche Lehre von Licht und Farben in den schönen Wissenschaften eine kleine Anmerkung zu machen. Die Eintheilung der ästhetischen Farben in rauhe und blühende hat auch in den schönen Künsten ihren bewährten Grund. Die dorische Säule ist rauh, die korinthische geschmückt und blühend, und die ionische hält das Mittel zwischen diesen beiden. In den Säulenverzierungen wechseln die geraden Linien mit den krummen ab. Jene machen einen harten und widrigen, diese aber einen gelinden und schmeichelnden Eindruck. Sie werden aber deswegen zusammengefeßt, damit sie sich durch den Gegensaß besser ausnehmen mögen. In der Malerei ist außer dem Colorit auch in der Zeichnung, Stellung und Unordnung der Figuren die rauhe und harte Art von der lieblichen und blühenden zu unterscheiden. Wir begreis fen aber nicht, wie die allgemeinen Erklärungen unsers Verf. von Licht und Farbe in der Ästhetik auf diese Künste ohne sehr merkliche Veränderung anzuwenden sind. Diese rauhe und fanfte Art sollen verschiedene Abänderungen des åsthetischen Lichts, das ästhetische Licht aber eine sinnliche Klarheit und Faßlichkeit der Gedanken seyn. Kann man aber von dem sanften Umrisse eines Antinous sagen, daß er von dem Umrisse eines Hercules bloß in der Modification des ästhetischen Lichts oder der finnlichen Faßlichkeit der Gedanken unterschieden sei? Was für ein Gedanke ist es, der in der korinthischen Säule eine andere Abänderung der sinnlichen Klarheit erhält, als in der ionischen ? Wir wissen zwar, daß die Säulen überhaupt nichts anders als sinnliche Vorstellungen der Stüßen eines Gebäudes sind. Wie aber diese durch die verschiedenen Arten der Verzierungen eine verschiedene Modification der finnlichen Klarheit

erlangen, scheint uns noch nicht deutlich zu seyn. In der Tonkunst ist uns dieses noch ein weit größeres Geheimniß; und wir bedauern es aus dieser Ursache desto mehr, daß sich das Publikum von unserm Weltweisen keine practische Ästhetik zu versprechen hat, da in derselben diese Schwierigkeiten vermuthlich wür den erläutert worden seyn.

Ein Theil der Lehre von der Gewißheit in den schönen Wissenschaften macht den Überrest dieses zweiten Theils der Ästhetik aus. In derselben kommen die Materien von den er: läuternden Argumenten, von den Vergleichungen, vom Gegenfaze, von den ästhetischen Briefen, Widerlegungen u. s. w. vor. Da diese Materien in allen Rhetoriken abgehandelt werden, so haben freilich viele bekannte und ausgemachte Wahrheiten darin vorkommen müssen; allein sie erlangen in der syste matischen Ordnung unsers Schriftstellers, durch die strenge Richtigkeit der Erklärungen, und durch den bündigen Zusammenhang, in welchem sie sich ausnehmen, das Ansehen der Neuheit. Man findet überall den denkenden Weltweisen, der, wenn er auch alte Wahrheiten vortrågt, sie aus sich selbst hervorzubringen scheint. Wenn es auch hier und da scheinen möchte, daß man sich bei müßigen und unfruchtbaren Eintheilungen und Untereintheilungen aufgehalten habe; so wird man hingegen in den mehrsten Fällen finden, daß unser Verf. die verwickelten Schönheiten nur deswegen so sorgfältig zergliedert, damit er die verschiedenen Verrichtungen der Seele wahrnehmen möge, welche zusammenkommen müssen, eine solche Schönheit zu erfinden.

So lehrreich und wichtig indessen diese Subtilitåten in einem System immer seyn können, eben so trocken und unfruchtbar werden sie unter der Hand des Recensenten werden, der einen Auszug daraus liefern soll. Wenn er von einem fleischigen Körper nichts mehr als das Gerippe zeigen kann, so wird von einem Gerippe unter seinen Hånden kaum der Drath übrig bleiben, auf welchem die Glieder angereiht sind.

Wir werden also unsere Leser entweder auf den Hrn. Prof. Baumgarten selbst, oder auf den Hrn. Prof. Meier verweisen müssen, welcher uns die Lehre von der ästhetischen Gewißheit mehr nach dem Sinn des Erfinders ausgeführt zu haben scheint, als die Lehre von dem ästhetischen Lichte.

Nur einige Anmerkungen erlaube man uns noch über den XXXVIII. Abschnitt, welchen der Hr. Verf. thaumaturgia IV, 1.

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aesthetica betitelt hat. Admiratio, sagt Hr. Prof. Baumgarten, est intuitus novitatis. Dieses verdeutscht Hr. Meier: die ,,Verwunderung ist eine anschauende Erkenntniß der Neuigkeit". Aus der Verwunderung entspringt die Neubegierde, und die Neubegierde macht die Aufmerksamkeit rege. Die Kunst, durch die Verwunderung die Neubegierde, und durch diese die Aufmerksamkeit zu erregen, wird von beiden Schriftstellern die ,,ästhetische Thaumaturgie" genannt.

Alle schönen Gedanken müssen in einem gewissen Verstande neu, d. i. nach dem Hrn. Prof. Meier wunderbar seyn. Daraus folgert dieser Schriftsteller, daß das Wunderbare in allen schönen Gedanken statt finde, fie mögen niedrig oder erhaben seyn. „Es ist ein Irrthum“, seßt er hinzu,,,wenn man das Wunderbare allein in das Ausnehmende und Große einschränken ,,will. Wir können mit Recht fordern, daß alle schöne Gedanken ,,wunderbar seyn müssen, wenn es der ganze Inbegriff aller ,,ästhetischen Regeln erlaubt".

