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,,ler Schein der Scene nur so viel Licht giebt, als nöthig ist, ,,die Finsterniß zu unterscheiden. Man müßte den Augenblick ,,wählen, in welchem sie die Stimme zum ersten Male wahr„nimmt, und sie sich mit Verwunderung und Furcht umsehen ,,laffen".

,,Dieser Brief überhaupt“, sagt unser Verf. am Ende seines Auszuges,,,ist eines von den ausgearbeitetsten, und gewiß das ,,interessanteste Stück, das jemals ist abgefaßt worden. Er ,,macht, nebst der,,Elegie zum Andenken eines unglücklichen Frauenzimmers", das einzige Pathetische aus, das uns Pope geliefert „hat". Mich důnkt", sest er endlich hinzu, „Pope habe den „Ruhm, den er bei der Nachwelt als Dichter behaupten wird, ,,vornehmlich seinem Windsor - Forest", seinem Lockenraube", ,,und dem Briefe,,Abelard's an Eloise" zu verdanken; denn die „Begebenheiten und Charaktere, auf welche sich seine übrigen Schrif,,ten beziehen, werden mit der Zeit vergessen und unbekannt ,,werden, und diese dadurch ihre Schönheit verlieren. Denn ,,Wig und Satyre sind wandelbar und vergånglich, aber Natur ,,und Leidenschaft dauern ewig". Hiermit beschließt der Autor den ersten Band.

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Wir sehen der Fortsehung dieses lehrreichen Werks mit vielem Verlangen entgegen. Der Verf. befist Geschmack und Belesenheit genug, seine Kritik über die übrigen Schriften des Pope interessant zu machen, ob es gleich nicht zu läugnen ist, daß seine Schreibart etwas weitschweifig, und sein bestån= diges Ausschweifen aus einer Digression in die andere unangenehm wird.

Von dem Nationalstolze. Zürich bey Heydegger und Compagnie 1758. 312 Seiten in klein 8°.

(aus der Bibl. der schönen Wiss. und der fr. K. Bd. 4. Stück 1. 1758. G. 551-578.)

Der Verfasser dieser Schrift ist der Herr Dr. Zimmermann, denn er führt S. 171. das Leben des Herrn von Hallers" als ein von ihm verfertigtes Werk an.

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Die philosophischen Betrachtungen der Gefeße, der Sitten, Gebräuche und Regierungsformen der Völker machen einen Theil der Weltweisheit aus, in welchem die Politik, die Moral und die schönen Wissenschaften zusammenkommen, die verschiedenen Genies der Nationen zu beurtheilen, und ganze Reiche mit ihren Beherrschern vor den Richterstuhl der Vernunft zu fordern. Die Alten haben uns vortreffliche Schriften von dieser Art hinterlassen, welche die Schule der Fürsten, der Gesetzgeber, der Histo rienschreiber, des Dichters und des Weltweisen geworden sind. In den neuern Zeiten sind sowohl die Engländer als die Franzosen in die Fußstapfen der Alten getreten, und haben ihre Vorgånger beinahe erreicht. Ein Montesquieu, Shaftesbury und Bolingbroke haben sich unsterblich gemacht. Die Deutschen hingegen, welche vermöge ihrer Regierungsform zwar nicht fo frei als die Engländer, aber doch auch nicht allenthalben so eingeschränkt sind als die Franzosen, haben nicht eine einzige Schrift von dieser Gattung aufzuweisen, wenn man nicht die Schriften eines Friedrichs mit zu den deutschen Geburten rech nen will. Ihre Weltweisen schränken sich in den engen Bezirk der Ideen ein, die sie zwischen den Mauern der Universität, ohne einen Blick auf die große Welt zu thun, erschöpfen können, und ihre Publicisten sind weder Philosophen noch schöne Geister. Die einzigen freigebornen Schweizer fangen seit einiger Zeit an, uns Proben von dieser Art zu liefern, die zwar ihre Originale nicht erreichen, aber dennoch gegründete Hoffnungen von sich blicken lassen. Alsdann nur, wenn dieser Theil der Weltweisheit mehr cultivirt seyn wird, können wir hoffen, lehrreiche Geschichtsschreiber zu bekommen, die sich angelegen seyn lassen, die Ges schichte nicht bloß authentisch, sondern mit Geschmack und Einsicht vorzutragen.

