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weise mit einander verknüpft sind, daß nicht selten die Wirkungen zu Ursachen, und die Ursachen zu Wirkungen werden können. Mende diesen allgemeinen Grundfag auf unsern einzelnen Fall an, so ist folgender Sat unläugbar: So wie die Vorstellungen der Leidenschaften in der Seele von gewissen Veränderungen der Leibesbeschaffenheit begleitet werden, eben so sehen diese Veránderungen des Körpers den Geist in die Verfassung derjenigen Leidenschaft, welche mit ihnen übereinkömmt." Die Erfahrung wird unsre Schlüsse bekräftigen. Das Schrecken, die Vorstellung einer entstehenden Gefahr bringt unsern Körper in eine gewaltsame Erschütterung; der Zorn, die Betrübniß äußern ihre Wirkungen in alle Theile unsres Körpers. Diese Leidenschaften sehen die Vorstellung einer Gefahr, einer Beleidigung, oder eines zugestoßenen Unglücks voraus; und dennoch giebt es Krankheiten des Körpers, bei welchen die Seele geneigt wird, sich über ein Nichts zu erschrecken, über eine Kleinigkeit zu entrüsten und gleichsam ohne Ursache zu betrüben. Ja den Milzsüchtigen ist eine Krankheit bekannt, die sie zum Lachen und öfters zu einer ausgelassenen Freude belebt. (Unvollendet.)

Entwürfe.
1. Brief.

1) Von der Harmonie der körperlichen Vorstellungen mit den Vorstellungen des Geistes.

2) Alle angenehme Affecte bringen, wenn sie gemäßigt find, auch angenehme Bewegungen in dem Körper hervor. 3) Endabsicht dieser weisen Einrichtung.

4) Hebt die wirkende Ursache derselben nicht auf.
2. Brief.

1) Die Musik bringt ohne Beihülfe der Poesie in unserer Seele keine Affecte unmittelbar hervor;

2) sondern sie bringt solche Bewegungen in unserm Körper hervor, welche sonst auf die Affecte zu folgen pflegen.

3) Diese aber erzeugen in der Seele, kraft der wechselsweisen Verbindung des Leibes mit der Seele, die Vorstellungen der respondirenden Affecte.

4) Daher hat die Musik, wenn sie von der Poesie getrennt wird, keinen Nußen in der Moral;

5) mit der Poesie aber vereinigt, hat sie den größten Einfluß in die Sittenlehre.

3. Brief.

6) Glückseligkeit der Zeiten, da das Mechanische in den Künsten noch nicht so hoch getrieben ward; da noch die Dichtkunst und die Musik in Einer Person beisammen wohnen konnten, und öfters Maler zugleich Weltweise seyn konnten.

7) Nachdem das Mechanische so hoch getrieben ward, mußten die Künste getrennt werden. Nunmehr zeigt man mehr Geschicklichkeit, aber weniger Geist.

8) Nunmehr, da man die Nebenabsichten in Hauptabsichten verwandelt hat, verfehlen die Künste ihres wahren Endzwecks.

4. Brief.

1) Man kann die Künste entweder als unschuldige Ergotlichkeiten betrachten, oder als nüßliche Beschäftigungen.

2) Die Baukunst ist niemals mehr als das Erstere.

3) Die Musik kann auch das Legtere werden, wenn man fie bloß als eine Hülfskunst betrachtet.

4) In der Natur ist keine schöne Musik.

5) Die Gegenstände, welche in der Musik nachgeahmt wer den, sind nicht schön.

6) Der Geschmack in derselben ist veränderlich, weil man Fortschreitungen haben will, die man mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuthen, aber nicht errathen soll.

7) Vielleicht hat die Natur deswegen die Schönheit in der Musik auch nicht einmal eine Nebenabsicht seyn lassen.

8) Schönheiten, welche bloß in der Ordnung bestehen, müssen veränderlich seyn.

9) Bloß der Geschmack an der Nachahmung und an dem Ausdrucke der Leidenschaften ist unveränderlich.

