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wurden, waren von keiner sonderlichen Erheblichkeit *). Buffon war der Einzige, der wichtige Zweifel dawider zu erregen schien.

Dieser sinnreiche Naturforscher will beobachtet haben, daß die Leeuwenhoekischen Saamenthierchen nichts als Kügelchen wåren, die sich vielleicht maschinenmåßig und ohne thierisches Leben in der flüssigen Materie bewegen können. Die Schwänz chen, mit welchen sie Leeuwenhoek, Wolf und Andern im Flüssigen wie fortzurudern schienen, waren zufolge seiner Beobachtungen nichts als zåhe Faden, die sich den Kügelchen anhången, indem sich diese von der klebrigen Materie losreißen, aus welcher sie hervorkommen. Diese Faden, sagt er, hat Leeuwenhoek für Schwänze der Thiere gehalten, die sie lebhaft hin und her bewegen. Sie sind aber nichts als angehångte Theile, die den leblosen Kügelchen in ihren maschinenmäßigen Bewegungen eine Zeit lang folgen. Nach und nach werden sie dünner, und endlich schwimmen die Kügelchen frei herum, und die Faden ver schwinden. Das seltsame System, das Hr. Buffon auf diese und andere Beobachtungen gründet, ist bekannt, und bestätigt die gemeine Anmerkung, daß es schwerer sei, zu bauen, als niederzureißen.

Man feste zwar gleich Anfangs einiges Mißtrauen in die Buffon'schen Beobachtungen. Es schien fast unglaublich, daß alle die großen Naturforscher, die den Saamenthierchen willkührliche Bewegung und angewachsene Schwänze zuschreiben, nicht recht gesehen haben sollten. Man widersprach dem französischen Naturkundigen vielfältig; und Needham selbst, auf den er sich so oft beruft, schien mit seinen Behauptungen nicht völlig zufrie den zu seyn. Niemand aber hat, so viel ich weiß, so deutlich gezeigt, worin Hr. Buffon geirrt haben mag, als Hr. Ledermüller. Er beweist aus desselben eigenen Schriften, daß er sich weder des rechten Vergrößerungsglases bedient, noch den Gegenstand gehörig beobachtet habe.

Buffon hat sich, in der Vignette vor dem 2ten Theile seiner allgemeinen und besondern Naturgeschichte, vor einem zusammengefeßten Vergrößerungsglase stechen lassen, in welchem man

*) S. Haller's Unm. über Boerhave's Borlef. §. 657. Not. L.

die Gegenstände von oben herunter fieht; und er giebt diesem Instrument den Vorzug vor den einfachen und zusammengesehten Mikroskopen, in welchen man die Gegenstände waagerecht und gegen das Licht erblickt. Mit einem folchen Glase, wie des Hrn. Buffon, hat auch Ledermüller nicht mehr als Buffon sehen können. Er fand Kügelchen oder Körner, die herumschwammen, und konnte keine Schwänze entdecken. Er bemerkte aber auch die Art von Bewegungen nicht, die Buffon seinen Kügelchen zuschreibt. Er sahe keine Faden, und keine Bemühung der Kügelchen, sich von der åstigen und klebrigen Materie loss zureißen.

Er nahm ein Euffisches Gläschen, das im Durchmesser über 180 mal mehr vergrößerte, als das Buffon'sche, und in die Röhre des Buffon'schen Instruments gar nicht geschraubt werden konnte. Er bediente sich eben desselben Instruments, das Hr. Buffon verwirft, in welchem man nämlich die Gegenstånde von der Seite und gegen das Licht erblickt. Er zeigt, wie er die Unbequemlichkeit verhütet, die der französische Beobachter besorgt hat; und jest sah er die Saamenthierchen gar deutlich, zwar nicht so groß als die Leeuwenhoekischen, aber doch weit größer, als sie Buffon vorgestellt hat. Sie hatten nicht nöthig, sich erst von der zåhen Materie, wie Buffon vorgiebt, loszureißen; denn sie waren schon völlig gebildet, und mit beweglichen Schwänzen versehen, sobald er den ersten Blick in das Glas richtete. Sie bewegten solche sehr lebhaft nach allen Seiten, gleich den jungen Fröschen, welche erst aus dem Laich hervorgekrochen sind. Ja er erkannte den Unterschied der angehängten Faden von den angewachsenen Schwänzen gar deutlich; denn die lehtern waren mit dem Körper gleich durchsichtig, und der Augenschein zeigte ihm, daß sie zu den Körperchen gehörten, und weder angeklebt noch angeheftet waren.