Wir rechnen gegenwärtige Abhandlung zu der Art von Schriften, die wir im Deutschen bisher noch vermißt haben. Sie ist nicht nur mit Geschmack, sondern auch mit Einsicht, Freiheit und Beurtheilungskraft geschrieben; und der Verf. scheuet sich nicht, Könige zu beurtheilen und die Thorheiten ganzer Nationen zu bestrafen. Etwas mehr Zusammenhang hätten wir aber in der ersten Abtheilung anzutreffen gewünscht, damit die häufigen Erempel aus der Geschichte, die darin angeführt werden ein Ganzes ausmachen, und nicht gleichsam von ungefähr neben

einander gestellt seyn möchten. In der zweiten Abtheilung hat der Hr. Verf. diesen Fehler vermieden.

Die Abhandlung ist, wie der Hr. Verf. in der Vorrede versichert, durch ein bloßes Ungefähr und ohne die nöthige Vorarbeit entstanden. Er hat eine Vorrede zu einer Sammlung von Lebensbeschreibungen und Bildnissen berühmter Schweizer schreiben sollen. Der Gedanke vom Nationalstolze schien ihm zu diesem Zwecke bequem. Er fing aber kaum an zu schreiben, so ward die Einleitung bald so groß, als das Buch, dem sie sollte vorgeseht werden. Die Vorrede unterblieb, und aus dem Ge= danken vom Nationalstolze ward ein Buch. Man muß gestehen, das Ungefähr hat sich für dieses Mal selbst übertroffen. Ihre Geburt macht dem Hrn. Dr. Zimmermann weit mehr Ehre, als alle kleine Schriften, die vielleicht mit aller nöthigen Vorarbeit aus seiner Feder geflossen sind.

Seine Sprache ist zwar die reinste nicht. Dieses gesteht er in der Vorrede selbst. Ich bin ein Schweizer", sagt er, ,,und von einem Schweizer läßt sich die Reinigkeit der Sprache ,,eben so wenig fordern, als vormals die atheniensische Annehmlichkeit von einem Bootier". Allein man wird die kleinen Beleidigungen, die er öfters den Ohren zufügt, leichtlich verschmerzen. Seine männliche Denkungsart erzwingt ihm Verzeihung wegen des Mangels einer Vollkommenheit, die, wie er bemerkt, von einem jeden Frauenzimmer in Leipzig oder Dresden ohne Mühe erreicht wird.

Wir wollen dem Verf. folgen, die Stellen, die uns am merkwürdigsten scheinen werden, anführen, und wo es nöthig scheinen wird, unsere Erinnerungen hinzuthun.,,Was ich den ,,Nationalstolz nenne", heißt es in der Einleitung,,,ist ein Gefühl von den besondern Vorzügen, die sich ein Volk beymißt, ,,fie mögen nun eingebildet oder wahrhaft heißen. Ich werde ,,diese Art des Stolzes zuerst auf der bestrafenswürdigen, und „nachher auf der vortheilhaften Seite betrachten. Ich werde ,,denselben in dem einen Gesichtspunkte als ein Vorurtheil, in „dem andern aber als eine Tugend schildern". Wir wissen nicht, ob man hier mit Recht das Vorurtheil der Tugend entgegenseßen könne. Es giebt einen Nationalstolz, der sich im Grunde auf ein Vourtheil stüßt, und dennoch bei dem Volke, das ihn be= fist, sehr gute Tugenden hervorbringen kann. Viele von den Beispielen, die der Hr. Verf. anführt, werden diese Anmerkung.

bestätigen. Sollte diese Art des Nationalstolzes nicht eine be sondere Ausführung verdient haben? Wir kommen zur ersten Abtheilung.

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Unsere Urtheile", sagt der Verf., „hangen allzu sehr von ,,dem Einflusse der äußerlichen Dinge, und von dem unendlich ,,großen oder unendlich kleinen Umfange der Sphäre, in welcher „ein jeder lebt, ab, als daß sie so genau nach einer unverfälsch,,ten und geläuterten Vernunft könnten abgemessen seyn.

