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Muskelverkürzung nicht mehr weiter wächst, demgemäss auch die Erregung des Nerven nicht mehr zunehme, sondern vom Eintritt des Zuckungsmaximum immer den nämlichen Werth behalte, wie sehr man auch ferner die Stärke des elektrischen Reizes steigern möge. So viel dem Ref. bekannt, ist diese Ansicht Munk's bis jetzt nicht bewiesen. Ueber das Erregungsmaximum sind die oben schon erwähnten Angaben Munk's zu vergleichen. Mit dem Sinken des Erregungsmaximums verlängert sich die Zeit der latenten Reizung, aber die Dauer der Verkürzung des Muskels sowohl wie die der Verlängerung nahm in Munk's Versuchen ab. Diese Veränderungen der zeitlichen Verhältnisse waren bei gleicher Schwankung des Erregungsmaximum um so grösser, je geringer der absolute Werth des Erregungsmaximum war. Die entgegengesetzten Veränderungen in der Dauer der latenten Reizung, der Verkürzung und Verlängerung des Muskels waren mit der Erhöhung des Erregungsmaximum verbunden in der ersten Zeit nach dem Tode.

Reizte Munk den Nerven nun nach einander an den drei Stellen, so erhielt er drei congruente aber horizontal gegeneinander verschobene Zuckungscurven, deren Verschiebung die verschiedene Zeit der Fortpflanzung des Reizes im Nerven bedeutete: es war aber die von der centralen Nervenstrecke aus erhaltene Curve gegen die von der mittlern Strecke aus erhaltene beträchtlicher verschoben, als diese letztere gegen die von der peripherischen Strecke aus erhaltene, während beide Abstände gleich waren.

Wenn beim Steigen der Temperatur die Fortpflanzungsgeschwindigkeit rasch wächst, so nimmt die absolute Grösse jener Zeitdifferenz rasch ab, so dass endlich die Curvenanfänge zusammenfielen, wenn nicht der Cylinder des Myographion rascher rotirte. Aenderungen der relativen Grösse der Differenz wurden dabei mit Sicherheit nicht wahrgenommen.

Nicht immer wurden congruente Curven erhalten; Veränderungen der Erregbarkeit, auf den verschiedenen Nervenstrecken nicht gleich, Ermüdung und Modification durch den vorausgegangenen Versuch mussten bedingen, dass häufiger drei nicht ganz gleiche Zuckungscurven erhalten wurden, die jedoch ebenfalls die fragliche Differenz darboten, ohne dass diese durch verschiedene Dauer der latenten Reizung bewirkt wurde; auch kamen derartige Curven vor, durch deren Verschiebung obige Erfahrung sogar a fortiori bestätigt wurde, mit Rücksicht nämlich auf die Beschaffenheit der Verschiebung

der Curvenanfänge, welche wegen verschiedener Dauer der latenten Reizung hätte erwartet werden müssen.

Munk schliesst somit, dass die Mittheilung der Erregung von Querschnitt zu Querschnitt im Verlaufe eines Nerven nicht mit überall gleicher Geschwindigkeit erfolgt. Die Zeit, die für die Fortpflanzung der Erregung durch die zwischen den beiden äussersten der drei Reizapplicationsstellen gelegene Strecke erforderlich ist, ist mehr als doppelt so gross, als die Zeit, während welcher die Erregung durch die untere Hälfte derselben Strecke sich fortpflanzt.

Die Deutung dieser Erfahrung könnte daher lauten, dass die dem Centrum näher gelegenen Stellen des Nerven ihrer innern Constitution nach die Erregung mit geringerer Geschwindigkeit leiten, als die vom Centrum weiter entfernten Stellen; oder dahin, dass bei gleicher Leitungsgeschwindigkeit auf allen Punkten des Nerven, die gleichweit von der Erregungsstelle entfernt sind, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung mit der Länge der leitenden Strecke abnehme; oder endlich auch dahin, dass beide Momente zusammen wirksam seien. Nach späteren Untersuchungen bemerkt Munk, dass, mit einer wesentlichen Beschränkung, die zweite Deutung, Abnahme der Fortpflanzungsgeschwindigkeit mit der Länge der leitenden Strecke, die richtige sei.

Das vorliegende erste Heft der zweiten Abtheilung zweiten Bandes von Du Bois-Reymond's Untersuchuugen über thierische Elektricität ist die ausführliche Darstellung dessen, was der Verf. schon früher kurz zusammengefasst veröffentlicht und in den Berliner Monatsberichten und im II. und III. Bande der Untersuchungen zur Naturlehre etc. von Moleschott zusammengestellt hat, wonach im Bericht 1857. p. 399 bis 411 referirt wurde.

