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„Ding noch nicht zufällig genennt werden, weil dessen Gegentheil ,,fich gedenken läßt; sonst kann man mit eben dem Recht ,,das unendliche Ding und Gott, ja selbst das schlechterdings ,,Nothwendige, noch immer zufällig nennen (§. 39, Anm. ,,2, 3.)". Wir wollen nachschlagen! §. 39. Anm. 2. heißt es: ,,nach dieser Erklärung" (des Zufälligen nåmlich) kann man ,,sagen, daß das unendliche Ding (ens infinitum) zufällig sen, ,,weil dessen Gegentheil (ens finitum) möglich ist". Wie armselig! wird hier ein Schüler Wolf's ausrufen. Das heißt mit Worten gespielt; ich sage, der Sah: „das unendliche Ding existirt", sei schlechterdings nothwendig, weil das Gegentheil,,,das unendliche Ding existirt nicht", unmöglich ist. Wenn ich also das Lehtere erweise, so steht das Erstere fest; und ich erweise es daher, weil die Welt den Grund ihres Daseyns nicht in sich haben kann.

Der zweite Einwurf des Hrn. Eschenbach klingt noch seltfamer: daraus", heißt es ferner, daß Dinge in der Welt entstehen und vergehen, Menschen gebohren werden und sterben, ,,u. d. g. folgt auch nach den eigenen Grundsägen des Herrn v. Wolf nicht, daß sie zufällig sind, d. i. (wie es hier genommen ,,wird) einen Anfang im Daseyn haben“. Und rathen Sie, warum?,,weil Herr v. Wolf glaubt, die Menschen wåren schon ,,in den Saamenthierchen, und kámen durch die Geburt nur ,,in einen andern Zustand der Wirklichkeit". Hr. Eschenbach hat geglaubt, die Verwandlungen, die ein Saamenthierchen leidet, könnten mit einem Dinge vorgenommen werden, das nicht zu fällig, das also nothwendig ist; oder wenn er dieses selber nicht geglaubt hat, so hat er es seinem Gegner aufbürden wollen, um ihm desto leichter ankommen zu können. Ich will aus Liebe noch die Schuld auf Hrn. Eschenbach's Philosophie schieben, um seine Aufrichtigkeit nicht in Verdacht zu haben.

38fter Brief.

Sie werden vermuthlich auch etwas bach's eigenem System wissen wollen. eines und das andere daraus anführen.

von des Hrn. EschenIch werde Ihnen also Seine Meinungen ver

lieren nichts, wenn man sie einzeln vortrågt; der Hr. Eschenbach kann sie unmöglich zusammenhangend gedacht haben.

Er eifert an verschiedenen Stellen wider den Cartefius, daß er die Farben für bloße Erscheinungen gehalten. Ich gestehe es, ich hätte nicht geglaubt, daß man zu unsern Zeiten noch an dieser Wahrheit zweifeln könne. Wenn man bedenkt, daß wir uns die sinnlichen Gegenstände nur nach den Eindrücken vorstellen, die sie in die Gliedmaßen der Sinne machen; wenn man sich aus der Physik erinnert, daß der Unterschied der Farben bloß in dem verschiedenen Grade der Geschwindigkeit besteht, mit welchem sie in unsere Organe wirken; so kann man unmöglich daran zweifeln, daß wir von den Farben ganz andere Begriffe haben würden, wenn wir uns deutlich bewußt wären, wie die Strahlen in die kleinsten Theile unserer Organe wirken. Was ist nunmehr unphilosophischer, als zu glauben, daß die Farben außer uns so und nicht anders wirklich sind, als wir fie uns vorstellen? Allein Hr. Eschenbach sagt S. 128., wenn die Farben bloße Erscheinungen wären, so könnte es mit allen übri gen Eigenschaften des Körpers, und folglich mit dem Körper selbst, eben die Beschaffenheit haben; und hierin mag er freilich nicht Unrecht haben. Auch dieses kann man ihm einräumen, daß es nach diesen Vorausseßungen schwer sei, die Idealisten zu widerlegen. Hat man aber deswegen Grund, die unlåugbare Wahrheit der Voraussetzungen selbst in Zweifel zu ziehen?