Das oberste Wesen, sagt ein berühmter Mann, ist oft bey den ,,Dienern der Religion zornig, rachgierig, unversöhnlich; und ,,wenn die Dreyangel sich einen Gott erwählen sollten, so wür "den sie demselben drey Seiten geben. Eben so ist der Mensch „gewohnt, in allem, was ihn umgiebt, eine Erhabenheit zu finden, die nichts überwiegen könnte, was außer ihm ist". Dieser Ausdruck scheint etwas unangemessen zu seyn. Ohne die Zweideutigkeit aufzumugen, welche in den Worten: ,,die nichts überwiegen könnte" einige Dunkelheit verursacht; so kann, was außer uns ist, demjenigen, was uns umgiebt, nicht entgegengeseht werden, wie solches allhier von dem Hrn. Verf. geschieht. Vielleicht leidet auch der Gedanke an sich selbst einige Einschränkung. Wir sehen nur alsdann die größte Erhabenheit in den kleinen Zirkel der Dinge, der uns umgiebt, wenn uns außer demselben nichts bekannt ist, das ihn übertrifft, um die gehörige Vergleichung anstellen zu können, ohne welche wir niemals von relativen Begriffen richtig urtheilen können.

,,Es giebt auch eine Art von Verachtung, die auf sehr ,,mannigfaltigen Grundsägen beruhet. — Ein Nouvelliste sieht „den Elenden für einen Dummkopf an, der seine Partey nicht für unüberwindlich hält. Ein großer verachtet den Liebhaber ,,der Wissenschaften, ein Kleinmeister *) den Helden, ein Dichter ,,den Dichter, ein Mathematicus alles, und ein Metaphysicus ,,den Mathematicus. Der Zergliederer, der durch sein Scalpel, ,,der Kräuterkenner, der durch seine Beine, und ein Samm,,ler, der durch zwanzig Folianten groß geworden, wollen nicht ,,begreifen, wie Leßing seine Zeit mit Kleinigkeiten, d'Alembert „mit Aufsuchung krummer Linien, Haller im großen Rathe, und

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*) So hat der Hr. Verf. das französische petit - maître geben wollen.

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Diderot in einer Handwerksbude verderben können. „Anzahl der aufgeklärten Geister ist sehr geringe, die ihre aner,,erbten Vorurtheile abwerfen, mit einer philosophischen Stärke aller Dinge Gewicht erforschen, und derselben wahren Werth ,,vom Wahn und Tand zu trennen wissen". Man muß ge= stehen, daß nichts so sehr den Fortgang in den Wissenschaften hemmt, als der thörichte Eigendünkel, mit welchem die Anhänger einer Wissenschaft alle übrigen verachten. Eine vorzügliche Zuneigung zu einer besondern Wissenschaft, nebst der geziemenden Hochachtung für alle übrigen, ist die gehörige Verfassung für ein wahres Genie. Nicht nur der Weg zur Erfindung wird ihm dadurch leichter gemacht, sondern seine Bemühungen hören auf, einseitige Absichten zu haben, und werden wahre Wohlthaten für das menschliche Geschlecht. Die Denkungsart von besondern „Personen", fährt unser Verf. fort, dehnet sich sehr leicht auf ,,die Denkungsart eines Volks aus. Man könnte den Stolz ,,einer ganzen Nation die Summe der Eigenliebe jeder besondern „Person nennen, die dieselbe ausmacht". Dieser Gedanke hat einigen Schein. Im Grunde aber dürfte das Wort Eigenliebe hier im uneigentlichen Verstande genommen worden seyn. Der Stolz einer ganzen Nation beruht auf Eigenliebe. In Ansehung einzelner Personen aber bezieht sich der Nationalstolz mehr auf Vorzüge der Vorfahren und Mitbürger, an welchen wir durch eine Art von Reflerion Theil zu nehmen glauben, als auf unsere persönliche Vollkommenheiten. Nach einigen Erempeln von dem Nationalstolze der Engländer eifert der Hr. Verf. wider die Unthätigkeit, in welcher diese verdienstvolle Nation schlummert. Wäre es nicht beffer", fragt er,,,wenn die ,,aufgeklärtesten Köpfe derselben suchten, die Gemüther ihrer Mit,,bürger zu besänftigen, damit sie ihre Augen über ihre wahren ,,Vortheile öffnen möchten? Wäre es nicht beffer, dieselben von ,,bloßen Declamationen zu Wirksamkeit und Thaten zu führen, ,,anstatt die Franzosen in Drurilane und Haymarket zu be ,,kriegen, indem St. Philipp im Sturme fällt, und der britti,,fche Scepter in America zerschmettert wird?" Der Hr. Verf. würde, wenn er jest schriebe, eine andere Sprache führen, da die Nation sich plöslich aufgemacht, und ihren alten Ruhm wieder zu behaupten gesucht hat. Der Nationalhas", heißt es ferner, „fließt aus eben den Quellen, die dem Nationalstolz, den ,,ich hier verhandele, ihren Ursprung geben". Jener kann zu

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