Die Untersuchungen Du Bois' sowohl, wie die von Bernard (Ber. 1857. p. 400 u. 401) über das elektromotorische Verhalten der Haut des Frosches hatten ergeben, dass zwischen innerer und äusserer Hautfläche ein elektrischer Gegensatz herrscht, bei welchem sich die innere Hautfläche positiv gegen die äussere verhält. Höchst wahrscheinlich ist es der nämliche elektrische Gegensatz, welchen Budge neuerlich beobachtet hat, als er den Querschnitt von Froschhaut einerseits, die äussere Oberfläche anderseits in den Multiplicatorkreis ein-schaltete und im Multiplicator einen vom Querschnitt zur

äussern Hautfläche gerichteten Strom erhielt. Budge benutzte rollenförmig aufgewickelte Hautstücken, erhielt übrigens den Strom auch von einem nicht gerollten Hautstück. Da Budge besonders warnt, nicht die innere Oberfläche statt der äussern dem Querschnitt gegenüber zu legen, so zeigten wahrscheinlich Querschnitt und innere Fläche keinen elektrischen Gegensatz, weshalb man wohl schliessen kann, dass der Querschnitt in Budge's Versuchen die Stelle der inneren Hautfläche in Du Bois' und Bernard's Versuch vertrat. Der Grund, weshalb Budge grade auf den Querschnitt der Haut verfiel, scheint ein eigenthümlicher Gedankengang des Verfs. zu sein, der sich daraus erkennen lässt, dass Budge immer Parallelen zwischen Hautrollen und Muskeln zieht, dieselben auch auf die Stärke ihrer elektromotorischen Wirksamkeit vergleicht, worauf hier nicht eingegangen zu werden braucht. Auch glaubt sich Budge in Widerspruch mit seinen Beobachtungen gegen die von Du Bois, worüber gleichfalls auf das Original verwiesen werden kann. Dass die elektromotorische Wirksamkeit der Froschhaut sich auch mit Hülfe des stromprüfenden Froschschenkels nachweisen lässt, bestätigt Budge.

Budge behauptet nach zahlreichen hauptsächlich am M. gastrocnemius des Frosches, aber auch an anderen Muskeln angestellten Untersuchungen, dass das Gesetz des ruhenden Muskelstroms; wie es Du Bois aufstellte, nicht richtig sei.

Nach Budge verhält sich die obere Sehne des M. gastrocnemius niemals negativ gegen den natürlichen Längsschnitt des Muskels, sondern jedes Mal positiv. Dagegen verhält sich die Achillessehné negativ gegen den Längsschnitt. Wenn Budge zwei gleich weit vom Aequator des Muskels entfernte Punkte der Längsoberfläche des Muskels in den Multiplicatorkreis einschaltete, so erhielt er stets eine starke Ablenkung in dem Sinne, dass sich das obere Ende des Muskels positiv gegen das untere Ende verhielt. Schaltete Budge den Muskel mit einem Punkte nahe der Achillessehne und einem andern zwischen diesem und dem Aequator ein, so erhielt er stets bedeutend geringere, zuweilen gar keine Ausschläge. Bei Einschaltung des Muskels mit einem Querschnitt am obern und einem Querschnitt am untern Ende erhielt Budge ebenfalls immer einen Strom in dem Sinne, dass sich der obere Querschnitt positiv gegen den untern verhielt. Ein Querschnitt am untern Muskelende verhielt sich stets dem Du Bois'schen Gesetze gemäss, negativ gegen den Längsschnitt; aber ein Querschnitt am obern Muskelende zeigte dies Verhalten unter 10 Fällen nur 2 Mal, in der Regel verhielt sich dieser Quer

schnitt positiv gegen den Längsschnitt. War dieses nicht der Fall, SO war der Ausschlag der Nadel in dem Sinne des Du Bois'schen Gesetzes ausserordentlich viel geringer, als der Ausschlag bei Ableitung zwischen unterm Querschnitt und Längsschnitt. Budge theilte den Gastrocnemius in zwei Hälften durch einen Schnitt im Aequator. Wurde die untere Hälfte abgeleitet zwischen dem Aequatorial - Querschnitt und der Längsoberfläche in der Nähe der Achillessehne, so war der Strom bedeutend schwächer, als wenn die Ableitung stattfand zwischen einem Querschnitt am Sehnenende und dem Längsschnitt in der Nähe des Aequators. Bei Untersuchung der obern Hälfte des Muskels wurde der stärkere Ausschlag erhalten bei Ableitung vom Aequatorialquerschnitt und vom Längsschnitt oben, der schwächere bei Ableitung von einem Querschnitt nahe der Sehne und vom Längsschnitt nahe dem Aequator. In beiden Fällen kam es auch vor, dass der schwächere Strom von den je zweien die umgekehrte Richtung hatte, so dass der Querschnitt sich positiv verhielt; das häufigere Verhalten war dieses in dem betreffenden Falle an der obern Hälfte des Muskels.