Doch Hr. Eschenbach hat sich vorgenommen, die Idealisten zu widerlegen, es koste was es wolle! Wir wollen sehen, wie er fie abfertigt. Das Daseyn seines eigenen Körpers beweist er S. 148. folgendergestalt: „Ich denke ißt wachend, d. i. in einem ,,Zustande, da ich mich nach Belieben so oft und viel ich will, ,,befragen kann, wachst du? und mir bewußt bin, daß ich wache. Dieser Sag ist wahr; Ich fühle es, es braucht keines weitern ,,Beweises. Indem ich aber mit wachender Aufmerksamkeit ,,mich selbst betrachtend sage, Ich denke! indem ich dieses Wort, ,,Ich, ausspreche; erkenne ich zugleich, daß ich mit verschiedenen ,,Gliedmassen, Augen, Ohren u. d. g. begabt sey, die zusammen. ,,genommen einen gegliederten Körper ausmachen. Ich stelle „mir auch ißt, da ich zum ersten male sage, Ich denke, diesen Körper als ein auffen wirkliches Ding vor; es fällt mir nicht „einmal ein, daß es nur ein blosser Gedanke seyn sollte" u. f. w. Es ist freilich eine verdrießliche Sache, wenn Jemand bei sich

weiß, daß er wacht, und ein Anderer will ihn bereden, es könnte ihm nur so träumen. Das Unglück ist, daß es immer noch Leute giebt, die sich mit einem: „ich weiß es ja, daß es keine Einbildungen sind", nicht wollen abspeisen lassen. Als der Ritter Don Quixote seinen Stallmeister bereden wollte, es sei alles Zauberei, was sich mit ihnen zugetragen, seitdem sie auf Abenteuer ausgegangen, antwortete ihm dieser zwar: „ich will es gern ,,glauben, daß das Meiste durch Zauberei zugegangen, und will ,,es sogar beschwören, wenn man es verlangt; nur nehme ich ,,mein Prellen aus, welches ganz natürlich zuging, und gar nicht ,,in der Einbildung bestanden hat; denn ich habe sehr wohl ,,beobachtet, daß der Wirth einen Zipfel mit vom Tuche gehalten; ,,und der verfluchte Schelm prellte mich viel stärker, als die Un= ,,dern, und lachte allemal von Herzen dazu. Nun glaube ich ,,nach meinem einfältigen Verstande, daß, wenn man die Leute ,,fo eigentlich kennt, die es gethan haben, es alsdann für keine ,,Bezauberung zu halten sei". Allein der Ritter hielt diese Gründe nicht für zureichend; und er glaubte fest, daß auch das Prellen, der Wirth und sein Lachen bloß in der Einbildung des Sancho könne bestanden haben.

Da sich nun Hr. Eschenbach von dem Daseyn seines eigenen Körpers überzeugt hat; so ist ihm nichts leichter, als zu beweisen, daß auch außer ihm Dinge wirklich sind, und zwar eben so und nicht anders wirklich sind, als er sie sich vorstellt. ,,Erstlich", sagt er, ich hätte ja sonst meine Augen umsonst. ,,Wozu nusen Augen, wenn nichts von allem da, und so beschaffen ist, als und wie ich es sehe? Zweytens, wäre nicht ,,eben das Auge und kein anderes Glied zum Sehen gemacht, „warum sehe ich denn nicht mit dem Ohr, oder mit dem Ell,,bogen? Drittens; so bald ich mein Auge verliere, kann ich ,,nicht mehr sehen", u. f. w. Gewiß! eine sehr neue Anwendung der Lehre von den Absichten der Dinge! Warum läßt man nicht lieber den Idealismus unbestritten, ehe man ihm solche Gründe entgegenseßt?

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Das Daseyn einer vom Körper unterschiedenen Seele beweist Hr. Eschenbach aus dem innerlichen Triebe, den alle Menschen haben, wenn es möglich wäre, nicht unterzugehen und ver nichtet zu werden; und aus der Gerechtigkeit Gottes. Nehme „ich die Meynung des Materialisten an", sagt er S. 225., „so ,,muß ich mir die Unsterblichkeit absprechen, und annehmen, daß

,,ich mit dem Tode aufhöre, und alsdenn alles mit mir aus „sey: ich muß also durch eine unvermeidliche Folge das Daseyn ,,Gottes leugnen, weil, wenn kein solcher Gott da ist, der das ,,hier unbestrafte Laster dort bestraft, überall kein Gott seyn. ,,kann. Ja ich nehme etwas an, das mit meinem natürlichen ,,untadelhaften Triebe, dem Wink zur Unsterblichkeit, nicht über,,einstimmt". Man håtte wider diesen Beweis nichts, wenn ihn nur Hr. Eschenbach nicht für den unlåugbarsten hielte, den man geben kann.