10) Daher ist der Geschmack in der Malerei und Bildhauerkunst weit beständiger.

11) Aus keiner andern Ursache ist der Wig veränderlich, aber nicht die Schönheiten der Sentiments.

Beurtheilung der Schrift, die im Jahre 1755 den Preis von der Academie zu Berlin erhalten hat, nebst einem Schreiben an den Verfasser der Dunciade für die Deutschen. Frankfurt und Leipzig 1757. 24 S. in 8.

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Die Herren Schweizer (denn ein Schweizer ist der Verfasser dieser kleinen Brochure, wenn gleich Frankfurt und Leipzig auf dem Titel stehen) fangen endlich an, mit ihrer Kritik in das philosophische Feld kleine Streifereien vorzunehmen. Dieses Mal trifft ihre Geißel des Herrn Reinhard's Schrift unter dem Titel: Système de Mr. Pope sur la perfection du monde, comparé à celui de Mr. de. Leibnitz, avec un examen de l'optimisme", welche von der Academie zu Berlin gekrönt worden. So wenig uns sonst Hrn. Reinhard's Gedanken gefallen, und so unerheblich auch seine Einwürfe wider das Leibnigische System immer seyn mögen, so kann doch kein Vernünftiger die ungemeine Bitterkeit billigen, mit welcher er in dieser Beurtheilung angegriffen wird. Die philosophischen Stümper des vorigen Jahrhunderts haben ihre Gegner verkeßert; und die jebigen bedienen sich einer Art von kahler Ironie, wodurch sie den Pöbel der Leser eben so gut einzunehmen wissen, als jene durch ihre Verkeßerung. Dieser Vorwurf trifft sowohl die jeßigen Gegner der Wolf'schen Weltweisheit, als ihre Vertheidiger; denn niemals wird die Wahrheit mehr gemißhandelt, als wenn sie stůmperhaften Vertheidigern in die Hånde fällt, die sich ihrer Stärke nicht zu bedienen wissen, und ihre eigene Blöße mit dem Mantel der Ironie und des unzeitigen Wißes zu bedecken suchen müssen.

Wir können von der gegenwärtigen kleinen Schrift weiter nichts sagen, als daß sie eine gute Sache schlecht vertheidigt, so schlecht sie auch von Hrn. Reinhard ist angegriffen worden. Wir finden überhaupt kein Råfonnement darin, außer an folgender Stelle, die wir unsern Lesern ganz herseßen wollen. Reinhard sagt: „Es ist hier nicht so fest um die Frage zu thun, ob eine Welt mehr Realitäten in sich fasse, als eine andere, als um diese, ob eine Welt um einer möglichen Vollkommenheit willen, die sie haben mag, einer andern soll vorgezogen werden? und ich

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glaube Grund zu haben, dieses zu läugnen, weil es Gott indifferent ist, ob mehr oder weniger endliche Realitåten existiren, oder auch gar keine existiren." Hierauf antwortet unser Verfasser: Wer hat jemals gesagt, daß die beste Welt darum die beste sei, weil sie der Zahl nach mehr Realitäten in sich fasse, als alle mögliche andere Welten? Es kommt wirklich nicht darauf an, sondern darauf, ob sie nicht die beste sei, weil sich nichts andres in dieselbe hinein geschickt hat, als was sie wirklich enthält, um die Gott würdigen Absichten zu erlangen, welche sich alle zuleht in seiner höchst möglichen Verherrlichung auflösen."—