Es ist zu den Versuchen des Verfs. zu bemerken, dass der Gastrocnemius des Frosches wegen seines keineswegs einfachen Baues, wegen der complicirten Lagerungsverhältnisse der Muskelbündel und Sehnen nicht geeignet ist, um bhne genaue Berücksichtigung dieser speciellen Verhältnisse sofort das Gesetz des Muskelstroms erkennen zu lassen und auf keinen Fall ist der von Budge nur mit dem Cirkel abgemessene Aequator dieses Muskels identisch und gleichwerthig mit dem Aequator des Muskels, welchen Du Bois gemeint hat, in Bezug auf welchen bei gleichmässiger Vertheilung der Muskelmasse zu beiden Seiten aequidistante Punkte keinen Gegensatz zeigen.

Aus allen seinen Beobachtungen schliesst Budge, dass in dem Muskel zwei Ströme vorhanden seien, von denen der eine durch einen polaren Gegensatz des obern und untern Endes des Muskels bedingt sei, wobei sich das obere Ende desselben positiv verhalte, von denen der andere allein der bisher bekannte sei, der nur durch einen künstlichen Querschnitt hergestellt würde und auf dem negativen Verhalten des künst liehen Querschnitts gegen die Längsoberfläche beruhe. dieser Annahme würden sich die obigen Angaben befriedigend erklären: an der untern Muskelhälfte ist der ,, natürliche" Strom (d. h. der ohne künstlichen Querschnitt vorhandene) entgegengesetzt gerichtet dem Strom vom Längsschnitt zum

Mit

äquatorialen Querschnitt, an der obern Hälfte des Muskels ist der natürliche Strom gleich gerichtet mit dem vom Längsschnitt zum aequatorialen Querschnitt, u. s. w. Bei gleicher Richtung beider Ströme verstärken sie einander, man erhält die starken Ausschläge des Magneten; bei entgegengesetzter Richtung der beiden Ströme kann entweder der natürliche oder der künstliche Strom prävaliren, daher in diesen Fällen die Stromesrichtung im Multiplicator nicht für alle Fälle constant ist, sondern scheinbare Ausnahmen von einer Regel zeigt. Diejenigen Ausnahmefälle, welche Du Bois durch die Annahme der parelektronomischen Schicht zu erklären suchte, führt Budge auf den erwähnten Gegensatz zwischen dem natürlichen · und künstlichen Strom des Muskels zurück.

Den stromprüfenden Froschschenkel benutzt Budge zum Nachweis jenes Verhaltens in der Weise, dass er durch den Nerven desselben das eine Mal einen Querschnitt am obern Ende des Muskels mit einem Punkte des Längsschnitts verbindet und schwache oder gar keine Wirkung erhält, das andere Mal durch den Nerven einen Querschnitt am untern Ende des Muskels mit dem Längsschnitt verbindet und bedeutende Zuckung erhält: im ersten Falle nach Budge entgegengesetzte Richtung des natürlichen und künstlichen Stromes, im zweiten Falle gleiche Richtung beider.

Weber erörtert ausführlicher, wie bei den Versuchen Volkmann's über die Elasticität des Muskels einerseits und bei den eigenen über diesen Gegenstand anderseits eine beträchtliche Differenz im Beobachtungsobject dadurch bedingt sei, dass

Volkmann den Muskel nicht tetanisirt, sondern mit einzelnen Inductionsschlägen gereizt, er selbst aber (Weber) den Muskel tetanisirt habe. (S. d. Bericht 1858. p. 472.) Weber ist nämlich der Meinung, dass es sich nur bei tetanisirender Reizung um Elasticitätsäusserung und Elasticitätsbeobachtung handeln könne, nicht aber bei einzelnen ruckweisen Reizungen durch einzelne Inductionsschläge. Im Moment des Inductionsschlages wird, sagt Weber, dem an dem Muskel befestigten Gewicht eine blosse Geschwindigkeit ertheilt, die selbst nicht Gegenstand der Beobachtung ist; das Gewicht setzt wie ein geworfener Körper die Bewegung fort, bis sie nach den Fallgesetzen aufgehoben ist; nur diese Wurfhöhe kommt zur Beobachtung. Wenn nun auch aus der Wurfhöhe die dem Gewichte von dem momentan gereizten Muskel ertheilte Geschwindigkeit bestimmt werden könnte, so würde diese Möglichkeit doch wieder beeinträchtigt werden, wenn der Inductionsschlag in dem Muskel Nachwirkungen hinter

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