Zur Probe, ob man ein vollkommenes Mikroskop besige, schlågt Hr. Ledermüller einige Subtilitåten vor, die er mit den seinigen gesehn und Undern gezeigt hat. Die erste betrifft die Aale und Schlånglein im Buchbinderkleister und Effig. Er glaubt, Buffon würde sie unter seinem Vergrößerungsglase bei weitem nicht so groß, als er sie vorstellt, erblicken, und das Experiment gar nicht anstellen können, das Hr. Ledermüller wirklich ge= macht hat. Denn er hat eines von diesen kleinen Schlånglein

zerschnitten, und durch sein Vergrößerungsglas wahrgenommen, daß drei lebendige junge Schlånglein, und 12 Eierchen oder Embryonen herausgefallen sind, die er aufrichtig und ohne alle Vergrößerung hat in Kupfer bringen lassen. Er nennt auch die Freunde, denen er solche im Mikroskop gezeigt.

Allein Hr. Buffon hat dieses Experiment wohl gekannt. Er beschreibt solches sehr deutlich, hålt aber die Schlänglein für keine wirkliche Thierchen, sondern, wie die Saamenthierchen, bloß für organische Theile, die sich vermöge ihrer Structur fort bewegen. In dem 2ten Theile seiner Naturgeschichte am Ende des 9. Cap. liest man folgende Stelle: Die Ülchen, die sich ,,im Kleister bilden, entstehen ebenfalls aus der Vereinigung der ,,organischen Theilchen, von dem wesentlichen Theile des Korns. „Die ersten Ülchen, die zum Vorschein kommen, sind gewiß ,,nicht von andern erzeugt, und gleichwohl erzeugen sie andere "Ülchen. Man kann sehen, wie kleine Älchen, und in sehr ,,großer Menge, aus ihnen herausgehen, wenn man sie mit ,,der Spike einer Lanzette zerschneidet. Es scheint, als wäre des Thieres Körper nur eine Scheide oder ein Sack, der eine Menge anderer kleiner Thierchen enthält, welche vielleicht wieder Scheiden von eben der Art sind, in denen sich nach dem „Maaße, daß sie größer werden, die organische Materie zusam,,menseßt und die Aalgestalt annimmt“.

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Man sieht also, daß Buffon die Ülchen von der zweiten Linie wohl bemerkt habe. So groß und so deutlich muß er sie aber nicht gesehen haben, als sie Ledermüller abbildet; sonst håtte er ihnen unmöglich das thierische Leben absprechen können. Die Schwierigkeit, woher die ersten Ülchen, die zum Vorscheine kommen, erzeugt worden, da es doch lebendiggebårende Thierchen sind, ist so leicht nicht zu beantworten. Sie ist schon von einem Engländer erregt worden, welcher dergleichen lebendiggebårende Ülchen im Sauerteige wahrgenommen *). Vielleicht find sie Ovipara zugleich, und die Eierchen fallen aus der Luft in die gåhrende Materie; vielleicht auch können die Thierchen

*) S. die Philosophical Transactions S. 178. Nr. 13. Art. oder Hamb. Mag. 2ten Bandes 2tes Stück

selbst in der Luft herumschweben, und sich da niederlassen, wo sie Nahrung finden. Doch dieses sind Muthmaßungen!

27ster Brief.

Sobald die Feuchtigkeit dick zu werden und zu vertrocknen anfing, bemerkte Hr. Ledermüller diejenige Bewegung, welche Buffon den Thierchen zuschreibt; denn die Thierchen bemüh ten sich, von der klebrigen Materie loszukommen, an welche sich die Schwänze angehängt hatten. Er verdünnte die zähe Materie wieder mit etwas lauem Wasser; und seine Thierchen fingen an, sich wieder so lebhaft zu regen als vorhin.

