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den erschrecklichsten Leidenschaften Gelegenheit geben, die nur so lange erstickt werden, als manchmal die Gewinnsucht die Herzen zweier Völker vereinigt. Man pflanzet uns in unsrer "Jugend", sagt der Verf., einen Abscheu für den Teufel ein. ,,Würde ein Holländer wohl anstehen, sich mit demselben in ,,einen Handlungstractat einzulassen, wenn es möglich wäre, daß er (so gråßlich man sich immer denselben vorstellen mag) in Amsterdam auf der Börse erschiene?" Der Verf. kömmt auf die eingebildeten Vorzüge zurück, darauf sich mehrentheils der Stolz der Nationen gründet. „Die Spanier und die Portugiesen", heißt es, sollen alle Nationen des Erdbodens verachten, und ,,bloß den Franzosen die Ehre erweisen, sie zu haffen. Der "Adel läßt einem spanischen Bauer nicht zu, seine Äcker zu ,,pflügen, weil es nur einem Sklaven ansteht zu arbeiten. — Er sucht sich einen Fremdling auf, der seinen Landbau mit dem ,,Gewinne zugleich übernimmt, und belustigt sich unterdessen zu ,,Hause, eine elende Laute zu schlagen; oder wenn er den Pflug ,,ergreift, fo steckt er seine Hahnenfedern auf den Hut, hat Mantel und Degen neben sich liegen, und läßt den Pflug so gleich stehen, schwinget den Mantel über sich, nimmt den Degen ,,unter den Arm, streicht den Knebelbart, und thut, als ob er ,,bloß auf dem Felde spazierte, wenn ein Reisender vorübergehr“. In der Folge zeigt der Hr. Verf. den Ungrund der Einbildung der Chinesen auf ihr Alterthum, welches er in den Zusäßen, die er dem Werke angehångt hat, weitläuftiger ausführt. Die Malabaren und Japanesen sind nicht weniger für ihr Alterthum eingenommen. Sogar bis in den äußersten Norden ist diese Schwachheit gedrungen. Die Schweden haben, fast wie die ,,Chineser, eine Reihe von Monarchen, die den Noa mit Adolph Friedrichen in einer ununterbrochenen Kette zusammenhängt. Rudbeck giebt der schwedischen Monarchie vor Christi Geburt ein „Alter von zwanzig Jahrhunderten, und man kann ihm gleich,,wohl zeigen, daß dieses Land nur vierhundert Jahre vor Christi Geburt erschaffen worden sey". Der Verf. kömmt hierauf auf die Begriffe von Vorzug und Würdigkeit, die aus der Religion entspringen.,,So sehr sich ein Jude heilig glaubt", heißt es, ,,weil er ein Jude ist, so sehr erhebt sich ein Spanier oder Por,,tugiese, weil er es nicht ist. - Die Vorzüge der persischen ,,Religion ruhen auf Grundsägen, die von einer besondern Stärke scheinen, die Persianer stellen alle Jahre ihrem Propheten Ali

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,,zu Ehren ein Fest an. Man läßt zwey Ochsen kommen; der ,,stärkere kriegt den Namen Ali, der schwächere wird Oßman ge,,nannt; sie müssen sich schlagen, und weil Ali allemal der überwinder ist, so gehen alle Zuschauer mit der vollkommensten ,,Überzeugung von diesem Zweykampfe weg, daß sie Orthodoxen, ,,und die Türken Keber seyn". Wir wissen nicht, ob es eben so ungereimt sei, zwei Disputanten von ungleicher Stärke auftreten zu lassen, um das Volk durch den Sieg des Stärkern in seiner Religion zu befestigen; eine Thorheit, von welcher jedem unsrer Leser Erempel bekannt seyn werden. Der Partisan des Osman" kann noch vielleicht durch einen Zufall so glücklich seyn, seinen stärkern Gegner zu besiegen. Der schwächere Disputant aber wird allenfalls zu schweigen wissen, wenn es Zeit ist, den Kampf zu endigen. Die Religion der Muselmanner", fährt der Hr. Verf. fort, wirkt einen solchen Stolz in ihren „Gemüthern, daß sie den Ungläubigen die verächtlichsten Bey,,wörter geben, und sich zu verunehren glaubten, wenn sie mit ,,denselben in einer genauen Gemeinschaft wären. - In dem ,,Königreiche Tanschaur würden die Braminen, die von dem ,,Gotte Bruma herzustammen und über den König selbst erhaben „zu seyn glauben, sich für befleckt halten, wenn jemand aus ,,einer niedrigen Classe, ein Pareier, der sich nicht einmal unterstehen soll, die gleichen Götter anzubeten, sie nur berührt håtte". In den Zusäßen betrachtet der Hr. Verf. den Religionsstolz der Japanesen, wo einige sehr merkwürdige Beispiele vorkommen, wie wenig der menschliche Verstand Gränzen kennt, wenn er in Religionssachen auszuschweifen anfångt.