Eine einzige Stelle möchte ich Ihnen durchzulesen empfeh= len, nåmlich die Demonstration für die Existenz Gottes S. 452. u. flgd. Sie werden vieles darin finden, das für die Lange= weile angenommen worden, aber auch einiges, das Aufmerksamkeit verdient. Ich habe nicht ohne Verwunderung den Sak darin angetroffen, den ich Ihnen in einem von meinen vorigen Briefen für neu ausgegeben, daß nämlich kein Ding eine einzige Eigenschaft im allerhöchsten Grade besißen könne, ohne sie alle im allerhöchsten Grade zu besißen. Es ist wahr, Hr. Eschenbach stüßt diesen Saß auf einen sehr seltsamen Grund. Er meint, das allervollkommenste Wesen könne seines Gleichen nicht haben, sonst wäre es nicht das allervollkommenste Wesen. Alle seine Eigenschaften wåren Vorrechte, die keinem andern Dinge neben oder unter ihm zukommen könnten; und also kåme keinem Dinge, außer dem allervollkommensten, eine einige Eigenschaft im höchsten Grade zu. Der Beweis ist falsch, aber der Sas ist doch richtig!

XXIII. Den 7 Juni 1759.

42fter Brief.

Die Differtation des sel. Hrn. Prof. König von der übereinstimmung der Newton'schen und Leibnißischen Philosophie ist mir nicht zu Gesichte gekommen. Wie haben Sie aber jemals glauben können, diese beiden Systeme könnten nicht mit einander bestehen? Was für einen Grund hat der Leibnizianer, die

allgemeine Schwere zu läugnen, und die Entdeckungen des großen Newton zu verwerfen, die unsern Zeiten in den Augen der Nachwelt zur größten Ehre gereichen werden? Die Anhänger Leibnigens können zwar, nach ihrem System, keine Wirkung in das Entfernte vermittelst des leeren Raumes gelten lassen; sie können also die allgemeine Schwere für keine ursprüngliche Kraft der Körper ansehen, die nach allen Seiten in der Runde in die entferntesten Körper nach einem gewissen Verhältnisse wirkt; sondern die anziehende Kraft, wenn es eine giebt, muß nach ihrem System irgendwo ihren fernern Grund haben, daraus sie sich be greiflich machen läßt. Allein der Weltweise hat demungeachtet die Befugniß, die Bewegungen der Himmelskörper durch eben die Hypothese zu erklären, durch welche er die gemeinsten Begebenheiten auf der Erde erklären muß. Man darf nur bei der Induction stehen bleiben, und in Ansehung der fernern Ursache feine Unwissenheit zugestehen. Wie glücklich wären wir, wenn dieses der einzige Fall wåre! da wir bei dem zweiten Warum den Finger auf den Mund legen müssen. Daß sich die Newtonianer haben verleiten laffen, die anziehende Kraft für eine ursprüngliche Eigenschaft der Körper zu halten, die keines fernern Grundes bedarf, war keine nothwendige Folge aus den Entdeckungen ihres großen Lehrers, sondern eine gewöhnliche Schwachheit der Systematiker, die sich nicht leicht überwinden können, etwas unerklärt zu lassen. Man kann die ungegründeten Folgerungen verwerfen, aber den Entdeckungen muß man Gerechtigkeit widerfahren lassen.

So viel ist indessen gewiß: wenn es möglich wäre, eine Hypothese zur Erklärung der himmlischen Begebenheiten unmittelbar aus metaphysischen Quellen herzuleiten, so wäre dieses der herrlichste Triumph der Weltweisheit, darauf das menschliche Geschlecht stolz seyn könnte. Wir finden vor der Hand zwischen der Metaphysik und natürlichen Philosophie noch eine entseßliche Kluft, und sehen kaum die Möglichkeit ein, aus einer Wissenschaft in die andere auf ebenem Wege reifen zu können. Viel leicht hat unsere Nachkommenschaft das Glück, diesen erwünschten Übergang zu finden.

Lehtlich noch hat der Pater Boscovich, ein berühmter Mathematiker, ein neues System der natürlichen Weltweisheit bekannt gemacht. Sein Werk ist zu Wien herausgekommen, und führt den Titel: Philosophiae naturalis Theoria redacta

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