Er mochte aber sein Sperma noch so warm halten, so zeigten sich ihm dennoch die lebendigen Creaturen nicht länger als zwei Stunden, mehr oder weniger. Nach der Zeit began= nen die leblosen Kügelchen Buffon's, mit ihren angehängten. Faden zum Vorschein zu kommen. Sie waren aber von den geschwänzten Thierchen sowohl der Gestalt als der Bewegung nach gar leicht zu unterscheiden. Gleichwohl sagt Hr. Buffon, er habe seine Beobachtungen nach 12 und 24 Stunden, ja nach drei ganzen. Tagen, immer noch angestellt. Was konnte er zu einer solchen Zeit mit den besten Gläsern anders sehen, als todte Körner und Kügelchen, die von der klebrigen und åstigen Materie sich losrissen, dergleichen man auch im Geblüte wahrnimmt? Der Verf. führt aus den Ephemeridibus eine merkwürdige Abbildung des äftigen Blutes an, die mit dem Buffon'schen åstigen Saamen eine große Ähnlichkeit hat. Mich wundert nun nicht mehr, daß Hr. Buffon seine Kügelchen auch in derjenigen Materie, die er den weiblichen Saamen nennt, wahrgenommen hat.

Leeuwenhoek wåre also wider die stärksten Einwürfe des Hrn. Buffon gerettet. Jedoch noch eine einzige Beschuldigung muß von ihm abgelehnt werden. Dieser Naturforscher hat seine Saamenthierchen gar zu groß gezeichnet. Sie zeigen sich durch die besten englischen Gläser so groß nicht; und man hat Ursache, mit dem Hrn. Buffon wenigstens zu zweifeln,

ob Leeuwenhoek zu seinen Beobachtungen die besten Gläser gehabt habe.

Herr Ledermüller sucht seinen Leeuwenhoek auch hierin zu rechtfertigen. In dem Sonnenmikroskop, dessen Buffon, man weiß nicht warum, gar nicht gedenkt, zeigen sich die Thierchen in eben der Größe, wie sie Leeuwenhoek vorstellt; und obgleich das Sonnenmikroskop gemeiniglich für eine spätere Erfindung gehalten wird, so scheint es doch unserm Verf. gar nicht unmöglich, daß Leeuwenhoek eine Art von einem solchen Instrument beseffen, mit welchem er mehr gesehen, als Buffon mit den gemeinen Vergrößerungsgläsern hat sehen können. Dieser Vermuthung sucht er in dem, der zweiten Abhandlung angehångten Versuch einer Beschreibung des Sonnenmikroskops und dessen Ursprungs wahrscheinlich zu machen; allein mit allzu schwachen Gründen. Glauben Sie, daß folgender Schluß die Sache entscheide? Hr. Cuff verfertigt die vortrefflichsten Sons nenmikroskope in London; dieser bekennt frei, er habe im Jahr 1740 vom Hrn. Dr. Lieberkühn das erste zu Gesichte bekommen. Hr. Dr. Lieberkühn kam damals aus Holland nach England; also hat Lieberkühn das Sonnenmikroskop aus Hols land mitgebracht, und Leeuwenhoek, der ein Holländer war, muß eines beseffen haben. Soll man dieses so geringen Grundes wegen die Erfindung des Sonnenmikroskops um eine fo merkliche Zeit zurücksehen? Es ist wahr, die Zauberlaterne ist seit mehr als hundert Jahren bekannt, und das Sonnenmikro fkop ist der Zauberlaterne so verwandt, daß man von dieser auf jenes nur einen sehr kleinen Schritt zu thun hatte; allein die Wahrheiten, zu welchen man den kleinsten Schritt zu thun hat, bleiben öfters am långsten unentdeckt.

28fter Brief.

Die zweite Abhandlung des Hrn. Ledermüller enthält nichts merkwürdiges. Der Verf. erzählt, was seit Leeuwenhoek's Zeiten einer und der andere Schriftsteller von Saamenthierchen gehalten; bei welcher Gelegenheit so manche Wiederholung,

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