페이지 이미지
PDF
ePub

stantiva ἄγη, ἄγασμα und der als Partikel gebrauchto Accusativ ἄγαν (erstaunlich, von ǎyn, zuerst von Pindar gebraucht, woher scine dorische Form). Alle diese Wörter haben gemeinsam, dass sie nur von der innern Bewegung der Seele gebraucht sind. Eben so ist es bei dem Stamme &γ, von welchem ἄζομαι, ἅγιος, τὸ ἄγος und ἄγος, ἁγής und ἁγνός kommen. ἅγιος ist also in seiner Grundbedeutung is qui animum agitat sive terrendo sive ad reverentiam compellendo. Dies Alles setzt der Verf. im 1. Capitel seiner Abhandlung S. 4 — 21 ausführlich auseinander, und lässt dann im 2. Capitel eine raisonnirende Uebersicht der Ansichten früherer Sprachforscher von diesen Wörtern folgen. Die zweite Schrift beginnt in Cap. I. von den beiden Wortstämmen ligare und legere, von denen das Wort religio abgeleitet worden ist, stellt die Wortstämme lig und leg als wesentlich von einander verschieden auf, sucht die zu beiden gehörigen ähnlichen Stämme auf, und schliesst mit der Bemerkung, dass ein dritter Stamm, von dem sich religio ableiten lasse, in der lateinischen Sprache nicht zu finden sei. Die folgenden 3 Capitel S. 9—111. beschäftigen sich dann mit einer überaus sorgfältigen Untersuchung über den Stamm leg oder das Wort legere und dessen Composita und Derivata. Der Verf. beginnt von dem Stamme lec, der mit dem griechischen Stamme lɛ% und dem deutschen liegen (ligan) und legen (lagjan) harmonirt, in den Wörtern lectus, lectica, lectisternium, supellex etc. sich repräsentirt und als von legere wesentlich verschieden bezeichnet wird. Auch der Stamm lēg in lex, legare etc. wird von legere getrennt, und ihm die Bedeutung des zu Grunde Legens vindicirt. Legere aber vom Stamme leg oder lec soll die Grundbedeutung haben hintereinandernchmen, Theil vor Theil, Stück nach Stäck, punktweis nehmen, was der Vorf, dadurch darzuthun sucht, dass er den gesammten Sprachgebrauch des Wortes durchgeht und in ziemlich natürlicher Weise die einzelnen Formeln auf jene Bedeutung zurückführt. Zugleich macht er darauf aufmerksam, dass man bei der Handlung des Nacheinandernehmens Object, Mittel und Zweck derselben zu scheiden habe, und bahnt sich so den Weg zu den Bedeutungen ausnehmen oder wählen, sammeln, lesen, aufwickeln etc. und zu der Bemerkung, dass in den Formeln sensibus (oculis, nuribus, auribus) und mente (animo) legere jenes Nacheinandernehmen natürlich in die Bedeutung des Beachtens übergehe. Eben so werden die abgeleiteten Wörter legio (Soldatenausnahme, Soldatenlese, passivisch), legumen (Lesefrucht), legitare, lector, lectio, aquilex, elegans (was noch die Nebenrichtung des Eifers in die Bedeutung aufgenommen hat) dahin zurückgeführt, und die in der Grundidee zusammenstimmenden, aber in der Entwickelung etwas abweichenden griechischen und deutschen Wörter keyɛı und lesen verglichen. Die Composita von legere sind in drei Classen getheilt: 1) solche, welche in der ersten Sylbe des Stammwortes das e beibehalten, wie praelego. interlego etc., und in denen die Grundbedeutung des Wortes legere am reinsten bewahrt ist, 2) diejenigen, welche das e in i verwandeln, aber im Perfect legi bilden, eligo, deligo, scligo, colligo; in ihnen