Der Hr. Verf. kömmt auf die übrigen Quellen des Nationalstolzes, als Größe, Reichthum, Macht und Ruhm. „Frankreich", sagt er, ist groß, reich und mächtig; und es wird ihm ,,niemand leicht die Ehre streitig machen können, daß es immer ,,bereit sey, alle Nationen zu verschlingen, indem alle Nationen ,,immer bereit sind, sich unter einander zu verschlingen. Deutsch,,land wåre groß und mächtig, wenn die Beherrscher desselben ,,ihren Vortheil in der Eintracht fånden. England ist reich, und ,,es sollte groß und mächtig seyn, wenn seine Regenten Patrio,,ten waren; gleichwohl glaubt keine von diesen Nationen, daß fie der andern weder an Größe noch an Macht etwas nach„gebe. Die heutigen Italiener sehen sich gelassen den alten „Rómern an die Seite, und erinnern sich nicht, daß die Nation,

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„die ehemals die Erde bezwungen, nunmehr die Sklavinn aller ,,andern ist. - Die ehemaligen Tugenden derselben sind erloschen, und ihr Stolz ist ein Stolz, der sich auf Ruinen „gründet. Die Tongusen, eine sibirische Nation, die dem russischen Reiche unterworfen ist, halten sich für so merkwürdige Leute, daß sie fest glauben, ihr mächtiger Gott (dem sie übris ,,gens weder Gebete noch Opfer bringen) werde noch einst den Gott der Ruffen aus dem Himmel jagen, und ihnen ihren alten ,,Glanz wieder geben. Wenn der Chan der Tartarn, der nicht „einmal ein Haus besißt, und bloß vom Raube lebt, in seinem Gezelte bey Milch und Pferdefleisch gespeist hat; so läßt er df= ,,fentlich durch einen Herolden verkünden: Allen Potentaten, „Fürsten und Herren dieser Erde, sey nun auch vergönnet, ein gleiches zu thun." Auf dem Titelkupfer ist dieses vorgestellt worden.

„Sehr oft“, heißt es ferner,,,stehen Stolz und Unwissenheit bey einer Nation in einem sehr genauen Verhältnisse. ,,Spanien zeuget ohne Zweifel in seinem heißen und trockenen Climat sehr feine und scharfsinnige Geister, und das aufgedunsene und hyperbolische Wesen dieser Nation könnte leicht in das wahre Große und Erhabene verwandelt werden, wenn es in ,,allen Theilen der schönen Wissenschaften, wie neulich in der ,,Dichtkunst, durch die kritische Bemühung des Herrn von Luzan ,,gemildert wåre". Wir glauben nicht, daß man den Schwulst und das aufgedunsene Wesen in Erhabenheit sollte mildern können. Der Schwulst ist mehr ein verfehltes, als ein übertrie benes Erhabene. Die Wissenschaften sind gleichwohl in Spa„nien in einem ziemlich betrübten Zustande, und die eigentlichen ,,Hindernisse derselben sind auch nicht unbekannt". Der Hr. Verf. sucht sie in den hochmüthigen Vorurtheilen, die diese Nation für ihre Sprache, für ihre Wissenschaften, und für alles, was ihr ist, hegt. Die Freunde des P. Torrubia *)", sagt er, *)“, ,,geben den vollkommensten Beweis, wie sehr man durch eine ,,mittelmäßige Kenntniß die Achtung eines Volkes erwerben könne, ,,welches so günstige Vorurtheile für sich hat. Wenn ich hundert

*) Er ist der Verfasser des Apparato para la Historia natural española etc., davon der erste Theil Anno 1754 in Madrid gedruckt

worden.

,,Zungen hätte, sagte der entzückte P. Hieronymus von Sala,,manka in einer Lobschrift, die nebst einer fast unzählbaren ,,Menge anderer diesem Werke vorgeseht ist, wenn ich hundert „Zungen håtte, wenn alle meine Glieder, wenn die geringsten ,,Adergen meines Körpers fähig wären, die Sprache der Beredt,,samkeit zu reden, so würde ich das ungeschickteste Werkzeug zu ,,den Ausdrückungen des Vergnügens seyn, das ich bey den Leh,,ren des P. Torrubia empfunden habe. - Er ist der gekrönte Löwe von Spanien, ein neuer Gerion, ein Weiser, der die ,,Natur im Werke gesehen, ein Riese, der nichts als seinen Up,,parat über sich hat. Die Vorsehung hat ihm alle ihre Vorzüge ,,verliehen, und was über alle ihre Vorzüge heraus ist, sie hat ,,ihn in Spanien gebohren werden lassen" u. s. w. Ist es aber nicht etwas unbillig, von der Exclamation eines Lobredners auf das Urtheil einer ganzen Nation zu schließen? Wir wissen, wie leicht es einem Panegyricus wird, alles bis an die Sterne zu erheben.

