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Passionspredigten,

gehalten im Jahr 1534.

Dr. M. Luther's einleitende Betrachtung auf die Passionspredigten.

(Nach. Dietrich.)

Weil die Jahrszeit da ist, da man von dem Leiden

unsers lieben Herrn Jesu Christi in der Kirche zu fina gen und predigen pflegt, wollen wir's auch dabei lassen bleiben. Denn es ist nicht eine böse Ordnung, daß diese nüßliche und tröstliche Historia ihre gewisse bes stimmte Zeit im Jahr habe, da man fie vom Anfang bis zum Ende, von Wort zu Wort in der Kirche dem gemeinen Volk vorlese, und davon rede, was sie uns nüße, und wie wir ihr brauchen sollen; sintemal die große Gewalt des Teufels vor Augen ist, der, ob man gleich täglich davon prediget, dennoch dem Worte so viel Widerstand thut, daß die Herzen erkalten, der Predigt nicht sonderlich achten, und heuer bleiben wie vorher, wo sie anders nicht årger werden. Solche Noth soll uns billig treiben, daß wir mit dem Wort immerdar anhalten, und sonderlich die Historia des Leidens Chrifti von Stück zu Stück, so viel wir Zeit haben können, den Einfältigen einbilden follen. Denn es läßt sich hier nicht scherzen. Sollte man ein, zwei oder drei Jahr nichts davon predigen, würde es fo rein erlöschen, daß der gemeine Haufe nicht viel davon würde wissen. Denn wir, die stets mit Gottes Wort umgehen, erfahren an uns selbst, was es für Schaden thut, wenn wir einen Tag oder zweien uns nicht darin Suther's Werke. 3. Bd.. 1

aben; was follte es denn bei denen thun, die in ei nem Jahr oder zweien keine Predigt hören? Da müssen rohe Leute aus werden, wie das Vieh. Darum ist's vonnöthen, daß man diese Predigt stets treibe, aufblase und anzünde. Denn der Teufel läßt's nicht, er geußt immer kalt Wasser zu; sonst würde es nicht fehlen, es müßten mehr Leute sich des Worts beffern, fintemal es so klar immerdar vorgetragen wird.

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Die Papisten haben jeßt ihre rechte Marterwo chen; da ist des Singens, Lefens, 'Predigens vom Leiden Christi sehr viel. Aber was bessern sie sich? Auf der Zunge haben sie das Leiden Chrifti; im Herzen aber verfolgen fie es, und halten's für nichts. Sonst würden sie auf ihr eigen Leiden nicht so viel halten, und ihre Werke nicht so hoch rühmen. Also, bei uns, da man doch fleißig prediget, hat's auch den Mangel, daß der meiste Theil, wie wir aus den Werken und Leben spüren können, das Wort in Wind schlägt. Darum ist diese Predigt zugleich eine hohe und schlechte Predigt, eine heimliche und öffentliche Predigt, eine starke und schwache Predigt. Ursach: Wenn man ein Mährlein vom Dietrich von Bern sagt, das kann man behalten, ob man's gleich nur einmal höret. Das gegen findest du tausend und aber tausend Menschen, welche diese Predigt alle Tage hören, und fassen's doch mit solchem Ernst nicht, daß fie frömmer davon wür den. Eben wie sie in die Kirchen gehen, so gehen fie wieder hinaus. Diese hören's wohl, halten's aber für ein schlecht, gering und unnüß Ding.

Darnach find andere, derselben sind auch viel, die hören es sehr gern, wenn man sagt: Christus hat für uns genug gethan, wir können nicht durch unser Vers dienst und Werk die Seligkeit, erlangen, Christus hat's allein durch sein Blut und Sterben erworben. Aber sobald man anhebk, und spricht: So du solches Leidens Chrifti recht genießen willst, so mußt du nicht so geizen, scharren, Unsucht treiben, schwelgen, stolz feyn 2c. so brennet der Rhein, wollen's nicht leiden, daß man sie um ihrer Sünde willen strafen, oder. darum für Unchristen halten soll. Aber wie follen

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wir ihm thun? Es ist der Predigt, und sonderlich der Schüler Art also; denn der Teufel hindert's, we er kann, daß es nicht in alle Herzen gehet. Darum müssen wir um Gottes Ehre und unser Seligkeit willen, immerdar mit dem Wort ánhalten, ob schon der meiste Theil nicht dran will, daß doch die an= dern nicht auch davon kommen, und also das Opfer immerdar im Gedächtniß bleibe, das der Sohn Got tes für uns geopfert hat.

Diese Predigt ist erstlich angangen im Paradies, da dem Adam und Hevá der Saame des Weibes verheißen ward, der der Schlange den Kopf zertreten sollte, Ist also in der Kirche blieben, bis auf uns, wird auch erschallen, bis an der Welt Ende. Und ist eigentlich der höchste Gottesdienst, den wir thun Fönnen, daß wir solches Opfers in der Kirche, auf der Kanzel, im Hause, und allenthalb gedenken, und jez dermann dazu weisen.

Das Volk Israel war sehr beschweret mit seinem Gottesdienst, mußte Kühe und Kälber opfern c.` Unter dem Pabsithum gehet auch viel auf ihren Got tesdienst. So man heutiges Tages uns dergleichen Beschwerung und Unkosten sollte auflegen, hätte ich Sorge, wir würden wenig Christen behalten. Aber da leget uns unser lieber Herr Gott nicht mehr auf, denn diesen geringen Dienst, daß wir seiner unaussprechlichen Wohlthat, daß sein Sohn für unsere Sün De fich geopfert hat, nicht vergessen, sondern davon predigen sollen, auf daß die Jungen von den Alten lernen. Wo nun solcher Gottesdienst ist, da mag man Gott danken. Denn er wird seine gewisse Frucht mit sich bringen, und nicht bei allen Menschen umsonst und vergebens seyn.

In der Türkei ist er dahin, da ist des Leidens unsers Herrn Chrifti gar vergessen, und an seiner Statt die Predigt von Mahomed eingesessen. Bei den Juden ist er auch dahin. In Deutschland ist man folches Gottesdiensts schier auch müde worden, und achtet sein nicht viel. Aber kommt dieser Gots tesdienst von uns hinweg, so wird die Strafe nicht

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