ist die Bedeutung nehmen vorherrschend, und keines derselben wird mit den Begriffen litteras und loca verbunden; 3) diejenigen, welche die Verwandlung in i haben und das Perfectum lexi bilden: intelligo, negligo, diligo. Sie bedeuten nur das legere, welches durch geistige Mittel, sensibus ac meute, geschieht, und haben daher die abstractere Bedeutung beachten, nämlich intelligere: zwischen andern Dingen Etwas nach seinen Momenten mit Sinn und Denken nehmen, negligere: =unachtsam sein, diligere: Einen getrennt von Andern, vorzugsweise, besonders genau beachten. Sie allein haben die Eigenthümlichkeit, dass ihre Participia intelligens, negligens, diligens (wovon Substan tiva auf ―entia stammen) reine Adjectiva werden, während die übri¬ ■gen Participia praes, von legere und dessen Compositis immer ein Object bei sich haben. Dieser dritten Classe steht der Gebrauch des griechischen Aéyw und seiner Derivata am nächsten. Um aber dem eigentlichen Zwecke der Abhandlung näher zu kommen, behandelt der Verf. in Cap. IV. noch besonders die mit re gemachten Composita von legere und will die beiden Wörter relegere and religere (gebraucht, von Nigidius Fig. bei Gellius IV, 9.) geschieden wissen, von denen das erstere mehr auf das Nehmen äusserer Dinge sich beziehe, das letztere aber zur obenerwähnten dritten Classe gehöre und der Stammbegriff za religio sei. Die speciellere Begründung des Einzelnen lässt sich hier nicht weiter ausziehen; allein versichern darf Ref., dass sie überall höchst sorgfältig, allseitig und genau ist, und dass das Buch eben so eine umfassende Untersuchung über den Wortstamm legere und dessen Sprachgebrauch enthält, wie auch über die Ableitung des Wortes religio eine bei weitem vollständigere und gründlichere sprachliche Erörterung bietet, als sie neuerdings von Nitsche, Müller, Hahn, Paulus, Dietrich, Leidenroth, Bräunig u. A. gegeben worden ist. Uebrigens ist des Verf.s Untersuchung, wie es scheint, noch nicht vollendet, denn es fehlt noch die Erörterung des Wortes religare und die specielle Zurückführung der Bedeutungen des Wortes religio auf den Stamm religere. Auch hat der Verf. in dem oben erwähnten Programm noch eine dritte Schrift: Notio vocis religionis Romana per se spectata, libri duo, von sich angekündigt, welche in Cassel und Leipzig bei Fischer erscheinen soll. Das allgemeine Ergebniss der beiden obigen Schriften aber ist, dass der Verf, zu den besonnenern Etymologen gehört, welche nicht Alles unter einander mengen, sondern sich streng innerhalb der Gränzen derjenigen Sprache halten, zu der das Wort gehört, und andere Sprachen nur erläuterungsweise benutzen; dass er ferner seine Etymologieen mit guter Sprachkennt→ niss und mit viel Scharfsinn und Besonnenheit durchgeführt, und endlich seine Ansichten ziemlich probabel gemacht hat. Doch hat er nicht eine schlagende und von selbst als wahr sich aufdrängende Beweisführung erstrebt: wovon der Grund freilich grossentheils in dem behandelten Worte religio selbst liegt, dessen Ableitung vielleicht immer zweifelhaft bleiben wird: Indess scheint der Verf. zwei Hauptrichtungen des Etymologen, die ihm vielleicht seinem Ziele noch

näher brachten, nicht scharf genug aufgefasst zu haben. Die eine besteht in schärferer Entwickelung der äussern Bildungsgesetze der Sprache. So wie sich nämlich vielleicht schon aus der Form religio darthun liess, dass es von religare nicht abgeleitet werden kann (denn optio, postulio und internecio beweisen nichts dafür); so hätte namentlich das i in religere noch mehr beachtet und tiefer untersucht werden sollen, welchen Gesetzen überhaupt die Verwandelung des e in í in den Zusammensetzungen der lateinischen Sprache unterliegt. Zweitens aber musste auch die Grundbedeutung von legere wohl noch tiefer gesucht werden, weil das Hintereinandernehmen im Ganzen schon ein zu abstracter Begriff ist, als dass man ihn für den Urbegriff des Wortes halten könnte. Ueberhaupt hat wohl der Verf. zu sehr an den schon entwickelten und abstracten Sprachgebrauch des Wortes sich gehalten, während er die Untersuchung zunächst auf die concreteren Bedeutungen desselben hätte zurückführen sollen. Doch bleiben bei alle dem seine Leistungen vorzüglich, und Ref. wünscht sehr, ihm noch öfterer auf diesem Felde der Sprachforschung zu begegnen.