Wir glauben, daß weder Reinhard, noch sein Widerleger Leibnizens Meinung recht eingesehen haben. Leibnik, Wolf, Baumgarten und alle übrigen Lehrer des sogenannten Optimismi behaupten wirklich, daß diejenige Welt die beste sei, in welcher` die meiste Realitåt anzutreffen ist; allein man muß auch wissen, was sie unter Realität verstehen, sonst schließt ein Jeder aus einer andern Definition, und der Streit kömmt niemals zu Ende. Es ist nicht unsres Berufs, uns in metaphysische Streitigkeiten zu verwickeln; wir wollen uns also begnügen anzuführen, daß Leibniß alles, was einem Dinge außer uns, unabhängig von dem Stande unsres Körpers in der Welt, zukommt, Realität nennt. Ihr wird die Erscheinung entgegengeseßt, insoweit diese › einem Dinge nicht wirklich zukömmt, sondern nur, so lange unser Körper diese und keine andere Beschaffenheit hat. Beispiele von der ersten Art sind alle Kräfte unsrer Seele und eines jeden einfachen Dinges; von der lezten die Farbe, die Bewegung und alle übrigen Eigenschaften des Zusammengeseßten nach Leibnißens Meinung. Zu dieser Realität kömmt bei zufälligen Dingen die Einschränkung hinzu; und Leibnih nennt die Realität, wenn man von ihrer Einschränkung abstrahirt, Vollkommenheit. Man erwäge diese Definitionen und nehme sich nachher die Mühe, die oben angeführte Stelle noch einmal zu lesen; wird man nicht abermals ein Erempel von Leffing's Blinden haben, die sich mit Steinen werfen wollen, und von denen der Eine hier, der Andere dort hinaus wirft, ohne sich zu treffen?

Außer dieser Stelle beruft sich unser Schriftsteller, wenn Hr. Reinhard die Grundsäße der Leibnißischen Philosophie läugnet, auf den bon-sens, auf die augenscheinliche Ungereimtheit der entgegengesetzten Meinung, ohne ihm Gründe entgegenzusehen. (Diese Herren demonstriren, daß ihr Geschmack der

beste sei; und daß diese Welt die beste sei, berufen sie sich auf den bon-sens.)

Von dem Schreiben an den Verfasser der Ankündigung einer Dunciade fagen wir nichts, weil uns die Ankündigung selbst zwar nicht schlecht, aber doch nicht wichtig genug geschienen hat, so spåt nachgeholt zu werden.

Verwandtschaft des Schönen und Guten.

Rousseau hat alles Böse zusammengetragen, dessen man jemals die schönen Künste und Wissenschaften beschuldigt hat, und daraus geschlossen, daß sie die Sitten verderben.

Montesquieu würde ihm antworten: dieses ist der Weg nicht, den Werth einer so wichtigen Sache zu untersuchen. Ich will alle die Gråuel sammeln, zu welchen die Liebe zur Freiheit Gelegenheit gegeben, alle die Verderbnisse, die aus der unschuldigen Empfindung des Mitleidens entsprungen; und ihr werdet euch entseßen.

Aus der Erfahrung läßt sich in dergleichen Fällen schließen, was man nur will. Die Veränderungen in den Sitten eines Volks hangen niemals von einer einzigen bestimmten Ursache ab, sondern sind allezeit allmålige Wirkungen vieler zusammentreffender Ursachen, wovon die wenigsten der Nachkommenschaft aufbehalten werden. Die üppigkeit ist eine Folge der schönen Künste. Wie man will; öfters find beide unvermeidliche Folgen des Wohlstandes einer Nation, öfter noch hat die üppigkeit die schönen Künste verdorben. Aber wenn der Charakter aus wesentlichern Ursachen zur Verderbniß eilt, so verwandelt das Gute selbst, das sie hat, seine Natur, und wird zu einem Gifte. Nichts ist einem Volke, das auf dem Abschuß zu seinem Verderben steht, schädlicher, als Freiheit und heroische Jugend.

Bevor wir die Geschichte befragen, was für Wirkungen die schönen Künste und Wissenschaften in die Sitten gehabt haben, laßt uns erst untersuchen, was für Wirkungen sie haben können Einen Versuch von dieser Art will ich hier wagen. Ich werde aber nicht mehr als die allgemeinen Verwandtschaften und Verbindungen anzeigen, in welchen das Schöne mit dem

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