Wo wir nicht irren, so haben diese Weltweisen das Neue, das Wunderbare und das Bewunderns würdige (novum, mirabile, admirabile) mit einander vermengt. Eine Sache ist neu, wenn wir sie entweder noch gar nicht, oder noch nie von dieser Seite erkannt haben. Sie ist wunderbar, wenn sie übernatürlich ist, und ästhetisch wunderbar, wenn sie dem schönen Verstande (analogo rationis) übernatürlich scheint. Hingegen bewundernswürdig ist sie nicht eher, als wenn wir eine gute Eigenschaft, eine Vollkommenheit an derselben wahrgenommen, die unsere Erwartung übertrifft *). Verwundern und be wundern sind im Deutschen von eben so verschiedener Bedeutung, als im Lateinischen mirari und admirari. Man verwundert sich über eine Sache, die dem Laufe der Natur zuwider zu seyn scheint; man bewundert hingegen nur erhabene Dinge, an denen wir eine vorzügliche Vollkommenheit wahrnehmen. Der Gegenstand ist in jenem Falle wunderbar oder verwundernswürdig, in diesem aber müßte er bewundernswürdig genannt werden.

*) Admirantur communiter illi (homines) omnia, quae magna et praeter opinionem suam animadvertunt; separatim autem in singulis, si perspiciunt nec opinata quaedam bona.

Cic. de offic. lib. II. 10.

Man wird also wohl sagen können: alle schönen Gedanken müssen neu seyn, d. h. man muß sie noch gar nicht, oder selten von dieser Seite betrachtet haben; daraus aber folgt nicht, daß alle schöne Gedanken auch wunderbar seyn müssen. Dieses sind sie nur alsdann, wenn sie Wunderdinge betreffen, als z. B. die Zwischenkunft der Götter und anderer übernatürlichen Wesen, die an den menschlichen Begebenheiten Theil nehmen. Mirabile dictu, sagt Virgil, wenn er Begebenheiten erzählt, die übernatürlich sind. Die Bewunderung endlich bleibt für erhabene Gegenstånde, und entspringt aus der anschauenden Erkenntniß einer ungewöhnlichen Vollkommenheit. Des Cartes *) sagt zwar: ,,à l'admiration est jointe l'estime ou le mépris, selon que ,,c'est la grandeur d'un objet ou sa petitesse, que nous admirons"; allein dieses ist allem Sprachgebrauch zuwider. Wer hat jemals von einer verächtlichen Sache gesagt, sie verdiene Bewunderung, und zwar bloß ihrer Kleinfügigkeit halber? Wenigstens scheint die deutsche Sprache diese Verwirrung nicht zu vertragen, sondern verwundern und bewundern sorgfältig von einander zu unterscheiden.

Wir halten uns vielleicht über eine Kleinigkeit auf. Allein diese Kleinigkeit kann in dem practischen Theile der Üsthetik, und besonders in der Lehre von der Epopee wichtige Folgen haben. Möchte doch der Himmel unserm großen Weltweisen Kräfte ge: nug verleihen, den theoretischen Theil der Ästhetik zu vollenden, und auch den practischen Theil mit der ihm eigenen Gründlichkeit auszuarbeiten! Wie vieles würde sich alsdann aufklären, das uns jezt dunkel und unbegreiflich ist!

*) Les Passions de l'ame, Article LIV.

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An Essay on the Writings and

Genius of Pope,

Vol. I. London, printed for M. Cooper at the Globe in Paternoster Row. MDCCLVI. 334 Seiten in gr. 8o.

Das ist:

Versuch über Pope's Schriften und Genie, erster Theil. (aus der Bibliothek der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 4. Stück 1. 1758 . 500-532 und Stück 2. 1759. S. 628-669.)

Der Name eines Pope ist auch unter uns allzu berühmt, als daß ein Werk über dessen Genie und Schriften, welches mit so vieler Einsicht abgefaßt ist, als das gegenwärtige, nicht einen jeden Liebhaber der schönen Wissenschaften interessiren sollte. Diejenigen von unsern Lesern, welche die Schriften dieses unsterblichen Dichters nicht in der Ursprache gelesen, werden ihn doch vermuthlich aus einigen guten und schlechten übersehungen haben kennen lernen. Es ist wahr, die besten prosaischen Übersehungen eines Gedichts sind mit der umgekehrten Seite einer gewirkten Tapete zu vergleichen. Diese Vergleichung hat in Anfehung solcher Dichter, wie Boileau und Pope, die allergenaueste Richtigkeit; denn ein großer Theil ihrer Verdienste besteht in der überaus reinen Diction und in dem vortrefflichen Wohlklange ihrer Verse; und was kann hiervon in einer prosaischen Übersehung übrig bleiben?

Dem sei, wie ihm wolle, so glauben wir dennoch, daß ein Auszug aus diesem kritischen Versuche auch demjenigen Theile von unsern Lesern, welche der engländischen Sprache nicht kundig find, angenehm seyn werde. Außer dem gründlichen Geschmacke und der wohlangebrachten Belesenheit, welche aus dieser Schrift allenthalben hervorleuchtet, werden sie nicht ohne Vergnügen bemerken, wie streng man außerhalb Deutschland die größten Dichter zu beurtheilen gewohnt ist, und wie sehr man einen Dichter verehren kann, ohne alles, was aus seiner Feder gefloffen ist, für Meisterstücke zu halten. Wir haben uns bemüht, die Stellen. aus den engländischen Dichtern, die wir anführen mußten, in deutsche Verse, bald mit, bald ohne Reime, zu übersehen. Wer das Engländische versteht, der findet das Original dabei, und

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