„Die Bewohner der entferntesten Gegenden von Asien“, fährt unser Verf. fort, „haben sich in Künsten und Wissenschaf,,ten unendliche Vorzüge zu allen Zeiten beygemessen, weil sie ,,nicht wußten, oder nicht wissen wollten, wie sehr sie von den ,,Europäern übertroffen wurden". Von den Chinesen glaubt der Hr. Verf., daß ihre Bemühungen und Anstalten, wie auch die außere Einrichtung ihres Staats, fähig wäre, einem Fremden sehr große Begriffe von ihren Wissenschaften beizubringen. Man muß erstaunen über die Menge von großen und prächtigen Bibliotheken, über die große Anzahl graduirter Personen, der Schulgebäude und der Sternwarten, die allda anzutreffen sind. Nach den Grundgesehen des Reichs kann kein anderer, als ein Gelehrter, zu der Stelle eines Befehlshabers über Städte und Provinzen kommen. Alle Tribunale des Hofes müssen mit Gelehrten beset werden. Was für einen Begriff wird man sich also nicht von den Wissenschaften einer solchen Nation machen müssen? Allein unsere Bewunderung fällt, sobald wir ihre Bücher und Gelehrten näher betrachten. Die Arten von Gelehrsam„samkeit, denen sie vornehmlich obliegen, sind die gänzliche ,,Kenntniß ihrer Sprache, worüber schon eine merkliche Zeit ihres Lebens verstreichet, die Kenntniß der Geseße und Geschichte des „Reichs, und die Sittenlehre; sie gehen nicht weiter, weil sie ge,,rade nur so viel bedürfen, ihr Glück zu machen". Der Hr.

Verf. führt hierauf die Nachrichten an, die der Herr von Voltaire von dem Zustande der Künste und Wissenschaften in diesem Lande mittheilt. Die Chineser", sagt er, haben die Verfer,,tigung der seidenen Stoffe erfunden; ihr Papier ist gar viel schöner, als das unsere, und zu den Zeiten des Casars haben fie schon Druckereyen gehabt, aber diese ganze Kunst besteht in hölzernen Bretern, auf welchen ihre Charaktere gegraben wer ,,den, eine Kunst, die Guttenberg in Maynz in den rohen An,,fången der europäischen Buchdruckerkunst schon besaß, und von ,,unsern Schriftgießereyen wissen sie nichts. Sie kannten die ,,Tonkunst, aber sie war grob und unvollkommen; sie schrieben fich die Erfindung der Glocken und des Pulvers zu, dessen ,,wahren Gebrauch sie aber erst von den Portugiesen erlernt ha,,ben; ihre Geometrie blieb bey den ersten Grundsägen stehen; ,,ihre Astronomie war besser; sie kannten den Kompaß, doch ,,wußten sie denselben nicht zu seinem eigentlichen Gebrauche an„zuwenden; alle Künste und Wissenschaften, die sich bey ihnen ,,finden, sind ihnen seit undenklichen Zeiten bekannt, aber sie ,,werden nichts zu einer gewissen Vollständigkeit erheben, und ihre ,,Sprache wäre ein unwiderstehbares Hinderniß, wenn die Ges ,,lehrtheit bey ihnen aufkommen sollte". Die Verachtung, welche die Nation gegen alle andere hegt, glaubt unser Verf., sei schuld, daß sie nicht einmal zum Nachahmen geschickt ist. Kein chinesischer Künstler soll noch eine Taschenuhr oder eine gute Flinte haben zu Stande bringen können; ihre Malerei läßt sich aus ihrem Porzellan beurtheilen; die Farben find lebhaft, aber ihre Erfindungen sind steif und geistlos. Wenn ihre Maler schon bei Blumen, Bäumen, Thieren und Landschaften noch so ziemlich zurecht kommen, sagt der Hr. Verf. in den Zusägen, so scheint es für sie doch unmöglich, eine ordentliche menschliche Figur hervorzubringen. Sie verdrehen ihre eigenen Gesichter, sie geben sich selbst Gestalten, die sie niemals gehabt haben. Könn ,,ten die Erfindungskräfte“, fragt er endlich in der Schrift selbst, ,,bey einer Nation so groß seyn, die sich auf ihr Gedächtniß so ,,viel zu gute thut? Man hålt sich in China berechtiget, einen „Europåer zu verspotten, wenn er nicht ganze Bücher von Wort zu Wort herzusagen weiß“.

Die Japaneser", heißt es ferner, „sind ganz andere Leute, ,, aber im Stolze kommen sie den Chinesern auf das genaueste bey. Sie übertreffen diese in den Künsten und sind überaus

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