(J.) ́HILDBURGHAUSEN, Das Ende Augusts vorigen Jahres erschienene Jahresprogramm des Gymnasiums führt den Titel: Examinis publici et Actus oratorii Solemnia .... indicit Frid. Gust. Kiessling, Ph. Dr. AA. LL. M. etc. Praemissa sunt Virgiliana 1) De Antonio Mancinello; 2) De Georgicon I, 11. 21-23. 47-49. (Hildburghausen gedr. bei Gadow. 1838. 38 (28) S. 4.] Die lateinische Abhandlung hat den Prof. Dr. Th. F. G. Reinhardt zum Verfasser, und beginnt mit einigen lite¬ rarhistorischen Nachweisungen über Antonio Mancinelli, den ältesten und von dem Hrn, Verf. wahrscheinlich zu hoch gestellten Erklärer der Bucolica und Georgica Virgils, und über den literarischen Zustand Italiens in jener Zeit; woran sich dann die Erörterungen über die erwähnten Stellen der Georgica anschliessen. Die letztern sind gegen Wagners Bearbeitung des Virgil gerichtet, und sollen in den beiden ersten Stellen das Ansehn der mediceischen Handschrift bekämpfen, aus welcher man zwei Lesarten aufgenommen habe, welche an Elganz und Richtigkeit den Lesarten der åltern Ausgaben nachständen. In der ersten Stelle nämlich will der Verf. geschrieben wissen: Et vos, agrestum pr. numina, Fauni, Ferte pedem, Faunique pedem, Dryadesque puellae, d.i. ,, Auch ihr näheren Mächte der Landbewohner, o Faunen, Hebet den Fuss, ihr Faunen, den Fuss, ihr dryadischen Mädchen," und verhan¬ delt umständlich über die Eleganz der Wiederholung des Wortes pedem, und über die Müssig - und Bedeutungslosigkeit des von dem Codex Medic, gebotenen Ferte simul Faunique pedem etc. Nur hat derselbe dabei nicht bemerkt, dass er durch die gebilligte Lesart dem wiederholten pedem einen Nachdruck giebt, welchen es in dieser Stelle nimmermehr haben darf, da der Ton des Satzes offenbar auf vos und dem dazu gehörigen Fauni und Dryades puellae liegt; und dass ferner dadurch das dem zweiten Fauni angehängte que geradezu sinn und sprachwidrig wird. Vielmehr ist der Sinn der Stelle: Ihr auch, • Faunen, Faunen und Dryaden zugleich, hebet den Fuss,' und die

66

Anadiplosis sowie die Eleganz der Stelle beruht vielmehr in der Wiederholung und Steigerung des Wortes Fauni, welche in ähnlicher Weise gebildet ist, wie das Aen. XII, 856. vorkommende Parthus, Parthus sive Cydon, und es ist also das vom Cod. Med, gebotene simul schón darnın nothwendig, weil sonst das doppelte que (simul et Fauni et Dryades) anstõssig sein würde. Die von Hrn. R. angeführten Beispiele der Anadiplosis sind von ganz verschiedener Art. Nicht gelungener ist die Erörterung der zweiten Stelle, wo für das gewöhnliche non ullo semine die verdorbene Lesart non nullo semine gebilligt und dies durch minutissimb, tantum non nullo erklärt, überhaupt der Vers übersetzt wird: „die ihr das neue Getraide in winzigem Saamen erhaltet." Der Zusammenhang der Stelle zeigt deutlich, dass die Felderzeugnisse, welche ungesået wachsen (das nämlich sind fruges non'ullo semine natae) den wirklichen Saaten (satis) entgegengesetzt sind, und dass also non ullo semine fast soviel ist als non ulla satione: qui fruges non satas alitis et qui satis imbrem demittitis. Ja selbst in der zu Hülfe gerufenen Stelle Georg. II. 400. darf nicht non nulla est bleis cultura geschrieben werden, Obschon nämlich dort der Gedanke, dass der Oelbaum nur geringe Wartung und Pflege brauche, an sich nicht falsch ist, so wird doch niemand in einem solchen Falle, wo die geringe Wartung des Oelbaums der grossen Arbeit, welche der Weinstock macht, entgegengestellt werden soll, dieses gering durch non nullus ausdrücken, eben so wenig, als man in dieser Ver bindung aliqua cultura sagen könnte. Beides nämlich giebt einen indefiniten Begriff, während der Gegensatz einen definiten verlangt. Demnach muss auch dort non ulla stehen bleiben. Recht glücklich aber hat Hr. R. die dritte Stelle, Georg. I, 48. f. erläutert, und nachgewiesen, dass die Brachäcker in fettem Boden das erste Mal in der Mitte des Januars gepflügt (gestürzt, proscindebantur), dann im März gewendet (offringebantur sive iterabantur), hierauf im September noch einmal gewendet (gerührt, tertiabantur) und zwischen October und December endlich zur Saat geackert wurden (tirabantur), so dass demnach die Angabe Virgils durchaus richtig ist. Umständlich ist auch der unbegründete und an sich nicht glaubliche Einfall Wagners zurückgewiesen, dass der Dichter Vs. 47—49. erst in späterer Zeit dem Gedichte beigefügt und, sie mit den übrigen Versen in Einklang zu bringen, vergessen habe. Es genügte zu dessen Widerlegung schon die Nachweisung, dass in der ganzen Stelle kein Widerspruch enthalten ist, Das Gymnasium entliess in dem vergangenen Schuljahre 2 Schüler zur Universität und war überhaupt in seinen fünf Classen von 64 Schülern besucht, welche von 12 Lehrern, nämlich dem Consistorialrath und Dir. Dr. F. G. Kiessling, den Proff. Dr. L. Reinhardt und Dr. H. Fischer, dem Lehrer der Mathematik und Physik Dr. W. Büchner, den ordentlichen Lehrern A. Weidemann, Dr. R. Diezsch und Dr. 4. Doberenz, und vier Hülfslehrern, unterrichtet wurden. XXI, 230.

[ocr errors]

vgl. NJbb.

[J.]

LIEGNITZ. Die zu Ostern vorigen Jahres erschienene Ankündi

gungs – und Einladung chrift zu der öffentlichen Prüfung der Schüler der Ritterakademie enthält statt der Abhandlung unter dem Titel: Abraham von Bibran, seine Studien, seine Reisen, sein Briefwechsel, nach gleichzeitigen Urkunden und Quellen aus der Bibliothek der kön. Ritterakademie zu Liegnitz, von Dr. Friedr. Schulze, Professor und Bibliothekar, [1838. XVI S. u. 22 S. Jahresbericht. 4.] eine ziemlich unbedeutende Biographie des genannten Herrn, welche sich eigentlich nur über dessen Schul- und Studienzeit [zu Ende des 16. Jahrhunderts] verbreitet, und in folgender altfränkischen Weise geschrieben ist:,, Dass es recht und billig, anch Gott gefällig, vornehmer hochbegabter Leute lange nach ihrem Absterben aufs ehrlichste und beste za gedenken, ist offenbar, weil die Heilige Schrift selbst solches thut: und Sirach sagt (44, 1.): Also wollen wir nun - auch erzählen und bedenken Abkunft, Leben, Wandel und seligen Abschied des weiland Herrn Abraham von Bibran; ist der Ehren und des Dankes wohl würdig, dass seiner nimmermehr vergessen werde.“ etc. etc. Die Akademie war im Schuljahr von Ostern 1837 bis dahin 1838 von 100 Zöglingen besucht und entliess 7 zar Universität. Während dieser Zeit gab der Superintendent Müller den öffentlichen Religionsunterricht, welchen er seit 20 Jahren in 2 wöchentlichen Stunden besorgt hatte, wegen vorgerückten Alters auf und es wurde derselbe dem Diaconus Peters übertragen. Ende Octobers 1837 wurde der bisherige Lehrer am Stadtgymnasium Joh. Karl Christian Mayer (geboren in Magdeburg am 12 Juli 1799) als Inspector und Lehrer angestellt. Im neuen Schuljahr ist bekanntlich der Studiendirector Dr. Christ. Fürchteg. Becher gestorben und der Schulamtscandidat Friedrich Blau als Inspector definitiv angestellt worden. vgl. NJbb. XIX, 362. Der Lehrplan der Anstalt ist sehr reich, und war im vorigen Jahre folgendermaassen gestaltet:

[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]
« 이전계속 »